Gelobt . Морган Райс

Gelobt  - Морган Райс


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durchgerissen. Es war bedeckt mit uralter Handschrift, zart geschrieben, in einer Sprache, die Caitlin nicht erkannte. Am Rand entlang standen mehrfarbige Buchstaben, Zeichnungen und Symbole, und in seiner Mitte war eine halbkreisförmige Zeichnung. Doch da es zerrissen war, konnte Caitlin nicht erkennen, was es sein sollte.

      „Für dich“, sagte er, hob es sorgsam hoch und hielt es ihr hin.

      Caitlin nahm das zerrissene Stück Pergament, fühlte es in ihren Fingern knittern und hielt es gegen das Fackellicht. Es war eine herausgerissene Seite, möglicherweise aus einem Buch. Mit all seiner zierlichen Symbolik sah es aus wie ein regelrechtes kleines Kunstwerk.

      „Es ist die fehlende Seite aus dem Heiligen Buch“, erklärte McCleod. „Wenn du das Buch findest, wird die Seite vollständig sein. Und wenn sie das ist, wirst du die Reliquie finden, die wir alle suchen.“

      Er wandte sich ihr zu.

      „Den Heiligen Gral.“

      KAPITEL SIEBEN

      Caitlin saß in ihrem geräumigen Zimmer in Dunvegan Castle an einem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster hinaus in den Sonnenuntergang. Sie betrachtete die zerrissene Seite, die McCleod ihr überreicht hatte, und hielt sie gegen das Licht. Langsam ließ sie ihre Fingerspitzen über die geprägten lateinischen Buchstaben gleiten. Sie sahen uralt aus, und fühlten sich auch so an. Die gesamte Seite war so wunderschön und detailreich gestaltet, und sie bewunderte die bunten Verzierungen entlang des Randes. Damals, erkannte sie, wurden Bücher als Kunstwerke für sich gefertigt.

      Caleb lag auf ihrem Bett, während Scarlet und Ruth auf einem Haufen Fellen vor dem Kamin am anderen Ende des Raums ausgestreckt lagen. Dieser Raum war so weitläufig, dass sich Caitlin selbst mit ihnen allen darin mit ihren Gedanken alleine fühlte. In den Nachbarzimmern, wusste sie, waren Sam und Polly untergebracht. Es war ein langer Tag gewesen, und ein langes Festmahl mit Aidens Clan und den Männern des Königs, und sie ließen sich nun alle zur Nachtruhe nieder.

      Caitlin musste unentwegt an die zerrissene Seite denken, den Hinweis, wohin er sie führen mochte, und ob er den vierte Schlüssel hervorbringen würde. Würde ihr Vater diesmal da sein? Konnte es sein, dass er ganz in der Nähe wartete? Ihr Herz schlug beim Gedanken daran schneller. Bedeutete das, dass sie endlich das Schild finden würde? Dass alles endlich vorbei sein würde? Und was würde sie dann tun? Wohin würde sie als nächstes gehen?

      Es war alles zu überwältigend für sie, um darüber nachzudenken. Sie fühlte, sie musste sich auf den einen Hinweis vor ihr konzentrieren, einen Schritt nach dem anderen gehen. Sie dachte daran, was McCleod über den Heiligen Gral gesagt hatte. Er hatte ihr gesagt, dass er und seine Männer ihr Leben der Suche nach dem Gral gewidmet hatten. Dass der Legende nach eine Frau ankommen und sie zu ihm führen würde. Er glaubte, dass sie, Caitlin, diese Frau war. Und deswegen hatte er ihr seinen wertvollen Hinweis, das uralte Stück Papier, überlassen.

      Doch Caitlin war sich nicht so sicher. War der Gral nur ein Mythos? Oder war er echt? Und was hatte er mit ihrer Suche zu tun?

      Caitlin wusste nicht, wohin all dies führen würde, doch als sie nachdachte, erkannte sie, dass sie wieder einmal endlich in dieser Burg, mit diesen Leuten, einen Ort gefunden hatte, wo sie einen Sinn von Frieden und innerer Ruhe empfand. Sie fühlte sich auf Skye zu Hause, in dieser Burg, mit diesem König, mit seinen Rittern, und natürlich wiedervereint mit Aidens Clan. Sie war begeistert, mit Caleb, Scarlet, Sam und Polly vereint zu sein. Wieder einmal fühlte sich endlich alles mit der Welt in Ordnung an. Es war kalt und windig hier draußen, und mit dem prasselnden Kaminfeuer war es hier drin gemütlich, und sie wollte nicht wirklich da hinaus und noch mehr Hinweisen nachjagen. Sie wollte genau hier bleiben. Sie konnte sich vorstellen, sich hier mit Caleb, Scarlet und Ruth ein Heim aufzubauen.

      Wenn sie ihre Mission weiter verfolgten, wie würde sich das auf ihre Beziehung mit Caleb auswirken? Oder konnte es gar Scarlet oder Ruth in Gefahr bringen? Es schien, dass immer dann, wenn sie einem der Schlüssel näher kam, schlimme Dinge zu passieren begannen.

      Caitlin setzte langsam das brüchige Stück Papier ab und starrte stattdessen auf ihr ungeöffnetes Tagebuch, das vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Es war nun abgenutzt, von der Nutzung ganz dick, und sah selbst schon wie eine Reliquie aus. Sie blätterte langsam hindurch, alle Seiten, bis sie beinahe am Ende des Buchs angekommen war. Sie erkannte erschrocken, dass nicht mehr viele leere Seiten übrig waren. Sie konnte es nicht glauben. Als sie das Tagebuch begonnen hatte, schien es, als würde es ewig ausreichen.

      Sie hob die Feder, tauchte sie in die Tinte und begann zu schreiben.

      Ich kann nicht glauben, dass dieses Tagebuch beinahe zu Ende ist. Ich sehe mir einige meiner älteren Einträge an, wie die aus New York City, und es fühlt sich an, als wäre es ganze Lebzeiten her. Doch es fühlt sich auch an, als wäre es erst gestern passiert.

      Ich erinnere mich zurück an alles, was ich durchgemacht habe, und ich weiß nicht einmal mehr, wo ich anfangen soll. Es fühlt sich an, als wäre zu viel vorgefallen, als dass ich dich mit allem auf den neuesten Stand bringen könnte. Also werde ich dir nur die wichtigsten Dinge erzählen.

      Caleb lebt. Er hat seine Krankheit überlebt. Ich bin wieder mit ihm zusammen. Und wir werden heiraten. Nichts macht mich glücklicher.

      Scarlet, das schönste achtjährige Mädchen der Welt, ist in unser Leben getreten. Sie ist nun unsere Tochter. Auch sie hat ihre Krankheit überlebt und ich bin überglücklich.

      Nicht zu sprechen von Ruth, die größer und stärker geworden ist, als es Rose je war, und die womöglich das loyalste und beschützerischste Tier ist, das mir je begegnet ist. Sie ist genauso sehr Teil unserer Familie wie Scarlet und Caleb.

      Und es freut mich sehr, wieder mit Sam und Polly vereint zu sein. Endlich fühlt es sich an, als wäre meine ganze Familie wieder zusammen, unter einem Dach.

      Ich bin nervös vor unserer Hochzeit. Caleb und ich hatten noch keine Gelegenheit, darüber zu sprechen, doch ich fühle, dass es bald sein wird. Als ich jünger war, habe ich immer versucht, mir meinen Hochzeitstag vorzustellen. Doch ich habe mir nie auch nur annähernd so etwas vorgestellt, wie das hier sein wird. Eine Vampirhochzeit? Wie wird sie aussehen?

      Ich hoffe, dass er mich immer noch so sehr liebt wie ich ihn. Ich spüre, dass er das tut. Ich frage mich, ob er auch nervös ist vor unserer Hochzeit?

      Ich sehe auf meinen Ring hinunter, den Ring, den er mir gegeben hat, so schön, mit all diesen glitzernden Juwelen bestückt. Es fühlt sich nicht real an. Nichts davon. Doch zugleich fühle ich mich, als wäre ich schon immer mit ihm verbunden gewesen.

      Ich will meinen Vater finden. Sehr sogar. Doch ich will nicht länger suchen, und ich will nicht, dass die Dinge sich ändern. Nichts von all dem hier. Ich will mit Caleb zusammensein. Und ich will, dass unsere Hochzeit stattfindet. Ist es falsch, unsere Hochzeit an erste Stelle zu setzen?

      Caitlin schloss ihr Tagebuch und legte die Feder ab. Immer noch verloren in einer anderen Welt, blinzelte sie und blickte sich im Raum um. Sie fragte sich, wie viel Zeit vergangen war, während sie vor sich hin gegrübelt hatte; sie blickte aus dem Fenster und sah, dass die Dämmerung hereingebrochen war, und als sie sich im Zimmer umblickte, sah sie, dass Scarlet und Ruth immer noch fest schliefen. Auf der anderen Seite des Zimmers, im Licht der Fackeln, schien auch Caleb zu schlafen.

      Auch Caitlin fühlte sich müde. Sie fühlte, dass sie ihren Kopf klar bekommen musste, frische Luft schnappen. Sie stand leise vom Schreibtisch auf und durchquerte das Zimmer, entschlossen, hinauszuschlüpfen. Sie packte sich unterwegs einen Überwurf aus Fell und legte ihn sich um die Schultern. Gerade, als sie die Tür erreicht hatte, hörte sie jedoch ein leises Räuspern.

      Sie blickte hinüber und sah, dass Caleb sie mit einem offenen Auge ansah und sie zu sich winkte.

      Sie kehrte um und kam an seine Seite, und als er auf das Bett klopfte, setzte sie sich neben ihn.

      Er lächelte sie an, während er langsam die Augen öffnete. Wie immer war sie von seiner Schönheit hingerissen. Seine Gesichtszüge waren so perfekt, so scharf und glatt, sein Kiefer und seine Wangenknochen ausgeprägt, seine Lippen voll und


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