Gegenkräfte. Aldivan Teixeira Torres
es der Heilige Gral sein, der verlorene Becher von Christus, der ewige Jugend an die gibt, die aus ihm trinken? Meine Beine zittern. Impulsiv renne ich zu dem Kelch und trinke davon. Der Wein schmeckt göttlich, wie von Göttern. Ich fühle mich benebelt, die Welt dreht sich, die Engel singen und der Boden der Höhle bebt. Ich habe meine erste Vision: Ich sehe einen Juden namens Jesus, zusammen mit seinen Aposteln, heilend, befreiend und seinen Leuten neue Perspektiven lehrend. Ich sehe die ganze Geschossbahn seiner Wunder und seiner Liebe. Ich sehe auch den Betrug Judas‘ und dem Teufel, der hinter seinem Rücken wirkt. Endlich sehe ich seine Wiederauferstehung und seine Herrlichkeit. Ich höre eine Stimme die sagt: Mach deine Bitte. Erfreut rufe ich lautstark: Ich möchte Der Seher werden!
Das Wunder
Kurz nach meiner Bitte bebt der Schrein, füllt sich mit Rauch und ich kann veränderte Stimmen hören. Was sie offenbaren ist komplett geheim. Ein kleines Feuer steigt aus dem Kelch empor und landet in meiner Hand. Sein Licht durchdringt mich und erleuchtet die ganze Höhle. Die Wände der Höhle verändern sich und geben einen Weg zu einer kleinen Türe frei. Sie öffnet sich und ein starker Wind zieht mich zu ihr. All meine Bemühungen springen in meine Gedanken: Meine Hingabe zum Lernen, wie ich perfekt Gottes Gesetzen folgte, der Aufstieg auf den Berg, die Aufgaben und sogar genau dieser Durchgang in die Höhle. All das brachte mich zu außerordentlichem geistigem Wachstum. Ich war nun bereit dafür Glücklich zu sein und meine Träume zu erreichen. Die so gefürchtete Höhle der Verzweiflung zwang mich dazu, meine Bitte vorzutragen. In diesem großartigen Moment erinnere ich mich auch an alle, die direkt oder indirekt zu diesem Sieg beigetragen haben: Meine Grundschullehrerin, Frau Socorro, die mir Lesen und Schreiben lehrte, meine Lehrer des Lebens, meine Schule und Arbeitsfreunde, meine Familie und die Beschützerin, die mir half, die Aufgaben zu schaffen sowie genau diese Höhle. Der starke Wind zieht mich weiter zur die Tür und schon bald werde ich in der geheimen Kammer sein.
Schließlich endet die Kraft, die mich zog. Die Tür schließt. Ich bin in einer extrem großen Kammer die hoch und dunkel ist. Rechts befinden sich eine Maske, eine Kerze sowie eine Bibel. Links ist ein Umhang, ein Ticket und ein Kruzifix. In der Mitte, hoch oben, hängt ein rundes Eisengerät. Ich gehe nach rechts: Ich ziehe die Maske an, nehme die Kerze und öffne die Bibel an einer zufälligen Stelle. Ich gehe nach links; Ich ziehe den Umhang um, schreibe meinen Namen und alias auf das Ticket und sichere das Kruzifix mit der anderen Hand. Ich begebe mich in die Mitte und positioniere mich direkt unter dem Gerät. Ich äußere die fünf magischen Buchstaben: S-e-h-e-r. Sofort wird ein Kreis aus Licht aus dem Gerät ausgesandt und umhüllt mich komplett. Ich rieche den Weihrauch der jeden Tag für einen großen Träumer entzündet wird: Martin Luther King, Nelson Mandela, Mutter Theresa, Franz von Assisi und Jesus Christus. Mein Körper vibriert und beginnt zu treiben. Meine Sinne erwachen und mit ihnen kann ich Gefühle und Absichten tiefgehender erkennen. Meine Gaben sind gestärkt und mit ihnen kann ich Wunder in Raum und Zeit vollführen. Der Kreis schließt sich zunehmend und jedes Gefühl von Schuld, Intoleranz und Angst in meinem Verstand ist gelöscht. Ich bin fast bereit: Eine Sequenz von Visionen fängt an und verwirrt mich. Endlich geht der Kreis aus. Sofort öffnet sich eine Reihe von Türen und mit meinen neuen Gaben kann ich perfekt sehen, fühlen und hören. Die Schreie von Charakteren die sich offenbaren wollen, deutliche Zeiten und Orte erscheinen und wichtige Fragen zersetzen mein Herz. Die Aufgabe, ein Hellseher zu sein, ist gestartet.
Die Höhle verlassen
Mit allem geschafft war alles, was übrig blieb, die Höhle zu verlassen und meine wahre Reise zu beginnen. Mein Traum wurde gewährt und er musste jetzt nur noch an die Arbeit. Ich fange an zu laufen und nach einer kurzen Zeit lasse ich die geheime Kammer hinter mir. Ich denke nicht, dass je wieder jemand die Freude haben wird in sie reinzugehen. Die Höhle der Verzweiflung wird nie wieder die gleiche sein nachdem in sie siegreich, selbstbewusst und glücklich verließ. Ich gehe zurück zum dritten Szenario: Die Bilder der Heiligen sind noch intakt und scheinen erfreut über meinen Sieg zu sein. Der Becher ist runtergefallen und ist trocken. Der Wein war lecker. Ich arbeite mich ruhig durch das dritte Szenario und nehme die Atmosphäre des Ortes. Er ist wirklich so heilig, wie die Höhle und der Berg. Ich rufe aus Freude und das Echo erstreckt sich durch die ganze Höhle. Die Welt nach dem Seher wird nicht mehr dieselbe sein. Ich stoppe, denke und betrachte mich selbst auf jede Weise. Mit einem finalen Abschiedskuss verlasse ich das dritte Szenarium und gehe durch die linke Tür für die ich mich entschied. Der Weg des Sehers wird kein einfacher sein, weil es schwer sein wird, die Gegenkräfte des Herzens komplett zu kontrollieren und sie dann anderen zu lehren. Der linke Weg, der meine Option war, repräsentiert Wissen und andauerndes Lernen, ob mit den Gegenkräften, Reue oder dem Tot selbst. Das gehen wird erschöpfend, da die Höhle ausgedehnt, dunkel und sehr feucht ist. Die Aufgabe eines Sehers ist womöglich größer als ich sie mir vorstellte: Die Aufgabe, Herzen zu versöhnen. Das ist aber nicht alles: ich muss noch weiter auf meinen eigenen Weg aufpassen. Die Galerie wird schmäler und mit ihr auch meine Gedanken. Meine Gefühle des Heimwehs, wie auch Nostalgie für Mathematik und mein eigenes persönliches Leben flutet. Zuletzt kommt die Nostalgie für mich selbst. Ich eile meine Schritte, bin bald schon im zweiten Szenario. Zerbrochene Spiegel zeigen jetzt Teile meines Verstandes die erhalten und erweitert wurden: die Glücksgefühle, die Tugenden, die Gaben und die Kapazität einzusehen, wenn ich mich geirrt habe. Die Szenarien in den Spiegeln sind Reflektionen meiner eigenen Seele. Diese Selbsterkenntnis werde ich mein ganzes Leben mit mir tragen. Die Erinnerungen an die Figuren des Kindes, des 15 jährigen Jungen und des alten Mannes sind in meinen Gedanken gespeichert. Sie sind drei meiner vielen Gesichter die erhalten wurden, weil sie meine eigene Geschichte sind. Ich verlasse das zweite Szenarium und mit ihm meine Erinnerungen. Ich bin in dem Korridor, der zum ersten Szenario führt. Meine Erwartungen über die Zukunft und meine Hoffnungen sind wie neu. Ich bin Der Seher, ein entwickeltes und besonderes Wesen, dazu geschaffen, viele Seelen träumen zu lassen. Die Periode nach der Höhle wird als Training und Verbesserung von schon existierenden Fähigkeiten gelten. Ich gehe ein bisschen weiter und erhasche einen Blick auf das Labyrinths. Diese Aufgabe zerstörte mich fast. Meine Rettung war ein Zauberer, die Fledermaus half mir den Ausgang zu finden. Jetzt brauche ich ihn nicht mehr, da ich es mit meinen Hellseherischen Kräften einfach umgehen kann. Ich habe die Gabe der Anleitung in fünf Ebenen. Wie oft fühlen wir uns, als ob wir uns selbst in einem Rätsel verloren haben: Wenn wir unseren Beruf verlieren; wenn wir von unserer großen Liebe im Lebens enttäuscht werden; wenn wir der Autorität unseres Vorgesetzten trotzen; wenn wir Hoffnung und die Fähigkeit zu träumen verloren haben; wenn wir aufhören Auszubildende des Lebens zu sein und wir nicht in der Lage sind, unser eigenes Schicksal zu dirigieren. Vergiss nicht: Das Universum prädisponiert die Person, doch wir müssen dem nachgehen und beweisen, dass wir würdig sind. Das machte ich. Ich ging den Berg hoch, erledigte drei Aufgaben, trat in die Höhle ein, bezwang ihre Fallen und erreichte mein Ziel. Ich gehe durch das Labyrinth, doch es macht mich nicht so Glücklich, da ich die Aufgabe schon schaffte. Ich beabsichtige neue Horizonte zu finden. Ich ging geschätzt zwei Meilen zwischen der Geheimen Kammer, dem zweiten und dem dritten Szenario, und mit dieser Erkenntnis fühle ich mich müde. Ich merke, wie Schweiß runter tropft; ich bemerke auch den Luftdruck und die niedrige Luftfeuchtigkeit. Ich nähere mich dem Ninja, meinem großen Widersacher. Er scheint noch immer ohnmächtig zu sein. Ich entschuldige mich dafür, dass ich dich so behandelte, aber mein Traum, meine Hoffnung und mein Schicksal standen auf dem Spiel. In wichtigen Situationen muss man wichtige Entscheidungen treffen. Angst, Scham, und Moral stehen nur im Weg, anstatt zu helfen. Ich streichle sein Gesicht und versuche sein Leben wiederherzustellen. Ich handle so, da wir keine Gegner mehr sind, sondern in diesem Abschnitt Gefährten. Er steht auf und mit einer tiefen Verbeugung gratuliert er mir. Alles war zurückgelassen: Der Kampf, unsere Gegenkräfte, unsere unterschiedlichen Sprachen, unsere unverwechselbaren Ziele. Wir leben in einer Situation anders wie unsere vorherige. Wir können sprechen, einander verstehen und wer weiß, vielleicht sogar Freunde sein. Deshalb das folgende Sprichwort: Mach deinen Feind einen begeisterten und treuen Freund. Schlussendlich umarmt er mich, sagt auf Wiedersehen und wünscht mir Glück. Ich erwidere. Er wird weiter ein Teil der Mysterien der Höhle sein und ich werde Teil der Mysterien des Lebens und der Welt sein. Wir sind Gegenkräfte, die einander gefunden haben. Das ist mein Ziel in diesem Buch: die Gegenkräfte wiederzuvereinigen. Ich laufe weiter in der Galerie, die mir Zugang zum