Verloren . Блейк Пирс

Verloren  - Блейк Пирс


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      Sie konnte ihn spüren, wie er dort genau vor ihr stand, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte.

      Aber warum sagte er denn nichts?

      Warum tat er nichts, um ihr zu helfen?

      Plötzlich verstand sie, was dieses beklemmende Gefühl der Übelkeit in ihr wirklich war.

      Angst.

      Sie nahm ihren ganzen Willen zusammen, streckte die Hand aus, griff nach dem Geländer, und zog sich hoch auf die Füße.

      Ich muss hier weg, dachte sie. Doch sie konnte die Worte nicht aussprechen.

      Dann fühlte Katy einen dumpfen Schlag auf ihren Kopf.

      Danach fühlte sie gar nichts mehr.

      KAPITEL EINS

      Riley Paige kämpfte mit den Tränen. Sie saß in ihrem Büro in Quantico und betrachte das Foto einer jungen Frau mit einem eingegipsten Knöchel.

      Warum tue ich mir das an? fragte sie sich.

      Dabei gab es genug zu bedenken—insbesondere das BAU Meeting, das in wenigen Minuten beginnen sollte. Riley grauste es vor diesem Meeting, das durchaus ihre Karriere gefährden konnte.

      Trotz allem konnte Riley ihren Blick nicht von dem Bild auf ihrem Handy abwenden.

      Geschossen hatte sie das Foto von Lucy Vargas im vergangenen Herbst, genau hier vor den Büros der Abteilung für Verhaltensanalyse, kurz BAU. Lucys Knöchel befand sich in einem Gips, aber ihr Lächeln war einfach strahlend, ein umwerfender Kontrast zu ihrer glatten braunen Haut. Damals hatte Lucy sich erst kürzlich bei der Arbeit an ihrem ersten gemeinsamen Fall mit Riley und ihrem Partner Bill Jeffreys verletzt. Doch Lucy hatte hervorragende Arbeit geleistet, und das wussten sowohl sie, als auch Riley und Bill. Deswegen hatte Lucy so breit gelächelt.

      Rileys Hand mit dem Handy zitterte ein bisschen.

      Lucy war tot—niedergeschossen von einem gestörten Heckenschützen.

      Lucy war in Rileys Armen gestorben. Doch Riley war sich bewusst, dass Lucys Tod nicht ihr Verschulden war.

      Sie wünschte, Bill käme für sich zu der gleichen Einsicht. Ihr Partner war momentan beurlaubt und in schlechter Verfassung.

      Riley erschauderte, als sie sich erinnerte, wie die Sache verlaufen war. Die Situation war unübersichtlich gewesen, und statt auf den Heckenschützen zu schießen, hatte Bill auf einen Unbeteiligten geschossen, der versucht hatte Lucy zu helfen. Glücklicherweise war der Mann nur leicht verletzt, und niemand gab Bill die Schuld an dem Geschehenen, am wenigsten von allen Riley. Riley hatte ihn noch nie so traumatisierte und von Schuld geschwächt erlebt. Riley fragte sich, wie bald er wohl wieder arbeiten könnte—ob er je wieder arbeiten könnte.

      Riley schnürte es die Kehle zu, als sie sich daran erinnerte, wie sie Lucy in ihren Armen gehalten hatte.

      „Dir steht noch eine große Karriere bevor”, hatte Riley mit flehender Stimme gesagt. „Jetzt bleib doch bei uns, Lucy. Bleib bei uns.”

      Doch es war hoffnungslos. Lucy hatte zu viel Blut verloren. Riley hatte fühlen können, wie das Leben aus Lucys Körper entrann, bis es versiegte. Jetzt liefen die Tränen ihre Wangen hinab.

      Ihre Erinnerungen wurden von einer vertrauten Stimme unterbrochen.

      „Agentin Paige …”

      Riley schaute auf und sah Sam Flores, den Labortechniker mit den schwarzgerahmten Gläsern. Er stand in der offenen Tür zu ihrem Büro.

      Riley unterdrückte ein Keuchen. Hastig wischte sie ihre Tränen weg und legte ihr Handy mit dem Bildschirm nach unten auf ihren Schreibtisch.

      Doch Sams besorgter Ausdruck verriet ihr, dass er einen Blick auf das Bild hatte erhaschen können. Das war das Letzte, was sie gewollt hatte.

      Zwischen Sam und Lucy hatte sich eine Beziehung angebahnt, und ihr Tod hatte ihn hart getroffen. Er sah immer noch nach gebrochenem Herzen aus.

      Jetzt schaute Flores Riley traurig an, aber zu ihrer Erleichterung fragte er nicht, bei was er sie da gerade unterbrochen hatte.

      Stattdessen sagte er, „Ich bin unterwegs ins Meeting. Kommst du?”

      Riley nickte, and Sam erwiderte ihr Nicken.

      „Also, viel Glück, Agentin Paige”, sagte er und setzte seinen Weg fort.

      Riley sagte murmelnd zu sich selbst …

      „Ja, viel Glück.”

      Sam schien zu verstehen, dass sie für dieses Meeting Glück gut brauchen konnte.

      Es war an der Zeit, sich zusammenzureißen und sich den Dingen zu stellen, was auch immer kommen möge.

      *

      Kurze Zeit später saß Riley im großen Konferenzsaal, umgeben von einer unerwartet großen Zahl an BAU Mitarbeitern, unter ihnen Techniker und Ermittler aus den unterschiedlichsten Kompetenzbereichen. Nicht alle Gesichter kannte sie, und nicht alle schienen ihr freundlich gesinnt.

      Jetzt könnte ich wirklich einen Verbündeten brauchen, dachte sie.

      Sie vermisste Bills Anwesenheit sehr. Sam Flores saß in ihrer Nähe, aber er sah zu niedergeschlagen aus, als dass er ihr eine groß Hilfe hätte sein können.

      Am ungemütlichsten schaute der leitende Spezialagent Carl Walder, der ihr am Tisch direkt gegenüber saß. Der Mann mit dem babyhaften, sommersprossigen Gesicht schaute ständig zwischen Riley und dem Bericht, der vor ihm lag, hin und her. Mürrisch sagte er, „Agentin Paige, ich versuche zu verstehen, was vor sich geht. Wir gaben Ihrem Gesuch nach, Ihr Haus rund um die von einem Team von Agenten bewachen zu lassen. Das scheint wohl etwas mit Shane Hatchers neusten Aktivitäten zu tun zu haben, aber ich verstehe die Hintergründe noch nicht so ganz. Klären Sie mich doch bitte auf.”

      Riley musst heftig schlucken.

      Sie hatte gewusst, dass dieses Meeting sich mit ihrer Beziehung zu Shane Hatcher, einem so brillant wie gefährlichem Häftling auf der Flucht, beschäftigen würde.

      Ebenso war sie sich bewusst, dass eine vollständige und ehrliche Erklärung ihre Karriere beenden würde.

      Vielleicht müsste sie sogar ins Gefängnis gehen.

      Sie sagte, „Agent Walder, wie Sie wissen, wurde Shane Hatcher zuletzt bei meiner Hütte in den Appalachen gesichtet.”

      Walder nickte und wartete, dass Riley fortfuhr.

      Riley wusste, sie musste ihre Worte mit Bedacht wählen. Bis vor kurzem hatten sie und Hatcher ein geheime Abmachung gehabt. Im Gegenzug für seine Unterstützung bei einem Fall, der sie persönlich betroffen hatte, erlaubte Riley Hatcher, sich in der Berghütte zu verstecken, die sie von ihrem Vater geerbt hatte.

      Es war ein Pakt mit dem Teufel gewesen, und Riley erinnerte sich voller Scham daran zurück.

      Sie fuhr fort, „Wie Sie wissen, entkam Hatcher einem FBI SWAT Team, das meine Hütte umstellt hatte. Ich habe allen Grund zu vermuten, dass er bei mir zuhause auftauchen könnte.”

      Walder schielte misstrauisch zu ihr herüber.

      „Warum vermuten Sie das?”

      „Hatcher ist von mir besessen”, sagte Riley. „Jetzt wo man ihn gesichtet hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass er versuchen wird, mich zu erreichen. Sollte es so kommen, hätten die Agenten vor meinem Haus eine gute Chance ihn festzunehmen.”

      Innerlich zuckte Riley ein wenig zusammen.

      Bestenfalls war es die halbe Wahrheit.

      Der wahre Grund, dass sie ihr Haus von Agenten bewacht wissen wollte, war, um sich und ihre Familie zu schützen.

      Walder saß dort und trommelte


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