Für Immer und Einen Tag . Sophie Love
Alkohol lockerten, schien ihr nicht zu gefallen. Aber das musste früher oder später passieren. Sie wollte es nur hinter sich bringen.
„Okay, gut“, sagte Emily. „Lass es uns einfach aus dem Weg schaffen.“
Amy bezahlte den Duft, tauschte Visitenkarten mit dem Mädchen hinter der Theke und sie verließen den Laden. Emilys Freunde hakten sie unter und unterstützten sie wie immer bei jedem Schritt ihrer Reise.
„Ich weiß nicht, was ich ohne euch machen würde“, sagte Emily, als sie zusammen zu Amys Auto schlenderten.
„Ich aber“, sagte Amy mit einem schelmischen Funkeln in ihren Augen. „Du würdest viel schlechter riechen!“
KAPITEL FÜNF
Es war eine peinliche Mischung von Leuten, gelinde gesagt. Als sie die seltsame Anordnung von Gesichtern ansah, die um den Verandatisch saßen, war Emily nur erleichtert, dass ihr Vater und Chantelle nicht hier waren. Sie waren zu sehr mit ihrer Arbeit im Gewächshaus beschäftigt, um hier rumzusitzen.
Die Unterhaltung wirkte gestelzt. Selbst ein Krug Bier schien nicht zu helfen.
„Wie habt ihr euch damals eigentlich alle kennengelernt?“, fragte Amy, die offenbar versuchte so freundlich wie möglich zu sein.
„Ich bin Daniels ältester Freund“, sagte Stuart. „Ich habe ihn während der Schulzeit getroffen. Damals, als er noch Dashiel hieß!“
„Je weniger darüber gesprochen wird, umso besser, danke“, antwortete Daniel. Er hatte seinen Namen, der auch der Name seines Vaters war, in jungen Jahren geändert.
„Ich bin der Gang in der Mittelschule beigetreten“, fügte Evan hinzu. „Wir haben Clyde in der High-School aufgelesen.“
„Wir haben von da an nur Unfug getrieben“, beendete Clyde. „Dann gingen wir irgendwann getrennte Wege.“
„Daniel war der einzige, der den Staat verlassen hat“, fügte Stuart hinzu. „Vielleicht, um von uns wegzukommen.“ Er lachte.
Genau das fragte sich Emily. Vielleicht hatte Daniel einen Neuanfang von seiner Vergangenheit machen wollen, als er nach Tennessee gegangen war.
„Es gibt nichts Besseres als eine Hochzeit, um alte Freunde wieder zusammen zu bringen“, sagte Clyde.
„Und das Timing ist perfekt, Danny Boy“, sagte Stuart und packte Daniel grob um den Hals. „Ich bin gerade erst auf Bewährung rausgekommen.“
Emily nahm einen großen Schluck ihres Drinks. Sie spürte, wie Amy und Jayne unbehaglich neben ihr hin und her rutschten.
„Wofür hast du eingesessen?“, fragte Jayne.
Amy und Emily hätten sie schlagen wollen. Jayne versuchte offensichtlich nur, Konversation zu machen, und niemand, der mehr als eine Millisekunde vor dem Sprechen nachdachte, hätte die eine Frage gestellt, die allen im Kopf rumspuckte.
„Nur Trunkenheit am Steuer“, sagte Stuart und zuckte mit den Schultern, als wäre es überhaupt nichts.
Emily wurde es heiß. Sie zerrte am Kragen ihres Hemdes.
„Oh“, sagte Jayne und atmete erleichtert aus. „Ich hatte befürchtet, dass du Mord oder so etwas sagen würdest.“
Clyde und Evan lachten laut. Emily trat Jayne scharf unter den Tisch.
„In diesen Punkten haben sie ihn freigesprochen“, informierte Clyde Jayne.
Ihre Augen traten ungläubig hervor. „Wirklich?“
Clyde und Evan lachten diesmal noch lauter.
„Nein!“, rief Clyde. „Aber du hättest dein Gesicht sehen sollen.“
Jayne war nicht die einzige, die das nicht witzig fand. Stuart selbst sah wütend aus.
„Das sagt der Richtige, Clyde“, sagte er. „Ich bin nicht der einzige hier an diesem Tisch, der im Knast war.“
Emily spürte, wie ihr ganzer Körper zusammensackte. Diese Jungs kamen als völlig instabil rüber. So viel dazu, dem Geheimnis dieser Typen auf den Grund gehen zu wollen; je mehr sie enthüllten, desto mehr wünschte sie sich, sie wüsste nichts davon.
„Ihr kennt doch sicher ein paar lustige Geschichten über Daniel“, sagte Amy und versuchte die Situation zu beruhigen.
Daniel wurde knallrot. „Oh Gott, nein, lasst das lieber blieben.“
Aber es war zu spät. Die Gesichter seiner Freunde hellten sich sofort auf.
„Ich bin froh, dass du gefragt hast‘, sagte Stuart. „Was würdet ihr Mädels gerne hören? Die Geschichte in der sich Daniel zum ersten Mal betrinkt und am Ende seine Hose zerreißt, als er über einen Maschendrahtzaun klettert, oder die, bei der er seine Jungfräulichkeit verliert?“
„Weder noch“, sagte Emily kopfschüttelnd und spürte, wie die Panik sie erfasste.
Auch Daniel war versteinert bei der Aussicht, dass eine dieser beiden besonderen Geschichten ausgeplaudert werden sollte.
Stuart stieß Emily an. „Erzähl mir nicht, dass ihr euch nicht schon all eure schmutzigen Geheimnisse erzählt habt?“
Emilys Verlegenheit wuchs immer mehr. Vielleicht lag es daran, dass ihre eigene Vergangenheit so schwierig und verworren war, dass sie Daniel nicht gezwungen hatte, mehr über seine eigene Vergangenheit zu erzählen, aber jetzt begann sie es zu bereuen. Was, wenn beide Geschichten so entsetzlich waren, dass sie sie dazu brachten, ihre Hochzeit abzusagen?
„Da war dieses Mädchen, Astrid“, begann Stuart.
Daniel vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Ihre Augen trafen sich durch den Raum“, fuhr Stuart fort. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie näherte sich. Daniel konnte sein Glück nicht fassen. Dann sagte sie die Worte, die sein Herz entbrannten. ‚Kann ich mir deinen Winkelmesser ausleihen?‘“
„Warte“, sagte Emily stirnrunzelnd. „Was?“
„Es war im Mathematikunterricht!“, kam Stuarts Pointe. „In der fünften Klasse.“
Daniel war hellrot geworden.
Jayne sah verwirrt aus. „Ich dachte, das wäre die Geschichte, wie Daniel seine Jungfräulichkeit verloren hat?“
„Ich komme noch zu diesem Teil“, sagte Stuart. „Also ... Schnellvorlauf, wieviel? Fünf Jahre? Sechs Jahre? Daniel hat diese armselige Schwärmerei für Astrid all diese Jahre und hat schließlich den Mut gefunden, sie zum Tanzen einzuladen.“
„Der Rest ist Geschichte“, sagte Clyde zwinkernd. „Wie lange seid ihr am Ende zusammengeblieben? Vier Jahre?“
Daniel nickte angespannt. „Viereinhalb ungefähr.“
Emily spürte, wie ein eiskalter Schauer ihren Köper durchlief. Daniel hatte den Namen Astrid nie erwähnt. Jetzt stellte sich heraus, dass sie seine erste Liebe gewesen war? Ein Mädchen, dass er jahrelang angeschmachtet hatte? Sie wollte sich nicht mit einem Teenager aus der Vergangenheit vergleichen, aber es klang, als hätte sie Daniel mehr bedeutet als eine durchschnittliche erste Liebe. Es klang, als wäre seine Beziehung zu Astrid bedeutend und wichtig gewesen. Aber er hatte sie überhaupt nicht erwähnt.
„Ich nehme an, ihr zwei seid nicht in Verbindung geblieben?“, fragte Stuart.
Daniel schüttelte den Kopf.
„Schade“, sagte Stuart. „Sie war großartig. Ich dachte irgendwie, dass ihr beide irgendwann wieder zusammenkommen würdet.“
Emilys