La San Felice. Александр Дюма

La San Felice - Александр Дюма


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nur! warte nur! hab' ich Dir schon gesagt,« entgegnete die Wahrsagerin heftig werdend. »Warte nur, warte nur, Ungläubige, denn der Augenblick, wo eine große Veränderung in deinem Schicksal eintreten soll, ist nicht mehr fern. Hier bemerke ich noch ein unheilvolles Anzeichen. Schau. Die Linie des Herzens vereinigt sich, wie Du siehst, mit der Kopflinie zwischen Daumen und Zeigefinger. Es ist dies, wie gesagt, ein unheilverkündendes Zeichen, welches aber durch ein entgegengesetztes Zeichen in der andern Hand bekämpft werden kann. Sehen wir einmal die rechte Hand!

      Die junge Frau gehorchte und reichte der Sibylle die Hand, welche sie verlangte.

      Nanno schüttelte den Kopf.

      »Hier sehe ich dasselbe Zeichen,« sagte sie, »dieselbe Vereinigung.«

      Gedankenvoll ließ sie die Hand fallen und da sie nicht sogleich wieder fortfuhr zu sprechen, so hob die San Felice an:

      »Sprich doch. Ich sage Dir nochmals, daß ich Dir nicht glaube.«

      »Um so besser, um so besser,« murmelte Nanno. »Möge die Wissenschaft trügen, möge das Unfehlbare nicht in Erfüllung gehen!«

      »Was bedeutet denn die Verschmelzung dieser beiden Linien?«

      »Schwere Verwundung, Gefangenschaft, Todesgefahr.«

      »Ach, wenn Du mir mit körperlichen Leiden drohst, Nanno, dann wirst Du mich allerdings schwach werden sehen. Hast Du nicht selbst gesagt, daß ich nicht muthig sei? Und wo werde ich verwundet werden? Sprich.«

      »Es ist seltsam. – An zwei Stellen – am Hals und in der Seite.«

      Dann ließ sie die linke Hand ebenso wieder sinken, wie sie die rechte hatte sinken lassen, und fuhr fort:

      »Vielleicht aber entrinnst Du der Gefahr doch – hoffen wir!«

      »Nein,« hob die junge Frau wieder an, »vollende, Du durftest mir nichts sagen, oder Du mußt mir Alles sagen.«

      »Ich habe Alles gesagt.«

      »Dein Ton und deine Augen beweisen, daß dies nicht der Fall ist. Uebrigens hast Du auch gesagt, daß es drei Linien gäbe.«

      »Die Lebenslinie, die Linie des Herzens und die Kopflinie.«

      »Nun und?«

      »Nun, Du hast nur zwei geprüft – die Lebenslinie und die Linie des Herzens. Es bleibt also noch die Kopflinie übrig.«

      Und mit gebieterischer Geberde reichte sie der Wahrsagerin nochmals die Hand hin.

      Nanno ergriff dieselbe und sagte mit verstellter Gleichgültigkeit:

      »Du kannst es eben so gut sehen wie ich. Die Kopflinie durchschneidet die Ebene des Mars und neigt sich unter den Berg des Mondes. Dies bedeutet: Traum, Phantasie, Chimäre – das Leben, wie es im Mond, nicht wie es hiemieden ist.«

      Plötzlich stieß Michel, welcher die Hand seiner Schwester aufmerksam betrachtete, einen Schrei aus:

      »Schau doch, Nanno!« rief er.

      Und er deutete mit dem Ausdruck des gewaltigsten Schreckens auf ein Zeichen in der Hand seiner Milchschwester.

      Nanno drehte den Kopf herum.

      »Aber so schau doch!« rief er nochmals. »Luisa hat in der hohlen Hand dasselbe Zeichen wie ich.«

      »Dummkopf!« rief Nanno.

      »Meinetwegen nenne mich einen Dummkopf,« rief Michel. »Ein Kreuz in der Mitte dieser Linie bedeutet Tod auf dem Blutgerüst – hast Du mir das nicht selbst gesagt?«

      Die junge Frau stieß einen lauten Schrei aus und betrachtete mit scheuer Miene abwechselnd ihren Milchbruder und die Wahrsagerin.

      »So schweig doch!« rief letztere, indem sie ungeduldig mit dem Fuße stampfte.

      »Sieh, Schwesterchen, sieh!« sagte Michel, indem er seine linke Hand öffnete. »Schau selbst, ob wir nicht beide dasselbe Zeichen haben – ein Kreuz.«

      »Ein Kreuz!« wiederholte Luisa erbleichend. Dann faßte sie die Wahrsagerin beim Arme und rief:

      »Weißt Du, daß dies wahr ist, Nanno? Was soll das heißen? Gibt es in der Hand des Menschen wirklich Zeichen je nach seinem Stande, und ist das, was für den einen tödtlich ist, für den andern gleichgültig? Da Du einmal begonnen hast, so vollende auch.«

      Nanno machte ihren Arm sanft von der Hand los, welche sich bemühte ihn festzuhalten.

      »Peinliche Dinge dürfen wir nicht enthüllen, sagte sie, ›wenn sie, das Siegel des unbedingten Verhängnisses tragend, trotz aller Anstrengungen des Willens und des Verstandes unvermeidlich sind.‹

      Nach einer Pause setzte sie hinzu:

      »Vorausgesetzt, daß die bedrohte Person, in der Hoffnung, das Verhängniß zu bekämpfen, nicht diese Offenbarung von uns verlangt.«

      »Verlange, Schwesterchen, verlange!« rief Michel; »Du bist reich, Du kannst fliehen. Vielleicht existiert die Gefahr, welche Du läuft, blos in Neapel. Vielleicht würde sie Dich in Frankreich, in England, in Deutschland nicht verfolgen.«

      »Und warum willst Du nicht auch fliehen?« antwortete Luisa. »Du behauptet ja, daß wir beide ein und dasselbe Zeichen tragen?«

      »Ach, mit mir ist es etwas Anderes. Ich kann Neapel nicht verlassen. Ich bin an die Marinella gefesselt wie der Stier an's Joch. Ich bin arm und muß mit der Arbeit meiner Hände nicht blos mich, sondern auch meine Mutter ernähren. Was sollte aus der armen alten Frau werden, wenn ich fortginge?«

      »Und wenn Du stirbst, was wird dann aus ihr?«

      »Wenn ich sterbe, so hat Nanno die Wahrheit gesprochen, Luisa, und wenn sie die Wahrheit gesprochen hat, so werde ich, ehe ich sterbe, Oberst sein. Wohlan, wenn ich Oberst bin, dann gebe ich ihr mein ganzes Geld und sage zu ihr: Lege dies auf die Seite, Mama, und wenn man mich dann hängt – denn mich hängt man – so ist sie meine Erbin.«

      »Oberst! Armer Michele! Du glaubst an diese Prophezeiung?«

      »Nun, was ist weiter dabei? Es ist stets gut, das Schlimmste vorauszusetzen. Meine Mutter ist alt, ich bin arm und wenn wir Eines oder das Andere das Leben verlieren, so ist der Verlust für Keines sonderlich groß.«

      »Und Affunta?« fragte die junge Frau lächelnd.

      »O, Affunta macht mir weniger Unruhe als meine Mutter. Affunta liebt mich, wie eine Geliebte ihren Anbeter liebt, aber nicht wie eine Mutter ihren Sohn liebt. Eine Witwe tröstet sich mit einem anderen Mann, eine Mutter aber tröstet sich nicht mit einem andern Kind. Doch lassen wir die alte Mechelemma und kommen wir wieder auf Dich zurück, Schwesterchen, auf Dich, die Du jung, reich, schön und glücklich bist. O Nanno, Nanno! Höre, was ich sage: Du mußt Luisa augenblicklich mittheilen, woher die Gefahr kommen wird, oder wehe Dir!«

      Die Wahrsagerin hatte ihren Mantel wieder aufgerafft und war eben beschäftigt, ihn sich wieder um die Schultern zu werfen.

      »Nein, so darfst Du nicht fort, Nanno!« rief der Lazzarone, indem er auf die Albaneserin zusprang und sie beim Handgelenke packte. »Mir kannst Du sagen, was Du willst, meiner Schwester aber – Luisa – o nein, nein, das ist etwas Anderes! Du hast es selbst gesagt. Wir haben an einer und derselben Brust gesogen. Gern will ich wenn es sein muß, zweimal sterben, einmal für mich, einmal für sie, aber ich will nicht, daß man auch nur ein Haar auf ihrem Haupte krümme. Hörst Du wohl?«

      Und er zeigte auf die junge Frau, welche bleich, unbeweglich und keuchend in ihren Lehnsessel zurückgesunken war und nicht wußte, welchen Grad von Glauben sie der Albaneserin schenken sollte. Jedenfalls aber war sie heftig aufgeregt.

      »Nun, da Ihr es alle Beide wollt,« sagte die Wahrsagerin, indem sie sich Luisa näherte, »so wollen wir es versuchen. Wenn das Schicksal beschworen werden kann, wohlan, dann wollen wir es beschwören, obschon es,« setzte sie hinzu, »ein Verbrechen gegen den Himmel ist, gegen das zu kämpfen, was einmal geschrieben steht. Gib mir noch einmal deine Hand, Luisa.«

      Luisa reichte ihr die zitternde, geballte Hand und die Albaneserin sah sich genöthigt, ihr halb mit Gewalt die Finger aufzubrechen.

      »Dies


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