La San Felice. Александр Дюма

La San Felice - Александр Дюма


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an.

      Seltsamerweise befreundete sie sich, trotzdem sie gern den Freigeist spielte, mit dem Volksaberglauben, welchem die untergeordneten Classen der Bevölkerung von Neapel huldigen.

      Wir wollen hier zwei Beispiele von diesem Aberglauben anführen.

      Wir haben in dem Buche, welches wir schreiben, nicht blos Könige, Prinzen, Höflinge, Männer, welche ihr Leben einem Princip opfern, und Männer, welche alle Principien dem Gold und königlichen Gunstbezeigungen nachsetzen, sondern auch ein bewegliches, abergläubisches, unwissendes, rohes Volk zu schildern.

      Sagen wir daher, mit Hilfe welcher Mittel dieses Volk aufgewiegelt oder beschwichtigt wird.

      Der Ocean wird durch den Sturm aufgewühlt, das Volk von Neapel dagegen durch den Aberglauben.

      Es gab in Neapel eine Frau, welche man die Steinheilige nannte. Sie behauptete nämlich, ohne irgendwie krank zu sein, alle Tage eine gewisse Quantität kleine Steine von sich zu geben, welche sie als Reliquien an Die vertheilte, welche ihr Glauben schenkten.

      Diese Steine besaßen trotz des Weges, auf welchem sie ans Licht gelangten, die Kraft, Wunder zu thun und machten nach kurzer Zeit schon den Reliquien der angesehensten Heiligen von Neapel eine bedenkliche Concurrenz

      Diese angebliche Heilige war, obschon nicht krank auf Verlangen ihres Beichtvaters und ihres Arztes in große Hospital der Pellegrini zu Neapel gebracht worden wo sie dieselbe Kost bekam wie die Directoren und schönste Zimmer des Hauses bewohnte.

      Nachdem sie hier einmal festen Fuß gefaßt, spielt mit stillschweigender Begünstigung der Aerzte, die dabei ihre Rechnung fanden, die Komödie mit dem Verkauf wunderthätigen Steine in großem Maßstabe weiter.

      Wir haben jedoch Unrecht, wenn wir von Verkauf sprechen. Nein, verkauft wurden die Steine nicht, sondern verschenkt. Die Heilige, welche ein Gelübde gethan, niemals gemünztes Geld anzurühren, nahm Kleidungsstücke Schmucksachen, mit einem Worte Geschenke aller Art, tiefster Demuth an.

      Dieser kleine Handel, welcher in jedem anderen Lande als Neapel die angebliche Heilige vor das Zuchtpolizeigericht geführt hätte, war in Neapel blos ein Wunder mehr, weiter nichts.

      Die Königin ward eine der eifrigsten Anhängerin der Steinheiligen. Sie schickte ihr Geschenke und schrieb sogar an sie – die Königin war überhaupt sehr sehr selig – um sie ihren Gebeten zu empfehlen, von welcher die Erfüllung ihrer Wünsche hoffte.

      Man begreift, daß von dem Augenblick an, wo man die Königin in eigener Person, und zwar eine philosophie Königin, zu der Heiligen ihre Zuflucht nehmen sah, Zweifel, wenn es deren noch gab, schwanden oder wenigstens zu schwinden schienen.

      Nur die Wissenschaft blieb ungläubig.

      Nun ward die Wissenschaft, wir meinen die Wissenschaft der Medicin, zu jener Zeit durch jenen Dominico Cirillo repräsentiert, welchen wir im Palast der Königin Johanna während jener stürmischen Nacht gesehen, wo der Abgesandte Championnets mit so großer Mühe den Felsen erstieg, auf welchem jener Palast steht.

      Dominico Cirillo, ein Mann des Fortschritts, welcher wünschte, daß sein Vaterland der Bewegung der Erde folge, woran es nicht theilzunehmen schien, erklärte, es sei eine Schmach für Neapel, daß es in dem Augenblick, wo so viele große Geister für die Aufklärung der Menschheit thätig waren, sich diese Komödie vorspielen lasse, die kaum würdig wäre, in der Nacht des zwölften oder dreizehnten Jahrhunderts aufgeführt zu werden.

      Er suchte deshalb vor allen Dingen den Arzt auf, welcher mit der Heiligen im Einverständniß war, und versuchte ihm das Geständniß abzupressen, daß dem wirklich so sei.

      Der Arzt versicherte, es handle sich hier in der That um ein Wunder.

      Dominico Cirillo erbot sich, wenn er die Wahrheit sagen wollte, ihn persönlich für den Verlust zu entschädigen, welcher das Bekanntwerden der Wahrheit für ihn zur Folge haben würde.

      Der Arzt beharrte bei seiner Behauptung.

      Cirillo sah, daß er, anstatt eines Betrügers, deren zwei zu entlarven haben würde.

      Er verschaffte sich mehrere der von der Heiligen ausgeworfenen Steine, untersuchte sie und überzeugte sich, daß sie aus einfachen am Meeresstrande aufgelesenen Kieseln, aus verhärteter Kalkerde oder aus Bimssteinen befand Keiner gehörte zur Gattung derjenigen, welche sich in so der Stein- oder Grieskrankheit in dem menschlichen Körper bilden können.

      Der Gelehrte machte mit seinen Steinen in der Hand bei dem betreffenden Arzte einen abermaligen Versuch, Arzt blieb aber auch jetzt noch bei seiner Behauptung, das hier ein Wunder zu Grunde liege.

      Cirillo sah ein, daß der Sache durch ein eclatantes öffentliches Verfahren ein Ende gemacht werden müsse.

      Da sein Talent und seine Autorität in Sachen Medicin sämmtliche Hospitäler gewissermaßen seiner Jurisdiction unterstellten, so erschien er eines schönen Morgens in Begleitung mehrerer anderer Aerzte und Chirurgen, er zu diesem Zwecke aufgefordert, plötzlich in dem großen Hospital, trat in das Zimmer der Heiligen und untersuchte ihr Product von der vergangenen Nacht.

      Sie hatte vierzehn Steine zur Verfügung der Gläubigen zu stellen.

      Cirillo ließ sie einschließen und zwei oder drei Tage lang bewachen. Sie fuhr fort ihrer Gewohnheit gemäß Steine zu Tage zu fördern.

      Nur die Zahl der Steine variierte; alle aber waren von derselben Beschaffenheit wie die vorhin erwähnten.

      Cirillo schärfte seinem Famulus, den er als Wächter bestellt, ein, die angebliche Heilige auf das Genaueste überwachen. Der Famulus bemerkte, daß die Heilige fortwährend die Hände in den Taschen hatte und damit Zeit zu Zeit nach dem Munde fuhr, als ob die Bonbons zu sich nähme.

      Der Wächter zwang sie, die Hände außerhalb der Taschen zu halten, und hinderte sie, damit nach dem Munde zu fahren.

      Die Heilige, welche sich nicht durch offenen Widerstand gegen ihren Wächter verrathen wollte, verlangte eine Prise Tabak und brachte, indem sie die Finger an die Nase hielt, gleichzeitig die hohle Hand an den Mund, bei welcher Gelegenheit es ihr gelang, drei oder vier Steine zu verschlucken.

      Es waren dies freilich ihre letzten. Der junge Mann hatte den Kunstgriff bemerkt. Er hielt der Heiligen die Hände fest und ließ Frauen hereinkommen, welche auf seinen oder vielmehr auf Girillos Befehl die Heilige entkleideten.

      Man fand an der inneren Seite ihres Hemdes einen Beutel angenäht, welcher fünfhundertundsechzehn kleine Steine enthielt.

      Ueberdies trug sie um den Hals ein Amulet, welches man bis jetzt für ein Reliquienbehältniß gehalten, das aber, wie man nun fand, ebenfalls gegen sechshundert Steine enthielt.

      Es ward über Alles dies ein Protokoll aufgenommen, und Cirillo brachte die Heilige unter der Anklage der Gaunerei vor das Tribunal der Zuchtpolizei. Das Tribunal verurtheilte sie zu drei Monaten Gefängniß.

      In dem Zimmer der Heiligen fand man einen Koffer, welcher mit Silbergeschirr, Schmucksachen, Spitzen und anderen werthvollen Dingen angefüllt war. Mehrere dieser Gegenstände, und zwar die kostbarsten, hatte sie von der Königin erhalten, deren Briefe sie ebenfalls dem Gericht vorlegte.

      Die Königin war wüthend, und dennoch hatte Prozeß solches Aufsehen gemacht, daß sie dieses Weib in den Händen der Justiz zu entziehen wagte. Ihre Rache verfolgte nun Cirillo und dieser hatte diesem Vorfalle Behelligungen zu verdanken, welche aus ihm, dem Mann der Wissenschaft, einen Mann der Revolution machten.

      Was die Heilige betraf, so mangelte es, trotz von Cirillo aufgenommenen Protokolls, trotz des gerichtlichen Urtheilsspruches, welcher sie für schuldig erklärte, Neapel nicht an gläubigen Herzen, welche fortfuhren Geschenke zu schicken und sich ihrem Gebete zu empfehlen.

      Das zweite Beispiel von Aberglauben, welches in Bezug auf die Königin erzählen wollen, ist folgendes:

      Gegen das Jahr 1777, das heißt zur Zeit der Geburt desselben Prinzen Francesco, welchen wir zuerst der Galeere Capitane gesehen, als er schon zum Manne herangereift war, und von welchem später als dem Gönner des Chevalier San Felice die Rede gewesen ist, gab in Neapel einen Franciscanermönch, der achtzig Jahre und dem es gelungen


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