Salvator. Александр Дюма

Salvator - Александр Дюма


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es mir zu beweisen, das schwöre ich Ihnen.«

      »Madame, hatte Ihre Gelegenheit nur ein Haar, ich verspreche Ihnen, sie daran zu fassen.«

      »Hören Sie mich also, General.«

      »Ich bin ganz Ohr.«

      »Gerade von diesem Theile Ihrer Person verlange ich von Ihnen die momentane Entäußerung zu meinen Gunsten.«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Ich brauche Ihre Ohren für den ganzen Abend, General.«

      »Warum sagten Sie dies nicht sogleich, schöne Dame? Geben Sie mir rasch eine Scheere, und ich bringe Ihnen das Opfer, ohne Furcht, ohne Bedauern, und sogar ohne Vorwurf . . . unter der einzigen Bedingung jedoch, daß Sie nach meinen Ohren nicht auch meine Augen verlangen.

      »Ah! General,« erwiderte Frau von Marande, »beruhigen Sie sich! es ist nicht davon die Rede, sie von dem Stamme zu trennen, wo sie mir trefflich angebracht scheinen ; es handelt sich nur darum, sie nach der Seite, die ich Ihnen bezeichnen werde, eine Stunde lang mit ununterbrochener Aufmerksamkeit zu spannen; mit anderen Worten, ich werde die Ehre haben, Ihnen eine von meinen Pensionsfreundinnen, – von den besten, —vorzustellen, – ein Mädchen, das Regina und ich unsere Schwester nennen. Damit sage ich Ihnen, daß sie Ihre ganze Achtung verdient, wie sie unserer ganzen Freundschaft würdig ist. Dieses Mädchen ist Waise.«

      »Waise,« wiederholte Jean Robert. »Sagten Sie nicht so eben, Madame, Sie und die Gräfin Rappt seien ihre Schwestern ?«

      Frau von Marande dankte Jean Robert und fuhr dann fort:

      »Waise von Vater und Mutter . . . Ihr Vater, ein braver Kapitän der Garde, Officier der Ehrenlegion, wurde 1814 bei Champaubert getödtet. – Darum erhielt sie ihre Erziehung mit uns in Saint-Denis. – Ihre Mutter starb vor zwei Jahren in ihren Armen: sie ist arm . . .

      »Sie ist arm!« wiederholte der General. »Sagten Sie nicht vorhin, Madame, sie habe zwei Freundinnen?«

      »Arm und stolz,« fuhr Frau von Marande fort, und sie will von der Kunst eine Existenz fordern, die ihre Nadelarbeiten ihr verweigern würden . . . Sodann hat sie einen ungeheuren Schmerz, nicht zu vergessen, sondern einzuschläfern.«

      »Einen ungeheuren Schmerz?«

      »Ah! ja, den größten, den tiefsten Schmerz, den das Herz einer Frau enthalten kann! . . . Sie wissen das nun, General, und Sie werden ihr die Traurigkeit ihres Gesichtes vergeben und ihre Stimme hören.«

      »Und,« sagte der General, »verzeihen Sie die Frage, sie ist weniger indiscret, als sie von Anfang zu sein scheint: bei der Laufbahn, für welche sich Ihre Freundin bestimmt, ist die Schönheit nichts Unnützes; – und Ihre Freundin ist schön?«

      »Wie die antike Niobe mit zwanzig Jahren, General.«

      »Und sie singt?«

      »Ich sage Ihnen nicht wie die Pasta, ich sage Ihnen nicht wie die Malibran, ich sage Ihnen nicht wie die Catalani; ich sage Ihnen wie sie selbst . . . Nein, sie singt nicht: sie weint, sie leidet, sie macht leiden und weinen.«

      »Was für eine Stimme?«

      »Eine herrliche Altstimme?«

      »Hat sie sich schon öffentlich hören lassen?«

      »Nie! . . . Sie wird heute Abend zum ersten Male vor fünfzig versammelten Personen singen.«

      »Und Sie wünschen?«

      »Ich wünsche, General, daß Sie, der Sie ein vollendeter Dilettant und besonders ein trefflicher Kenner sind, ich wünsche, daß Sie sie mit allen Ihren Ohren hören, und daß Sie, wenn Sie sie gehört haben, für sie thun, was Sie mich bei einer solchen Gelegenheit würden thun sehen; ich wünsche, daß Sie, wenn Sie mir erlauben, mich Ihrer eigenen Ausdrücke zu bedienen, für unsere geliebte Carmelite leben; – nicht wahr, Reginas – daß Sie nicht einen Augenblick von Ihren Tagen haben, der ihr nicht ausschließlich geweiht wäre; ich wünsche mit einem Worte, daß Sie sich zu ihrem Ritter erklären, und daß sie von dieser Stunde an keinen glühenderen Verteidiger und keinen leidenschaftlicheren Bewunderer habe als Sie. Ich weiß, daß Ihre Meinung das Gesetz in der Oper macht, General.«

      »Oh! erröthen Sie nicht« mein Oheim, das ist bekannt.«

      »Ich wünsche,« fuhr Frau von Marande fort, »daß Sie diesen Namen meiner Freundin – Carmelite – allen Echos, die Sie zu Freunden haben, wiederholen . . . nicht als wollte ich sie, gegenwärtig wenigstens, bei der Oper engagieren machen: meine Ansprüche gehen nicht so weit; da aber von Ihrer Loge . . . «

      »Von der höllischen Loge,« fügte Petrus bei.

      »Oh! sagen Sie das Wort, Madame.«

      »Gut- . . . da von der höllischen Loge alle Trompeten des Rufes ausgehen; da in der höllischen Lage jeder zukünftige Ruf gerüstet oder jeder gegenwärtige Ruhm niedergerissen wird, so zähle ich auf Ihre wahre und ergebene Freundschaft, daß Sie das Lob von Carmelite an allen Orten singen, welche Sie Ihrer Besuche würdigen: im Clubb, bei den Wettrennen, im Caffé Anglais, bei Tortoni, in der großen Oper, bei den Italienern, ich würde sagen im Schlosse, wäre Ihre Gegenwart in meinem Winkel nicht die höchste Protestation Ihrer politischen Sympathien. Versprechen Sie mir also, meine schöne traurige Freundin so weit und so rasch, als Sie können, zu lanciren, – ist das nicht das geheiligte Wort? Ich werde hierfür eine ewige Dankbarkeit für Sie hegen.«

      »Ich verlange einen Monat, um sie zu lanciren, schöne Dame, zwei Monate, um sie engagiren zu machen, und drei Monate, um zu machen, daß man sie hört; will sie nicht etwa in einer neuen Oper debutiren, in welchem Falle es die Sache eines Jahres sein wird.«

      »Ah! sie wird in Allem, was man will, debutiren: sie kennt das französische und das italienische Repertoire.«

      »In diesem Falle bringe ich Ihnen Ihre Freundin in drei Monaten von den Füßen bis zum Köpfe mit Lorbeeren bedeckt.«

      »Sie werden also die Ihrigen mit ihr theilen, General,« sprach Frau von Marande, indem sie ihm ihre Hand reichte und herzlich die des Generals drückte.

      »Und ich auch,« sagte eine sanfte Stimme, welche Petrus schauern machte, »ich werde Ihnen auch eine grenzenlose Dankbarkeit weihen.«

      »Ich bezweifle es nicht einen Augenblick, Prinzessin,« erwiderte der General, der aus Höflichkeit der Gräfin Rappt ihren Mädchentitel zu geben fortfuhr, und während er antwortete, er zweifle nicht an der Dankbarkeit von Regina, seinen Neffen angeschaut hattet. »Wohl denn,« sagte er, sich an Frau von Marande wendend, »Sie haben mir nur noch die Ehre zu erweisen, Madame, mich Ihrer Freundin als ihren ergebensten Diener vorzustellen.«

      »Das wird sehr leicht sein, General: sie ist hier.«

      »Wie, hier?«

      »Ja, hier in meinem Schlafzimmer . . . Ich wollte ihr eine Unannehmlichkeit ersparen; es ist immer verdrießlich für eine junge Frau, alle Salons zu durchschreiten und sich melden zu lassen. Darum sind wir hier in kleinem Comité; darum stand auf gewissen Einladungen von mir: Zehn Uhr, und auf andern: Mitternacht; ich wollte Carmelite einen Kreis von auserwählten und nachsichtigen Freunden machen.«

      »Ich danke Ihnen, Madame,« sagte Lorédan, der hierin einen Vorwand fand, um sich in das Gespräch zu mischen, »ich danke Ihnen, daß Sie mich unter die Zahl der Auserwählten gesetzt haben; doch ich grolle Ihnen, daß Sie mich nicht für wichtig genug halten, um mir Ihrer Freundin zu empfehlen.«

      »Oh!« erwiderte Frau von Marande, »Sie sind zu kompromittierend, Herr Graf, als daß man Ihnen eine junge Person von zwanzig Jahren empfehlen könnte. Überdies wird die Schönheit von Carmelite sie hinreichend bei Ihnen empfehlen.«

      »Der Augenblick ist schlecht gewählt, Madame, und ich betheure Ihnen, daß zu dieser Stunde eine einzige Schönheit . . . «

      »Verzeihen Sie,« unterbrach eine Stimme mit der größten Sanftmuth und mit ausnehmender Höflichkeit, »ich habe Frau von Marande ein Wort zu sagen.«

      Lorédan wandte sich, die Stirne faltend,


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