Salvator. Александр Дюма

Salvator - Александр Дюма


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Glücksumständen fanden sich eines Tags eng verbunden durch eine Herzensverschwisterung, welche dieselben, sie von der Kindheit an vereinigend, erst beim Tode trennen sollte. Für sich allein, so zu sagen, die ganze französische Gesellschaft repräsentierend, hätte man sie für die Verkörperung der Aristokratie, des Adels aus dem Kaiserreiche, des Bürgerthums und des Volkes gehalten.

      Alle Vier von demselben Alter, mit einem Unterschiede von ein paar Monaten, hatten sie von den ersten Tagen ihres Eintrittes in das Pensionnat an für einander eine lebhafte Sympathie gefühlt, welche gewöhnlich in den Colleges oder den Pensionnats die Zöglinge von so verschiedenen Ständen und Lebenslagen nicht hegen; unter diesen vier Mädchen hatte der Rang, das Vermögen, der Name keine Bedeutung die Tochter des Capitäns Gervais hieß Carmelite für Lydie, die Tochter des Trompeters Ponroy hieß Athenais für Regina. Keine Erinnerung an die Größe der Einen oder die geringen Herkunft der Andern störte diese reine Zuneigung, welche allmählich eine innige und tiefe Freundschaft wurde.

      Der Kindeskummer, der Eine treffen mochte, fand einen Wiederhall im Herzen der drei Anderen, und wie sie ihr Leid theilten, so theilten sie auch ihre Freuden, ihre Hoffnungen, ihre Träume, kurz ihr Leben; denn ist in dieser Zeit das Leben etwas Anderes, als ein Traum?

      Es war die Verschwisterung in der vollen Bedeutung des Wortes, die Verschwisterung wachsend und sich immer enger schließend, nach Maßgabe der Tage, der Monate, der Jahre, und im letzten Jahre solche Verhältnisse annehmend, daß ihre Quadrupel-Allianz in Saint-Denis sprichwörtlich geworden war.

      Doch es sollte der letzte Tag dieses gemeinschaftlichen Lebens kommen. Noch einige Monate, und Jede sollte, aus Saint-Denis austretend, einen andern Weg einschlagen, um nach dem väterlichen Hause zurückzukehren: die Eine nach dem Faubourg Saint-Germain, die Andere nach dem Faubourg Saint-Honoré, Diese nach dem Faubourg Saint-Jacques, Jene nach dem Faubourg Saint-Antoine. Ebenso sollten sie vier verschiedenen Wegen im Leben folgen, und Jede sollte in eine Welt eintreten, wo ihr die drei Anderen nur noch durch Zufall begegnen könnten.

      Es war also vorbei mit dieser reizenden Vertraulichkeit, mit diesem süßen Leben zu Vier, wobei Keine verloren und Jede gewonnen hatte! es war geschehen um dieses seit vier Jahren von denselben Gemüthsbewegungen schlagende Quadrupel-Herz! es war geschehen um diese friedliche, lächelnde Kindheit! Alles dies sollte verschwinden ohne Hoffnung aus Wiederkehr. Dieser zu Vier begonnene Traum, Jede sollte ihn allein fortsetzen: der Kummer der Einen würde der Andern unbekannt sein. Das Pensionsleben war ein langer, köstlicher Traum: das wirkliche Leben sollte ansangen.

      Ohne Zweifel war es der Zufall, oder vielmehr – lassen wir dieser grausamen Gottheit ihren wahren Namen, – das Geschick, das sie unter seinem Hauche zerstreute und wie Blumen in den vier Winden des Lebens verzettelte. Doch sie widerstanden muthig, bogen sich wie die Rohre, brachen aber nicht.

      Sie legten ihre vier weißen Hände in einander und schworen sich feierlich, sich gegenseitig zu unterstützen, beizustehen, zu lieben, mit einem Worte, wie im Pensionnat, und dies bis zum letzten Tage ihres Lebens.

      Sie machten also unter sich den Vertrag, dessen Hauptclausel war, Jede sollte sich erheben auf den Ruf der Andern, zu jeder Stunde des Tages, zu jeder Stunde der Nacht, in welchem Momente des Lebens es wäre, in welcher freien oder dornigen, freudigen oder traurigen, gefährlichen oder verzweifelten Lage, die Eine von ihnen die Andere oder sogar die drei Anderen zu Hilfe rufen würde.

      Wir haben sie, diesem Vertrage treu, auf den Ruf der sterbenden Carmelite erscheinen sehen; wir werden sie nicht minder pünktlich bei nicht minder ernster Veranlassung wiederfinden.

      Wir haben gesagt, wie es verabredet war, alle Jahre am Aschermittwoch bei der Mittagsmesse in Notre-Dame zusammenzukommen.

      In den zwei bis drei Jahren, welche seit ihrem Austritte aus der Pension verlaufen waren, hatten Carmelite und Fragola ihre Freundinnen fast nur bei diesem jährlichen Rendez-vous gesehen,

      Fragola hatte hierbei auch ein Jahr gefehlt. Erzählen wir je ihre Geschichte, so werden wir sagen, bei welcher Gelegenheit.

      Regina und Lydie hatten sich etwas öfter gesehen.

      Doch diese Seltenheit des Zusammenseins der vier Mädchen hatte ihre Freundschaft nur wachsen gemacht, statt sie zu schwächen, und sie Vier hätten vielleicht, sich auf einander stützend, erreicht, was ein Congreß von Diplomaten nicht hätte erreichen können.

      Und, in der That, sie Vier hielten, auf die vier aufsteigenden und absteigenden Sprossen der Gesellschaft gestellt, die Schlüssel des ganzen socialen Gebäudes: den Hof, die Aristokratie, die Armee, die Wissenschaft, die Geistlichkeit, die Sorbonne, die Universität, die Academie, das Volk, was weiß ich? Ihre Schlüssel paßten in alle Schlösser, öffneten alle Thüren; sie Vier repräsentierten die absolute, unbegrenzte Macht.

      Nur gegen den Tod, wie wir gesehen haben, vermochten sie nichts.

      Mit denselben Tugenden begabt, von denselben Grundsätzen erfüllt, von denselben Gefühlen durchdrungen, zu denselben Opfern, zu derselben Hingebung fähig, schienen sie geboren für das Gute, und vereinzelt oder mit einander, um welchen Preis es sein mochte, strengte sich, war die Gelegenheit geboten, Jede an, es zu vollbringen.

      Wir werden ohne Zweifel in der Folge unserer Erzählung Gelegenheit haben, sie im Kampfe mit Leidenschaften aller Art zu beobachten, und wir werden dann vielleicht sehen, wie aus den furchtbarsten Kämpfen die wohlgestählten Seelen siegreich hervorgehen können.

      Hören wir nun.

      Es hat zwölf Uhr geschlagen, Regina muß bald zurückkommen.

      Einige Minuten nach zwölf Uhr wird das Rollen eines Wagens hörbar.

      Die drei jungen Frauen, welche mit einander sprachen . . . worüber? Carmelite gewiß von Todten: die zwei Anderen vielleicht von Lebenden, – die drei jungen Frauen erhoben sich gleichzeitig.

      Die Herzen schlugen gleichstimmig: das von Fragola aber sicherlich lebhafter, als die der zwei Anderen.

      Plötzlich hörte man die Stimme der kleinen Abeille, welche, ein köstlicher Vorläufer, entsprungen war, rufen:

      »Hier sind wir! hier sind wir! hier sind wir! Meine Schwester Regina hat die Audienz.«

      Und so rufend erschien sie im Gewächshause.

      Regina trat wirklich hinter ihr lächelnd wie eine Siegerin ein: sie hielt den Audienzbrief in der Hand.

      Die Audienz war in dem Briefe aus denselben Tag um halb drei Uhr bestimmt: es war also keine Minute zu verlieren.

      Die zwei jungen Frauen umarmten sich, ihre Freundschaftsschwüre erneuernd. Fragola ging rasch die Treppe hinab, sprang in den Wagen, der schneller zu fahren versprach, als ihr Fiacre, und der mit Wappen geschmückte Wagen brachte das schöne, reizende Kind nach seiner bescheidenen Wohnung und hielt vor der Thüre des Ganges der Rue Macon an.

      Die zwei Männer standen am Fenster.

      »Sie ist es!« sagten sie gleichzeitig.

      »In einem mit Wappen geschmückten Wagen?« fragte der Mönch Salvator.

      »Ja: doch das ist nicht die Frage. Hat sie den Audienzbrief oder hat sie ihn nicht?«

      »Sie hält ein Papier in der Hand!« rief der Mönch.

      »Dann geht Alles gut,« sagte Salvator.

      Dominique eilte nach dem Ruheplatze.

      Fragola hörte die Thüre sich öffnen und rief:

      »Ich bin es … ich habe den Brief!«

      »Für welchen Tag?« fragte Dominique.

      »Für heute, in zwei Stunden!«

      »Ah!« rief der Mönch, »seien Sie gesegnet, mein theures Kind!«

      »Und Gott sei gelobt, mein Vater!« sprach Fragola, indem sie ehrerbietig mit ihrer kleinen weißen Hand dem Mönche den Audienzbrief des Königs überreichte.

       IV

      Der Aufschub

      Der König war an diesem Tage nicht gerade von einer tollen Heiterkeit.

      Die


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