Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма

Der Chevalier von Maison-Rouge - Александр Дюма


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hat, welches die Nation in sie setzt, und die Geschichte wird einst sagen, nicht nur der Bürger Robespierre allein verdiene den Namen des Unbestechlichen.«

      »Allerdings, allerdings,« versetzte der Andere, »doch daraus, daß eine Sache noch nicht geschehen ist, zu schließen, sie werde nie geschehen, wäre einfältig. Es ist gerade wie in der Nationalgarde,« fuhr der Werkführer fort; »die Compagnien der verschiedenen Sectionen werden jede nach ihm Reihe zum Dienst des Temple berufen und zwar ohne Unterschied. Gebt Ihr nicht zu, daß sich in einer Coipagnie von zwanzig bis fünf und zwanzig Mann ein Kern von acht bis zehn entschlossenen Burschen finden könnte, welche in einer schönen Nacht die Schildwachen ermorden und die Gefangenen entführen dürften?«

      »Bah!« versetzte Maurice, »Du siehst, Bürger, daß dies ein schlechtes Mittel ist, denn vor drei Wochen oder einem Monat wollte man es anwenden, und es ist nicht gelungen.«

      »Ja,« entgegnete Morand, »aber nur weil einer von den Aristokraten, welche die Patrouille bildeten, so unklug war, als er, ich weiß nicht mit wem sprach, sich das Wort mein Herr entschlüpfen zu lassen.«

      »Und dann,« sagte Maurice, der durchaus beweisen wollte, die Polizei der Republik sei gut beschaffen, »und dann, weil man bereits die Rückkehr des Chevalier von Maison-Rouge nach Paris wahrgenommen hatte.«

      »Bah!« rief Dinner.

      »Man wußte, daß Maison-Rouge in Paris war fragte Morand mit kaltem Tone. »Und wußte man auch durch welches Mittel er dahin gekommen war?«

      »Ganz genau.«

      »Ah, Teufel!« versetzte Morand, indem er sich vorwärts neigte, um Maurice anzuschauen. »Ich wäre begierig, dies zu erfahren, bis jetzt hat man uns noch nichts Bestimmtes hierüber sagen können. Aber Sie, Bürger Sie, der Secretaire von einer der bedeutendsten Sectionen von Paris, Sie müssen besser unterrichtet sein?«

      »Ganz gewiß,« erwiderte Maurice, »das was ich Ihnen sagen werde, ist auch strenge Wahrheit.«

      Alle Gäste und selbst Genevièveschienen dem, wie der junge Mann zu sagen im Begriffe war, die größte Aufmerksamkeit zu schenken.

      »Nun wohl.!« sprach Maurice, »der Chevalier von Maison-Rouge kam von der Vendée, wie es scheint; hatte mit seinem gewöhnlichen Glück ganz Frankreich durchzogen: während des Tags an der Barrière du Roule angelangt, wartete er hier bis Abends um neun Uhr. Um neun Uhr Abends ging eine Frau, als Frau aus dem Volke verkleidet, durch diese Barrière hinaus und brach dem Chevalier die Kleidung eines Chasseur der Nationalgarde; zehn Minuten nachher kehrte sie mit ihm zurück, die Schildwache, welche sie allein hatte hinausgehen sehe schöpfte Verdacht, als sie in Begleitung zurückkam. Sie machte Lärm auf dem Posten, der Posten kam heran die zwei Schuldigen begriffen, daß es auf sie abgesehen war, und warfen sich in ein Hotel, wo sich eine zwei Thüre nach den Champs-Elysées für sie öffnete. E scheint, daß eine ganz und gar den Tyrannen ergebe, Patrouille den Chevalier an der Ecke der Rue Barre-du-Bec erwartete. Das Uebrige wissen Sie,«

      »Ah! ah!« sagte Morand, »was Sie uns da erzählen, ist seltsam.«

      »Und besonders genau,« sprach Maurice.

      »Ja, es sieht so aus; doch die Frau, weiß man, was aus ihr geworden ist?«

      »Nein, sie ist verschwunden, und man weiß durchaus nicht, wer sie ist und was sie ist.«

      Der Associé des Bürger Dirmer und der Bürger Dirmer selbst schienen freier zu athmen.

      Geneviève hatte diese ganze Erzählung bleich, unbeweglich, stumm angehört.

      »Aber wer kann sagen,« sprach der Bürger Morand mit seiner gewöhnlichen Kälte, »wer kann sagen, der Chevallier von Maison-Rouge habe zu der Patrouille gehört, welche den Lärmen im Temple veranlaßt?«

      .Einer von meinen Freunden, ein Municipal, hatte an diesem Tage Dienst im Temple und erkannte ihn.«

      »Er wußte also sein Signalement?«

      «Er hatte ihn früher gesehen.«

      »Und was für ein Mann ist dieser Chevalier von Maison-Rouge äußerlich?«

      »Ein Mann von fünf und zwanzig bis sechs und zwanzig Jahren, klein, blond, von angenehmer Gesichtsbildung, mit herrlichen Augen und prächtigen Zähnen.«

      Es trat ein tiefes Stillschweigen ein.

      »Nun!« sagte Morand, »wenn Ihr Freund, der Municipal, den angeblichen Chevalier von Maison-Rouge erkannte, warum hat er ihn nicht verhaftet?«

      »Einmal befürchtete er, weil er nichts von, seiner Ankunft in Paris wußte, durch eine Aehnlichkeit getäuscht zu werden, und dann ist mein Freund ein wenig lau; im Zweifel that er, was die Weisen und die Lauen thun: im Zweifel enthielt er sich.«

      »Sie hätten nicht so gehandelt, Bürger?« sagte Dirmer heftig lachend.

      »Nein, ich muß es gestehen, lieber würde ich mich täuscht haben, als daß ich einen so gefährlichen Mann, wie es der Chevalier von Maison-Rouge ist, hätte entwischen lassen.«

      »Und was hätten Sie denn gethan, mein Herr?« fragte Geneviève.

      »Was ich gethan hätte, Bürgerin?« versetzte Maurice, »oh mein Gott! das wäre kurz gewesen; ich hätte all Thore des Temple geschlossen; dann wäre ich gerade an die Patrouille zugegangen, hätte den Chevalier am Kragen gepackt und zu ihm gesagt: »»Chevalier von Maison-Rouge, ich verhafte Sie als Verräther an der Nation;'« und hätte ich ihn einmal am Kragen gehabt, so würde ich ihn nicht mehr losgelassen haben, dafür stehe ich.«

      »Aber was wäre dann geschehen?« fragte Geneviève

      »Man hätte ihm und seinen Mitschuldigen den Prozess gemacht und zu dieser Stunde wäre er guillotinirt.«

      Geneviève schauerte und warf ihrem Nachbar einen Blick des Schreckens zu.

      Doch der Bürger Morand schien diesen Blick nicht zu bemerken, leerte phlegmatisch sein Glas und sprach:

      »Der Bürger Lindey hat Recht; es war nichts Anderes zu thun; doch leider hat man es nicht gethan.«

      »Weiß man, was aus dem Chevalier von Maison-Rouge geworden ist?« fragte Geneviève.

      »Bah!« versetzte Dirmer, »wahrscheinlich verlangte er nicht mehr und hat, als er seinen Versuch mißlungen sah, Paris unmittelbar verlassen.«

      »Und vielleicht sogar Frankreich,« fügte Morand bei

      »Keines Wegs, keines Wegs,« sprach, Maurice.

      »Wie, er hat die Unklugheit gehabt, in Paris zu bleiben!« rief Geneviève.

      »Er hat sich nicht von der Stelle gerührt.«

      Eine allgemeine Bewegung des Erstaunens empfing die von Maurice mit so viel Sicherheit ausgesprochene Ansicht.

      »Es ist eine Voraussetzung, was Sie da sagen, Bürger,« entgegnete Morand, »eine Voraussetzung, nichts Anderes.«

      »Nein, ich behaupte eine Thatsache.«

      »Oh! ich gestehe,« versetzte Geneviève, »ich meines Theils kann nicht glauben, was Sie sagen, Bürger, denn das wäre eine unverzeihliche Unklugheit.«

      »Sie sind eine Frau, Bürgerin; Sie begreifen also Eines, was bei einem Mann von dem Charakter des Chevallier von Maison-Rouge alle mögliche Betrachtungen persönlicher Sicherheit überwiegen mußte.«

      »Und was kann mehr Gewicht haben, als die Furcht, das Leben aus eine so schauderhafte Weise zu verlieren?«

      »Ei mein Gott! Bürgerin, die Liebe,« sprach Maurice.

      »Die Liebe!« wiederholte Geneviève.

      »Allerdings. Wissen Sie denn nicht, daß der Chevallier von Maison-Rouge in Antoinette verliebt ist?«

      Ein schüchternes, gezwungenes Gelächter der Ungläubigkeit machte sich auf zwei oder drei Seiten hörbar. Dirmer schaute Maurice an, als wollte er in der Tiefe seiner Seele lesen. Geneviève fühlte, wie Thränen ihre Augen befeuchteten, und ein Schauer, der Maurice nicht entgehen konnte, durchlief ihren ganzen Körper. Der Bürger Morand vergoß Wein von seinem Glase,


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