Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма

Der Chevalier von Maison-Rouge - Александр Дюма


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dieses vertraulichen Verhältnisses, das er im Hause gewonnen hatte, setzte ihn Eines in Erstaunen, dies war der Umstand, daß je mehr er, allerdings vielleicht, um die Gefühle besser bewachen zu können, die er bei ihm für Geneviève voraussetzte, daß je mehr er, sagen wir, nähere Bekanntschaft mit Morand zu machen suchte dessen Geist ihn, trotz seiner Vorurtheile, verführte, dessen erhabene Manieren ihn ungemein anzogen, dieser seltsam Mann sich absichtlich immer mehr von Maurice zu entfernen bemüht war. Er beklagte sich bitter bei Geneviève, denn er zweifelte nicht, daß Morand in ihm einen Nebenbuhler errathen hatte und daß es von seiner Seite die Eifersucht war, was ihn von ihm entfernte.

      »Der Bürger Morand haßt mich,« sagte er eines Tages zu Geneviève.

      »Sie,« entgegnete Geneviève, indem sie ihn mit ihrem schönen, erstaunten Auge anschaute; »Sie, mein Herr, Morand haßt Sie?«

      »Ja, ich bin dessen sicher.«

      »Und warum soll« er Sie hassen?«

      »Soll ich es Ihnen sagen?« rief Maurice.

      »Gewiß,« versetzte Geneviève.

      »Nun wohl … weil ich . . .«

      Maurice hielt inne. Er wollte sagen: »weil ich Sie liebe.«

      »Ich kann Ihnen nicht mittheilen, warum,« sprach Maurice erröthend. Der wilde Republikaner war bei Geneviève schüchtern und verzagt wie ein Mädchen.

      Geneviève lächelte.

      »Sagen Sie,« versetzte sie, »sagen Sie, es finde keine Sympathie zwischen Ihnen statt, und ich werde Ihnen vielleicht glauben. Sie sind eine glühende Natur, ein glänzender Geist, ein Mann von ausgezeichnetem Charakter. Morand ist ein auf einen Chemiker gepfropfter Kaufmann. Er ist schüchtern, er ist bescheiden. Und diese Schüchternheit, diese Bescheidenheit verhindern ihn, den einen Schritt Ihnen entgegen zu thun.«

      »Und wer verlangt, daß er mir den ersten Schritt entgegen thun soll? Ich habe fünfzig ihm entgegen gethan. Er hat mir nie geantwortet. Nein,« fuhr Maurice den Kopf schüttelnd fort, »nein, es ist sicherlich nicht dieses.«

      »N»n, was ist es denn?«

      Maurice zog es vor, zu schweigen.

      Am andern Tage, nachdem er diese Erklärung mit Geneviève gehabt hatte, kam er Nachmittags um zwei Uhr zu ihr; er fand sie in einer Ausgangstoilette.

      »Ah! seien Sie willkommen,« sagte Geneviève, »Sie werden mir als Ritter dienen.«

      »Und wohin gehen Sie?« fragte Maurice.

      »Ich muß nach Auteuil. Das Wetter ist köstlich und ich wünschte ein wenig zu Fuß zu gehen; unser Wagen wird uns bis jenseits der Barrière führen, dann gehen wir zu Fuße nach Auteuil, und wenn ich beendigt habe, was mir in Auteuil zu besorgen obliegt, kehren wir zurück und nehmen wieder unsern Wagen, der bei der Barrière auf uns wartet.«

      »Oh!« rief Maurice entzückt, »welch einen herrlichen Tag bieten Sie mir!«

      Die zwei jungen Leute entfernten sich. Jenseits der Barrière stiegen sie aus, sprangen leicht auf den Rand des Weges und setzten ihre Promenade zu Fuß fort.

      Als sie nach Auteuil kamen, blieb Geneviève stehen.

      »Erwarten Sie mich am Saume des Parkes,« sagt sie, »wenn ich meine Angelegenheiten beendigt habe, hole ich Sie wieder ab.«

      »Zu wem gehen Sie?«

      »Zu einer Freundin.«

      »Zu der ich Sie nicht begleiten kann?«

      Geneviève schüttelte lächelnd den Kopf und erwiderte:

      »Unmöglich,«

      Maurice biß sich aus die Lippen.

      »Es ist gut,« sagte er, »ich werde warten.«

      »Was denn?« fragte Geneviève.

      »Nichts,« antwortete Maurice. »Werden Sie lange ausbleiben?«

      »Wenn ich Sie zu belästigen geglaubt hätte, wenn ich gewußt hätte, daß Ihr Tag in Anspruch genommen ist,« versetzte Geneviève, »so hätte ich Sie nicht um den kleinen Dienst, mit mir zu kommen, gebeten; ich hätte mich von . . . .«

      »Von Herrn Morand begleiten lassen,« unterbrach sie Maurice lebhaft.

      »Nein, Sie wissen, daß Herr Morand in der Fabrik von Rambouillet ist und erst diesen Abend zurückkommen soll.«

      »Ah! diesem Umstande habe ich den Vorzug zu verdanken?«

      »Maurice,« sprach Geneviève mit sanftem Tone, ich kann die Person, mit der ich mich zusammen beschieden, nicht warten lassen: wenn es Ihnen lästig wird, mich zu führen, so kehren Sie nach Paris zurück, nur schicken Sie mir meinen Wagen.«

      »Nein, nein, Madame,« versetzte Maurice lebhaft.

      Und er grüßte Geneviève; diese stieß einen schwachen Seufzer aus und ging nach Auteuil hinein,

      Maurice begab sich zu der verabredeten Stelle, spazierte auf und ab und schlug mit seinem Stocke, wie Tarquinius, alle Köpfe von Gräsern, Blumen oder Disteln ab, die er auf seinem Wege fand. Dieser Weg war indessen auf einen kleinen Raum beschränkt; wie alle sehr unruhige Menschen, drehte sich Maurice immer nach wenigen Schritten wieder um.

      Was Maurice so sehr beunruhigte war, daß er durchaus hätte wissen mögen, ob ihn Geneviève liebte oder nicht liebte: ihr ganzes Benehmen gegen den jungen war das einer Schwester und einer Freundin; doch er fühlte, daß dies nicht mehr genügte. Er liebte mit seiner vollen Liebe. Sie war der einzige Gedanke seiner Tage, der unablässig erneuerte Traum seiner Nächte geworden. Früher verlangte er nichts Anderes, als Geneviève wiederzusehen, jetzt war dies nicht mehr genug: Geneviève mußte ihn lieben.

      Geneviève blieb eine Stunde abwesend, die ihm ein Jahrhundert dünkte; dann sah er sie mit einem Lächeln auf den, Lippen erscheinen. Maurice trat im Gegentheil mit gefalteter Stirne auf sie zu. Unser armes Herz ist so beschaffen, daß es den Schmerz gerade aus dem Schoß des Glückes zu schöpfen trachtet.

      Geneviève nahm lächelnd den Arm von Maurice.

      »Hier bin ich,« sagte sie; »verzeihen Sie, mein Freund daß ich Sie habe warten lassen.«

      Maurice antwortete durch eine Bewegung des Kopfes und Beide wählten den Weg durch eine weiche, reizende schattige, buschige Allee, welche sie auf einem Umweg nach der Landstraße zurückführen sollte.

      Es war einer von den köstlichen Frühlingsabende wo jede Pflanze dem Himmel ihre Ausströmung zusendet, wo jeder Vogel, unbeweglich auf dem Zweige oder durch das Gesträuch hüpfend, Gott seine Liebeshymne zuwirft, einer von jenen Abenden endlich, welche in der Erinnerung zu leben bestimmt scheinen.

      Maurice war stumm; Geneviève war nachdenkend, sie entblätterte mit einer Hand die Blumen eines Straußes, den sie mit ihrer andern Hand hielt, welche aus den Arm von Maurice gestützt war.

      »Was haben Sie?« fragte plötzlich Maurice, »und was macht Sie heute so traurig?«

      Geneviève hatte ihm antworten können: Mein Glück!

      Sie schaute ihn mit ihrem sanften, poetischen Blick an und, sprach:

      »Aber Sie selbst, sind Sie nicht trauriger als gewöhnlich?«

      »Ich,« versetzte Maurice, »ich habe ein Recht, traurig zu sein, ich bin unglücklich; doch Sie . . .«

      »Sie, unglücklich?«

      »Allerdings; bemerken Sie nicht zuweilen am Zittern, meiner Stimme, daß ich leide? Begegnet es mir nicht, wenn ich mit Ihnen oder Ihrem Gatten spreche, daß ich plötzlich aufstehe und genöthigt bin, vom Himmel Luft zu verlangen, weil es mir vorkommt, als zerspränge mein Brust?«

      »Welchem Umstande schreiben Sie dieses Leiden zu? fragte Geneviève verlegen

      »Wenn ich ein geziertes Mädchen wäre,« sagte Maurice mit einem schmerzlichen Gelächter, »so würde ich Ihnen antworten, ich leide an den Nerven.«

      »Und in diesem Augenblick leiden Sie?«

      »Sehr.«

      »Dann


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