Der Frauenkrieg. Александр Дюма

Der Frauenkrieg - Александр Дюма


Скачать книгу
Gott, ja, mein Herr. Soll ich diesem Edelmann sagen lassen, daß Ihr ihn zu sprechen wünscht?«

      »Ist dies aber auch schicklich?« versetzte der Fremde. »Einen Unbekannten stören, hieße vielleicht gar sich zu vertraulich benehmen, besonders wenn dieser Unbekannte von Stande ist. Nein, nein, Meister Biscarros, habt nur die Güte, mir denselben zu schildern, oder vielmehr mir ihn zu zeigen, ohne daß er mich sieht.«

      »Euch denselben zeigen, ist schwierig, mein Herr, in Betracht, daß er sich selbst zu verbergen scheint; denn er schloß sein Fenster in dem Augenblick, wo Ihr und Eure Gefährten auf der Straße sichtbar wurdet; Euch denselben schildern, ist viel leichter. Es ist ein kleiner, blonder, zarter junger Mensch, kaum sechzehn Jahre alt, und scheint gerade nur die Kraft zu haben, um den Hofdegen zu tragen, der an seinem Wehrgehänge befestigt ist.

      Die Stirne den Fremden faltete sich unter dem Schatten einer Erinnerung.

      »Sehr gut,« sprach er, »ich weiß, was Ihr sagen wollte ein junger Mensch, blond, von weibischem Aussehen, auf einem Barber reitend und gefolgt den einem alten Stallmeister; der so steif ist, wie der Piquebube. Das ist es nicht, was ich suche.«

      »Ah! den sucht der Herr nicht?« sprach Biscarros.

      »Nein.«

      »Nun, in Erwartung dessen, welchen der Heer sucht und der unfehlbar hier vorbeikommen muß, weil es nur eine Straße gibt, könnte der Herr bei mir eintreten und sich und seine Gefährten erfrischen.«

      »Ich danke, ich kann nicht mehr, als Euch danken und Euch bitten, mir zu sagen, wie viel Uhr es sein mag.«

      »Es schlägt so eben sechs Uhr im Dorfe, mein Herr; hört Ihr den schweren Klang der Glocke?«

      »Wohl. Nun noch einen letzten Dienst, Herr Biscarros.«

      »Mit Vergnügen.«

      »Sagt mir wenn es Euch gefällig ist, wie ich mir einen Nachen und einen Schiffer verschaffen könnte.«

      »Um über den Fluß zu setzen?«

      »Nein, um darauf spazieren zu fahren.«

      »Nichts leichter. Der Fischer, welcher mir meine Fische liefert . . . Liebt Ihr Fische, mein Herr?« sagte Biscarros in Form einer Parenthese und zu seinem Gedanken zurückkehrend, den Fremden zu einem Abendbrod in seinem Gasthause zu veranlassen.

      »Das ist eine mittelmäßige Speise,« antwortete der Fremde; »wenn der Fisch jedoch gehörig gewürzt ist, sage ich nicht pfui.«

      »Ich habe stets vortreffliche Fische, mein Herr.«

      »Dann wünsche ich Euch Glück. Kommen wir jedoch auf den zurück, welcher sie Euch liefert.«

      »Das ist richtig. Um diese Zeit hat er sein Tagewerk vollbracht und sitzt ohne Zweifel beim Essen. Ihr könnt von hier aus seine Barke an den Weiden, ganz da unten neben der Ulme, angebunden sehen. Sein Haus ist hinter jenem Weidengebüsch verborgen. Ihr findet ihn sicherlich bei Tische.«

      »Ich danke, Meister Biscarros, ich danke,« sprach der Fremde, gab seinen Gefährten ein Zeichen, ihm zu folgen, ritt rasch nach den Bäumen zu und klopfte an die bezeichnete Hütte. Die Frau des Fischers öffnete.

      Der Fischer saß, wie Meister Biscarros gesagt hatte, bei Tische.

      »Nimm Deine Ruder,« sprach der Reiter, »und folge mir. Es ist ein Thaler zu verdienen.«

      Der Fischer stand mit einer Hast auf, welche zum Beweise diente, wie wenig freigebig der Wirth zum Goldenen Kalbe seine Händel mit ihm abschloß.

      »Wollt Ihr nach Vayres hinab fahren?« fragte er,

      »Nein, Ihr sollt mich nur bis mitten in den Fluß führen und einige Minuten mit mir daselbst bleiben.

      Der Fischer machte große Augen bei Auseinandersetzung dieser seltsamen Laune. Da aber ein Thaler zu verdienen war und er zwanzig Schritte hinter dem Reiter, welcher an seine Thüre geklopft hatte, die Gesichter seiner Gefährten erblickte, so machte er keine Schwierigkeiten, wobei er wohl bedachte, daß der Mangel an gutem Willen auf seiner Seite die Anwendung der Gewalt herbeiführen würde, und daß er bei einem solchen Streite die angebotene Belohnung verlieren müßte.

      Er erwiederte also schleunig dem Fremden, er stünde mit seiner Barke und seinen Rudern zu Diensten.

      Die kleine Truppe rückte nun unmittelbar gegen den Flusse vor, und während der Fremde hielt an den Rand des Wassers ritt, hielt sie aus der Höhe der Böschung stille, und stellte sich, ohne Zweifel aus Furcht vor einem Ueberfalle, so auf, daß sie nach allen Seiten sehen konnte. Von dem Punkte aus, wo die Truppe stand, konnte sie zugleich die Ebene beherrschen, die sich hinter ihr ausdehnte, und die Einschiffung beschützen, die zu ihren Füßen vorging.

      Der Fremde, ein großer, blonder, bleicher junger Mann, von gescheitem Gesichte, obgleich ein dunkler Kreis seine blauen Augen umgab und ein Ausdruck cynischen Charakters seine Lippen umschwebte, der Fremde, sagen wir, untersuchte sorgfältig seine Pistolen, steckte seine Muskete in das Bandelier, ließ einen langen Raufdegen in der-Scheide spielen und heftete seine Blicke aufmerksam aus das entgegengesetzte Ufer, einen weiten Wiesengrund, der von einem Fußpfade durchschnitten war, welcher vom steilen Ufer des Flusses ausging und in gerader Linie nach dem Dorfe Ison zuließ dessen gebräunten Glockenthurm und weißlichen Rauch man in dem vergoldeten Dunste des Abends erschaute.

      Ebenfalls auf der andern Seite und ungefähr in der Entfernung von einer Viertelmeile erhob sich rechte das kleine Fort Vayres.

      »Nun,« sprach der Fremde, welcher ungeduldig zu werden anfing, sich an seine als Wachen aufgestellten Gefährten wendend, kommt er? Seht Ihr ihn rechts oder links, hinten oder vorne erscheinen?«

      »Ich glaube,« sprach einer von den Männern, »ich sehe eine schwarze Gruppe auf dem Wege von Ison; aber ich bin meiner Sache noch nicht ganz gewiß, denn die Sonne blendet mich. Halt! ja, ja, so ist es. Einer, zwei, drei, vier, fünf Männer; ein goldbordirter Hut und ein blauer Mantel. Es ist der Bote, den wir erwarten; er hat sich zu größerer Sicherheit ein Geleite mitgenommen.«

      »Er hat Recht gehabte,« antwortete phlegmatisch der Fremde. »Nimm mein Pferd, Ferguzon.«

      Derjenige, an welchen dieser Befehl in einem halb freundschaftlichem halb gebietenten Tone gerichtet war, beeilte sich zu gehorchen und stieg an der Böschung hinab. Mittlerweile sprang der Fremde vom Pferde, warf in dem Augenblick, wo der Andere sich ihm näherte, demselben den Zügel zu und schickte sich an, in den Nachen zu gehen.

      »Höre sprach Ferguzon und legte ihm seine Hand auf den Arm, »keine unnütze Verwegenheit, Cauvignac; bemerkst Du die geringste verdächtige Bewegung von Seiten Deines Mannes, so jage ihm eine Kugel in den Kopf. Du siehst, der listige Gevatter fährt eine ganze Truppe mit sich.«

      »Ja, sie ist aber weniger stark, als die unserige. Außer der Ueberlegenheit des Muthes haben wir noch die der Anzahl, und es ist somit nichts zu befürchten. Ah! es erscheinen bereits ihre Köpfe.«

      »Wie werden sie es machen?« sprach Ferguzon, »Sie können sich keinen Nachen verschaffen. Doch wohl, dort findet sich einer wie durch ein Zauberwerk.«

      »Es ist der meines Vetters, des Fährmannes von Ison,« sprach der Fischer, den diese Vorbereitungen ungemein zu interessieren schienen, während er jedoch zitterte, es könnte ein Seetreffen an Bord seiner Schaluppe und der seines Vetters stattfinden.

      »Gut, der Blaumantel schifft sich eine,« sagte Ferguzon; »meiner Treue allein, streng nach den Bedingungen des Vertrages.«

      »Wir wollen ihn nicht warten lassen,« versetzte der Fremde, sprang ebenfalls in das Schiff und machte dem Fischer ein Zeichen, sich an seinen Posten zu begeben.

      »Wohl aufgepasst, Roland!« rief Ferguzon, zu seinen klugen Ermahnungen zurückkehrend: »der Fluß ist breit. Nahe Dich nicht zu sehr dem entgegengesetzten Ufer, denn Du könntest eine Ladung von ihren Musketen bekommen, die wir nicht zurückzugeben vermöchten. Halte Dich, wenn es möglich ist, diesseits der Abgrenzungslinie.«

      Derjenige, welchen Ferguzon bald Roland, bald Cauvignac genannt hatte und der auf diese beiden Namen antwortete, ohne Zweifel, weil der eine sein Taufname,


Скачать книгу