Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма


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sein Schwert um, hing die Streitaxt an den Sattelbogen und ritt an den Hügeln hin, welche am Mittelmeere stehen, stellte sich vor, er habe mit den Ketzern Deutschlands oder den Saracenen in Afrika zu kämpfen, sah in leblosen Gegenständen Feinde aller Art, hieb mit der Streitaxt auf Steine statt auf Eisenhelme und mit dem Degen nach Fichtenzweigen und suchte seinen Schmerz durch körperliche Anstrengung zu überwinden.

      Die Stunden, die Tage, die Monate vergingen, die Thränen versiegten, der Schmerz, der noch als Sehnen und Erinnerungen in dem Herzen lag, verschwand allmälig von den Gesichtern und die Augen, die vergebens nach der Gemahlin, der Mutter und Freundin blickten, richteten sich empor, um den Engel zu suchen.

      Das Herz, das sich Gott zuwendet, findet bald Trost.

      Die Ereignisse gingen übrigens ihren Gang und setzten dem Schmerze ihre Zerstreuungskraft entgegen.

      Ein Congreß war zwischen dem Papste Paul III. (Alexander Farnese), Franz I. und Carl  V. beschlossen worden. Es handelte sich darum, die Türken aus Europa zu vertreiben, dem Ludwig Farnese ein Herzogthum zu schaffen und dem Herzoge von Savoyen seine Staaten zurückzugeben.

      Der Congreß sollte in Nizza gehalten werden.

      Nizza war durch den Papst und Carl  V. gewählt worden, weil sie hofften, der König Franz I. werde aus Dankbarkeit für die gastliche Aufnahme bei seinem Oheime gegen denselben nachgiebiger seyn.

      Dann war auch eine Art Aussöhnung zwischen dem Papste Paul III. und Kaiser Carl V. zu bewerkstelligen. Alexander Farnese hatte seinem ältesten Sohne Ludwig die Städte Parma und Piacenza zum Tausche für die Fürstenthümer Camerino und Nepi gegeben, die er ihm genommen, um sie seinem zweiten Sohne Octavio zu übertragen. Dies hatte Carl  V. mißfallen, der eben nach dem Tode Franz Maria Sforza’s 1535 dem Papste, welche Summe dieser ihm auch dafür bot, das Herzogthum Mailand versagt hatte, die Ursache oder doch wenigstens der Vorwand des endlosen Krieges zwischen Frankreich und dem Reiche.

      Carl  V. hatte übrigens vollkommen Recht, denn der neue Herzog von Parma war jener schändliche Ludwig Farnese, welcher sagte, es sey ihm sehr gleichgültig, ob er geliebt werde, wenn man ihn nur fürchte, und der die Adeligen entwaffnete, den Frauen Gewalt anthat und die Bischöfe peitschte.

      Der Congreß von Nizza hatte also den Zweck, nicht blos den Herzog von Savoyen mit dem Könige von Frankreich, sondern auch den Papst mit dem Kaiser wieder zu versöhnen.

      Carl III. aber, den das Unglück klug gemacht hatte, sah seinen Neffen, seinen Schwager und deren heiligen Schiedsrichter nicht ohne Besorgniß in seinen letzten befestigten Ort kommen.

      Wer gab ihm die Bürgschaft, daß man ihm die letzte Stadt, die man ihm gelassen, nicht auch nehme, statt ihm das Land zurückzugeben, das man ihm genommen?

      Er brachte deshalb für jeden Fall und um größerer Sicherheit willen Emanuel Philibert, seinen letzten Erben, in das Castell, welches die Stadt beherrschte, und empfahl dem Commandanten, das Castell durchaus keinen Truppen zu öffnen, sie möchten vom Kaiser, von dem Könige Franz oder von dem Papste kommen.

      Dann reiste er selbst dem Papste Paul III. entgegen, welcher nach der getroffenen Bestimmung einige Tage vor dem Kaiser und dem Könige ankommen sollte.

      Der Papst war nur noch eine Stunde von Nizza entfernt, als der Herzog einen Brief an den Commandanten absandte und diesem befahl, die Wohnung des Papstes in dem Schlosse bereit zu machen.

      Diesen Brief brachte der Capitän der Leibwache Seiner Heiligkeit, welcher an der Spitze von zweihundert Mann ankam und Einlaß verlangte, damit er Dienst bei seinem Souverain thun könne.

      Der Herzog sprach in seinem Briefe von dem Papste, aber weder von dem Capitän der Leibwache noch von den zweihundert Mann.

      Es war jedenfalls eine Verlegenheit: der Papst verlangte ausdrücklich, was der Herzog ausdrücklich verboten hatte.

      Der Commandant berief einen Rath.

      Emanuel Philibert wohnte diesem Rathe bei, obgleich er erst elf Jahre alt war; wahrscheinlich war er mit beschieden worden, um den Muth der Vertheidiger noch mehr zu steigern.

      Während man berathschlagte, bemerkte der Knabe an der Wand das hölzerne Modell der Veste, welche der Gegenstand der Uneinigkeit zwischen dem Papste und Carl III. war.

      »Ihr Herren,« sagte er zu den versammelten Räthen, die seit einigen Stunden deliberirten, ohne zu etwas zu gelangen, »Ihr seyd wegen sehr wenig in Verlegenheit; da wir eine Veste von Holz und eine von Stein haben, so wollen wir die hölzerne dem Papste geben und die steinerne für uns behalten.«

      »Meine Herren,« fiel der Commandant ein, »unsere Pflicht ist durch das Wort eines Kindes dictirt. Seine Heiligkeit soll, wenn man darauf besteht, die hölzerne Veste haben, so lange ich aber lebe die steinerne nicht, das schwöre ich bei Gott.«

      Die Antwort des Knaben und des Commandanten wurde dem Papst überbracht, der sich damit begnügte und im Franciscanerkloster abstieg.

      Der Kaiser kam an, dann der König von Frankreich.

      Ein jeder nahm seinen Aufenthalt unter einem Zelte, der an der einen, jener an der andern Seite der Stadt, so daß sich der Papst in ihrer Mitte befand.

      Der Congreß begann, er gab aber leider bei Weitem die Resultate nicht, welche man davon erwartete.

      Der Kaiser verlangte Savoyen und Piemont für seinen Schwager zurück; Franz I. wollte das Herzogthum Mailands für seinen zweiten Sohn, den Herzog von Orléans, haben, und der Papst, der auch seinen Sohn unterzubringen wünschte, verlangte, daß ein Prinz, der weder zu der Familie Franz I. noch zu der Carls V. gehörte, zum Herzoge von Mailand erwählt werde und zwar unter der Bedingung, daß er sein Herzogthum von dem Kaiser zum Lehen nehme und dem König von Frankreich Tribut zahle.

      Ein jeder wollte also das Unmögliche, weil er eben gerade das Gegentheil von dem wollte, was die Andern verlangten.

      So kam man denn zu einem Waffenstillstand, den Alle wünschten.

      Franz I. um seinen Soldaten Ruhe zu gönnen, die halb erschöpft waren, und um seine Finanzen, die es ganz waren, sich erholen zu lassen.

      Carl  V. um die Einfälle zurückzutreiben, welche die Türken in seine Reiche Neapel und Sicilien machten.

      Paul III., um seinen Sohn Ludwig Farnese wenigstens in den Fürstenthümern Parma und Piacenza festsetzen zu lassen, da er ihm Mailand nicht verschaffen konnte.

      Es wurde ein Waffenstillstand von zehn Jahren beschlossen. Franz selbst bestimmte diese Dauer, »zehn Jahre oder nichts,« sagte er.

      Die zehn Jahre wurden bewilligt, und Franz war es, welcher den Waffenstillstand nach vier Jahren brach.

      Carl III., welcher fürchtete, die Unterhandlungen würden mit der Beschlagnahme des geringen Gebietes endigen, das ihm geblieben war, sah seine erlauchten Gäste freudiger abreisen, als er sie hatte kommen sehen.

      Sie verließen ihn, wie sie ihn gefunden hatten, nur ärmer um die Kosten, welche ihm ihr Aufenthalt verursacht hatte und die sie nicht bezahlten.

      Nur der Papst hatte etwas von der Sache gehabt, nemlich zwei Heirathen zu Stande gebracht: die seines zweiten Sohnes Octavian Farnese mit Margarethe von Oesterreich, der Witwe Julians von Medici, welcher in der Kirche St. Maria der Blumen in Florenz ermordet worden war, und die seiner Nichte Viktoria mit Anton, dem ältesten Sohn Carls von Vendôme.

      Da Carl  V. sich nun nicht mehr wegen Franz I. zu beunruhigen hatte, begann er in Genua Rüstungen gegen die Türken, die so ungeheuer waren, daß sie zwei Jahre in Anspruch nahmen.

      Nach diesen zwei Jahren, als die Flotte auf dem Punkte stand unter Segel zu gehen, entschloß sich Carl III. seinem Schwager einen Besuch zu machen und ihm seinen Sohn Emanuel Philibert vorzustellen, der sein dreizehntes Jahr erreicht hatte.

      Es versteht sich von selbst, daß Scianca-Ferro und Leone ihn begleiteten.

      Seit einiger Zeit beschäftigte den jungen Prinzen fast ausschließlich eine Rede, die er seinen Lehrern nicht zeigen wollte und die er nur seinem Knappen und seinem Pagen mittheilte.

      Er wollte nemlich den Kaiser Carl  V. um die Erlaubniß


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