Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

Der Secretair der Marquise Du-Deffand - Александр Дюма


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fesselten sie an den alten Hof, und veranlaßten sie, die Scheinsittsamkeit beizubehalten, jenes Vermächtniß des großen Königs, das wir uns freudig beeilten zu beseitigen wie sein Testament.

      Man begreift wohl, daß das Leben des Palais-Royal von einer so ängstlichen Frau wie meine Tante sehr streng getadelt ward, und daß sie es für Pflicht hielt, eine junge Verwandte davon zurückzuhalten.

      Dieses Pflichtgefühl gab ihr die Sprache wieder.

      – Madame, begann sie, Sie haben noch keine Erfahrung, und sehen den Abgrund nicht, an dessen Rande Ihr Fuß steht. Ich kann es nicht über mich gewinnen, Sie, ungeachtet Ihres Benehmens, ohne Warnung Ihre gefährliche Bahn gehen zu lassen. Es bedarf nur noch eines Schrittes, und Sie sind untergegangen.

      Sie hatte Recht; heute weiß ich es, aber damals theilte ich ihre Ansicht nicht.

      – Aber wo ist denn das Böse, Madame, von dem Sie sprechen? fragte ich, ohne mich aus der Fassung bringen zu lassen.

      – Ich habe Ihnen Frau von Parabère bezeichnet.

      – Nun?

      – Hören Sie meine Warnung nicht, so wird man Sie bald in gleiche Kathegorie mit ihr stellen. Man wird von Ihnen sprechen, wie von ihr. Man wird Sie verachten, wie Frau von Parabère – man wird an Ihnen vorübergehen, ohne Sie zu grüßen. Ich denke, das sind Dinge, die man berücksichtigen muß. Und nun vergessen Sie nicht, daß Sie meine Verwandte sind, daß ich ein Recht habe, von Ihnen Gehorsam zu fordern. Ihre Schande fällt auf mein Haus zurück.

      Diese Worte trieben mir ein wenig das Blut nach dem Kopfe. Ich beschloß, mich dafür auf der Stelle zu rächen.

      – Madame, sagte ich, ist Frau von Parabère nicht von einem eben so guten Hause, als Frau von Verrue, und begeht, sie andere Dinge, als jene begangen hat? Ich habe die Ehre gehabt, Ihre Frau Schwägerin an Ihrer Tafel und auf Ihrem Schlosse von Dampierre anzutreffen, und ich glaubte nicht fehl zu gehen, wenn ich den Weg verfolge, auf den Sie selbst gehen.

      Ich wußte, welch einen Schlag ich führte, denn die Herzogin konnte eine Anspielung auf die alte Intrigue der Gräfin von Verrue mit dem Könige von Sardinien nicht leiden. Sie Und ihr Mann hatten diese Dame nur mit großem Leidwesen, und so zu sagen wider ihren Willen empfangen. Sie sahen sie so wenig als möglich, und seufzten darüber; aber sie sahen sie, und dies war ein schweres Kreuz für sie.

      Der Pfeil hatte also gut getroffen.

      – Das wagen Sie mir zu sagen? rief sie aus.

      – Sie zwingen mich dazu, Madame. Außerdem ist es meine Ansicht, und Sie wissen…

      – Ich weiß, daß Sie eine verderbte Natur sind…

      – Madame!

      – Schweigen Sie!

      Nach diesem Befehle veränderte sich plötzlich die Miene meiner Tante; sie schien zu bedenken, daß jede Bekämpfung meiner Ansichten vergebens war. Sie erhob sich kalt, als ob ich ihr lästig sei, und indem sie mir die Thür wies, sagte sie befehlend:

      – So gehen Sie denn, Madame, da Sie es wollen. Aber wenn Sie Ihren Namen entehren, so zählen Sie nicht auf mich, daß ich Sie unterstütze. Ich habe meine Pflicht erfüllt – ich werde nie mehr mit Ihnen darüber sprechen!

      Elftes Kapitel

      Entzückt über meinen Sieg, ging ich also zur Frau von Parabère. Es war dies wirklich eine Schilderhebung: ich leistete in derselben Zeit meinem Manne und meiner Tante Widerstand, und diese Tante war noch obendrein die Herzogin von Luynes! Nach diesem ersten Auftreten versprach ich viel. Jetzt, wo ich die Dinge aus der Ferne und mit Verstand betrachte, gestehe ich ein, daß ich Unrecht hatte. Aber dies war nicht gänzlich meine Schuld: der Geist meiner Zeit, die Revolutionsgedanken, die heute so hervorstechend geworden sind, begannen aufzutauchen und rissen mich mit fort. Man hatte damals schon wenig Achtung vor den Eltern und den Pflichten; in einem andern Jahrhunderte seufzte man mit Recht darüber.

      Frau von Parabère empfing mich mit offenen Armen.

      – Ich erwartete Sie nicht mehr, meine Königin! rief sie aus. Wer hat Sie zurückgehalten?

      – Nun, wer die Frauen zurückhält – der Mann!

      – Ah, wie thöricht sind Sie gewesen, sich einen Mann zu nehmen! Wie bedauere ich, daß ich Sie nicht früher gekannt habe, ich würde Ihr Leben anders geordnet haben!

      – Hätte ich, wie meine Tante Fräulein von Chamrond, eine alte Jungfer bleiben sollen?

      – Sie hätten sich Gräfin Marie von Chamrond nennen und ein Stiftsfräulein wie die Gräfin Alexandrine von Tencin werden müssen.

      – Ach, das ist wahr! antwortete ich seufzend. Warum haben meine Verwandte nicht daran gedacht?

      – Ein Stiftsfräulein ist das Muster von Glück auf der Erde. Ein Stiftsfräulein ist frei, überall gut placirt, es hat den Bestand einer verheiratheten Frau, aber es hat keine Pflichten und keinen Mann; dagegen aber hat es ein Einkommen, das ihm erlaubt zu leben und die Hilfe Anderer anzunehmen; es hat die Unabhängigkeit einer Wittwe, ohne die Erinnerungen derselben, ein wenig Familienverbindung, einen unbestreitbaren Rang, den man Niemandem verdankt – und dabei Nachsichtigkeit, selbst Straflosigkeit. Witz und Spott können sie nicht treffen, weil sie an ihrem Stande nichts ändern. Für alle diese Vortheile haben sie die Mühe, ein Kreuz zu tragen, das ihnen ansteht, schwarze oder graue Kleider, die man so prächtig machen kann, wie man es nur immer wünscht – einen kleinen, kaum merklichen Schleier, und Frauenputz aller Art. Gestehen Sie, meine Beste, daß dies eine große Wohlthat ist. Ach, wenn ich nicht die Marquise von Parabère wäre, würde ich sicherlich die Gräfin Marie von Vieuville sein.

      – Eins ist so gut wie das Andere

      – Und dies verdanke ich meiner eigenen Wahl. Man muß mich nehmen, wie ich mich gebe. Ich werde mich für Niemanden verändern, ich habe es laut ausgesprochen. Ich bin jung, hübsch, frei, reich, ich besitze den Geist meines Alters und meiner Herkunft, ich amüsire mich, ich will mich amüsiren, und zwar so lange als möglich, ich will immer froh leben, und werfe die Sorgen zur Thür hinaus. Wer würde es mir danken, wenn ich es anders machte?

      – Ohne Zweifel Niemand, wenn nicht der alte Hof…

      – Ich ziehe es vor, mit ihm zu zerfallen, denn er langweilt mich, und auf diese Weise habe ich mich seiner entledigt.

      – Der Regent liebt Sie herzlich, und Sie lieben ihn ohne Zweifel in demselben Grade wieder, dies tröstet und vertritt das Uebrige. Uebrigens setze ich voraus, daß Alles so ist, fügte ich verwirrt hinzu, denn ich schämte mich ein wenig, so unterrichtet zu erscheinen und der Erinnerung an Larnage eine so ausschließliche Herrschaft über mich eingeräumt zu haben.

      Frau von Parabère sah mich lächelnd an, indem sie leicht die Achseln zuckte.

      – Philipp! Ja, er liebt mich wohl… auf seine Weise, und ich liebe ihn eben so… auf meine Weise. Kennen Sie den Regenten?

      – Ich habe nicht die Ehre gehabt, ihm vorgestellt zu werden.

      – Ich werde Sie in den königlichen Palast führen, und werde Sie auch der Herzogin von Berry vorstellen. Sie werden diese Fürstin sehen und mir Ihre Meinung darüber sagen.

      Bei diesem Vorschlage fühlte ich ein Schamgefühl aufsteigen, aber ich wagte es, aus Furcht vor Spott, nicht zu zeigen

      – Ich hoffe, der Regent wird heute nicht zu Ihnen kommen!

      – Wer weiß? Ich hoffe im Gegentheil, daß er kommen wird. Zu einem andern Zwecke habe ich Voltaire nicht eingeladen. Ich bin entzückt, sie zusammenzubringen. Dieser kleine Arouet rast inwendig, er hat einen tollen Geist. Der gute Philipp würde dieser Schlange gegenüber in Zorn gerathen, wenn er die Kraft dazu hätte; aber er verzeiht ihm im Voraus Alles, was er thun wird, wie er ihm das, was er bereits gethan, verziehen hat, wie er ihm überhaupt in seiner Gutherzigkeit sein ganzes Leben verzeiht. Ach, dies ist ein unterhaltendes Schauspiel, Sie werden sehen!

      – Ist es denn passend, daß mich der Regent bei Ihnen findet? Wird es ihn nicht beleidigen?

      – Halten


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