Die beiden Dianen. Александр Дюма
von Montgommery, der schon den Titel wegließ, auf den der Prinz ein Recht hatte.
»Versprechen in die Luft, vergessenes Versprechen!« rief Heinrich, »und wenn sie vielleicht auch jünger sind, als die Ewigen, so sind die Rechte meiner Liebe darum nicht minder sicher, und ich werde sie behaupten.«
»Ah! der Unkluge! er spricht von seinen Rechten!« rief der Graf, schon trunken von Eifersucht und Wuth. »Ihr wagt es also, zu behaupten, diese Frau gehöre Euch?«
»Ich sage, daß sie wenigstens nicht Euch gehört,« versetzte Heinrich. Ich sage, daß ich bei Madame mit ihrer Erlaubniß bin, und daß, wie mir scheint, nicht dasselbe bei Euch der Fall ist. Ich erwarte also ungeduldig, daß Ihr weggeht, mein Herr.«
»Wenn Ihr so ungeduldig seid, nun so laßt uns mit einander gehen, das ist ganz einfach.«
»Eine Aufforderung!« rief Montmorency, der nun vortrat. »Ihr wagt es, mein Herr, einen Dauphin von Frankreich herauszufordern?«
»Es gibt hier keinen Dauphin von Frankreich,« erwiderte der Graf, »es gibt nur einen Menschen, der so anmaßend ist, zu behaupten, er werde von der Frau geliebt, die ich liebe.«
Ohne Zweifel machte er einen Schritt gegen Heinrich, denn Perrot hörte Frau Diana rufen:
»Er will den Prinzen beschimpfen! er will den Prinzen tödten! zu Hilfe!«
Und ohne Zweifel verlegen über die seltsame Rolle, die sie spielte, stürzte sie hinaus, trotz Herrn von Montmorency, der ihr sagte, sie möchte sich beruhigen, sie hätten zwei Schwerter gegen eines, und ein gutes Gefolge unten. Perrot sah Frau Diana durch den Corridor eilen und schluchzend in ihr Schlafzimmer fliehen, indem sie ihre Frauen und die Leute des Dauphin rief.
Doch ihre Flucht dämpfte die Hitze der zwei Gegner durchaus nicht; Herr von Montgommery nahm voll Bitterkeit das Wort Gefolge, das man ausgesprochen, auf und rief:
»Mit dem Schwerte seiner Leute gedenkt ohne Zweifel Seine Hoheit der Dauphin die Beleidigungen, die man ihm angethan, zu rächen?«
»Nein, mein Herr,« erwiderte Heinrich stolz, »das meinige wird genügen, um einen Frechen zu bestrafen.«
Beide legten schon die Hand an den Griff ihres Degen; doch Herr von Montmorency trat dazwischen und sprach:
»Verzeiht, gnädigster Herr, derjenige, welcher morgen vielleicht König sein wird, hat nicht das Recht, heute sein Leben zu wagen. Ihr seid nicht ein Mensch, Hoheit, Ihr seid eine Nation: ein Dauphin von Frankreich schlägt sich nur für Frankreich.«
»Wohl!»« rief Herr von Montgommery, »doch ein Dauphin von Frankreich, der Alles hat, entreißt mir dann nicht diejenige, in welche ich einzig mein Leben gesetzt, diejenige, welche für mich mehr ist, als meine Ehre, mehr als mein Kind in der Wiege, mehr als meine unsterbliche Seele; denn sie hätte mich dies Alles vergessen gemacht, diese Frau, die mich vielleicht hinterging! doch nein, sie täuschte mich nicht, das ist unmöglich; ich liebe sie zu sehr! Gnädigster Herr, verzeiht mir meine Heftigkeit, meinen Wahnsinn, und laßt Euch herbei, mir zu sagen, daß Ihr Diana nicht liebt. Zu einer Frau, die man liebt, kommt man nicht begleitet von Herrn von Montmorency und escortirt von acht bis zehn Reitern! das hätte ich bedenken sollen.«
»Diesen Abend,« sprach Herr von Montmorency, »wollte ich Seiner Hoheit mit einer Escorte folgen, weil man mich insgeheim benachrichtigt hatte, es würde ihr heute ein Hinterhalt gestellt werden. Ich mußte jedoch Seine Hoheit auf der Schwelle dieses Hauses allein gehen lassen. Aber der Lärm Eurer Stimme, mein Herr, drang bis zu uns und verpflichtete mich, weiter zu gehen und dem Rathe unbekannter Freunde, die mich zu so gelegener Zeit behutsam machten, ganz und gar Glauben zu schenken.«
»Ich kenne sie, diese unbekannten Freunde!« erwiderte bitter lachend der Graf. »Es sind ohne Zweifel dieselben, die auch mich benachrichtigt haben, der Dauphin wäre diesen Abend hier, und es ist ihnen ihr Plan nach Wünschen gelungen, ihnen und ihr, welche sie handeln ließ. Denn ich nehme an, daß Madame d’Étampes nur durch einen auffallenden Scandal Frau von Poitiers kompromittieren wollte. Der Herr Dauphin hat nun, indem er nicht zögerte, seinen Liebesbesuch mit einem Heere zu machen, wunderbar diesen wunderbaren Plan unterstützt! Ah! es ist so weit gekommen, Heinrich von Valois, daß Ihr nicht mehr die geringste Schonung für Frau von Brézé habt? . . . Ihr erklärt sie also öffentlich für Eure officielle Geliebte? Sie gehört also wirklich und unwiderruflich Euch, diese Frau? Es ist nicht mehr daran zu zweifeln, es ist nichts mehr zu hoffen! Ihr habt mir sie in der That gestohlen, und mit ihr mein Glück, und mit ihr mein Leben.«Nun wohl! Donner und Blut! ich habe nun keine Schonung mehr zu beobachten. Daß Du ein Sohn von Frankreich bist, Heinrich von Valois, ist kein Grund, nicht mehr Edelmann zu sein, und Du wirst mir Rechenschaft ablegen über Deine Pflichtvergessenheit, oder Du bist nur ein Feiger!«
»Elender!« rief der Dauphin, indem er seinen Degen zog und auf den Grafen zuging; doch Herr von Montmorency warf sich ihm abermals entgegen.
»Gnädigster Herr, ich sage Euch noch einmal, daß der Erbe des Thrones sein Schwert nicht kreuzen wird eines Weibes wegen mit einem . . .«
»Mit einem Edelmanm der älter ist als Du, erster Baron der Christenheit!« unterbrach ihn der Graf außer sich. »Jeder Edelmann ist übrigens so viel werth als der König, und die Könige sind nicht immer so klug gewesen, als Ihr behaupten wollt, Ihr Leute, und zwar aus Gründen! Carl von Neapel hat Alfons von Arragonien herausgefordert, Franz I., was noch nicht so lange her ist, hat Karl V. herausgefordert. Das war König gegen König: es mag sein! Herr von Nemours, der Neffe des Königs, hat einen einfachen spanischen Kapitän gefordert. Die Montgommery sind so viel werth als die Valois, und da sie sich mehrere Male mit den Kindern von Frankreich oder von England vermählt haben, so können sie sich wohl mit ihnen schlagen. Die alten Montgommery führten die französischen Lilien im zweiten und dritten Felde. Seit ihrer Rückkehr nach England, wohin sie Wilhelm dem Eroberer folgten, war das Wappen der Montgommery azurblau mit einem Löwen mit goldenen Klauen und silberner Zunge, und dabei der Wahlspruch: Garde bien, und drei Lilien auf rothem Grunde. Auf, Hoheit, da unsere Wappen ähnlich sind, wie unsere Schwerter, so folgt einer guten Regung des Ritterthums! Ah! wenn Ihr diese Frau liebtet, wie ich sie liebe, und wenn Ihr mich haßtet, wie ich Euch hasse! doch nein: Ihr seid nur ein schüchternes Kind, das glücklich ist, sich hinter seinem Hofmeister verbergen zu können.«
»Herr von Montmorency, laßt mich,« rief der Dauphin, der sich gegen Montmorency sträubte, welcher ihn zurückhalten wollte.
»Gottes Ostern! nein, ich werde es nicht zugeben, daß Ihr Euch mit diesem Wüthenden schlagt. Zurück! herbei?« rief er mit lauter Stimme.
Und man hörte auch deutlich Frau Diana, welche sich über die Treppe neigte, aus Leibeskräften rufen:
»Zu Hilfe! kommt herauf, Ihr Leute, wollt Ihr Eure Herren erwürgen lassen?«
Dieser Dalilahs-Verrath, denn sie waren im Ganzen zu Zwei gegen Einen, trieb ohne Zweifel die blinde Wuth des Grafen auf’s Aeußerste. Vor Schrecken in Eis verwandelt, hörte ihn Perrot sagen:
»Bedarf es der höchsten Beleidigung, um Euch, Deinen Unterhändler und Dich, Heinrich von Valois, von der Nothwendigkeit, mir Genugthuung zu geben, zu überzeugen?«
Perrot nahm an, daß er sodann auf den Dauphin zugegangen war und die Hand gegen ihn erhoben hatte. Heinrich stieß ein dumpfes Gebrülle aus. Doch Herr von Montmorency hielt wahrscheinlich den Arm des Prinzen zurück, denn während er stärker als je: »Zu Hilfe! zu Hilfe!« schrie, hörte Perrot, der nicht mehr sehen konnte, den Prinzen ausrufen:
»Sein Handschuh hat meine Stirne, gestreift, er kann nur noch von meiner Hand sterben, Montmorency!«
Dies Alles war mit der Schnelligkeit des Blitzes vorgefallen. In demselben Augenblick erschienen die Leute von der Escorte. Es entstand ein heftiger Kampf, und man vernahm einen gewaltigen Lärmen von stampfenden Füßen und klirrenden Schwertern. Herr von Montmorency schrie:
»Bindet den Wüthenden.«
Und der Dauphin: »Tödtet ihn nicht! im Namen des Himmels tödtet ihn nicht!«
Der zu ungleiche Kampf dauerte nur eine Minute.
Perrot hatte nicht einmal Zeit, hinzuzulaufen,