Die verzauberte Insel. Emil Robert Kraft

Die verzauberte Insel - Emil Robert Kraft


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mußten sie an eine Unterkunft für die Nacht denken, die sich womöglich gleich dort befand, wohin sie ihr engeres Arbeitsfeld verlegen wollten. So viel sie von hier oben übersehen konnten, schien auf der anderen Seite der Insel ein besseres Gebiet zu sein, als der schier undurchdringliche Urwald, der sie hier umgab. Baumgegenden wechselten dort mit freien Stellen ab, ein Bach schlängelte sich dem Meere zu, ein niedriger Höhenzug erstreckte sich bis an die Küste. Nach dorthin stiegen sie also wieder hinab. Vielleicht daß sie dort auch eine Höhle fanden, ohne welche ja ein Robinson nun einmal nicht denkbar war.

      Aber es gelang ihnen nicht, die gewünschte Höhle zuentdecken. Die Gebirgsstruktur sah auch gar nicht danach aus, als ob sie die Bildung einer solchen in der Entstehungsperiode zugelassen habe.

      So beschlossen sie denn zuletzt, die überhängenden Zweige eines Brotbaumes in der Nähe des Baches und der Küste vorläufig als Dach ihrer Wohnung zu betrachten. Der Rest des Tages verging mit Herstellung von Lagerbetten, wozu trockenes Laub gesammelt werden mußte, und mit Besprechung der nächsten Arbeiten. Die Sonne sank. Ohne Dämmerung brach die Nacht herein, und schon gegen sieben Uhr lagen die drei Freunde nebeneinander in festem Schlafe.

      Mit dem nächsten Morgen begann erst das eigentliche Robinsonleben. Die Tage verstrichen, und jeder brachte eine Verbesserung ihrer Lage mit sich, denn sie teilten sich in die Arbeit, und jeder verwertete seine Anlagen.

      Der kräftige Paul war der Mann der Praxis. Er mußte aus eigenem Antrieb immer schaffen und arbeiten. So machte er die Laubhütte wohnlicher, so ging aus seiner Hand der erste Strick aus Schlingpflanzen, das erste Steinmesser, Pfeil und Bogen hervor, und jetzt beschäftigte er sich sogar damit, aus dem Felle der ersten erlegten Antilope ein Paar Schuhe herzustellen. Der erfindungsreiche Richard wiederum ersann Verbesserungen an den Gegenständen, die Paul fertigte. Er benutzte zum Beispiel den ersten Bogen nicht zur Jagd, sondern zur Handhabung eines Feuerbohrers, bis er imstande war, jeder Zeit Feuer anzumachen, an dem er dann Versuche mit Thonbrennen vornahm. Der die Natur beobachtende Oskar endlich hatte bereits am zweiten Tage herausgefunden, daß die kleine Frucht des Artocarpus, in Scheiben zerschnitten und zwischen heißen Steinen gebacken, ein vortreffliches Brot lieferte, er entdeckte auch Kartoffeln, ferner wilden Reis und hatte große Pläne mit Reisfeldern vor, die von dem Bach aus unter Wasser gesetzt und nach Belieben wieder trocken gelegt werden sollten.

      Robinson hatte waren unsere drei Freunde besser daran, wie er. Auf seine Erfahrungen fußend, ging ihnen alles viel schneller von der Hand, und außerdem wurden sie auch niemals von Heimweh und anderen traurigen Gedanken gequält.

      Aber eines fehlte ihnen. Das war eine ordentliche Wohnung. Das natürliche Laubzelt schützte sie zwar vor Tau und Regen, aber seine Bewohner wurden doch zu oft daran erinnert, daß es auch noch andere Geschöpfe als ihr Haus betrachteten. Tag und Nacht schnatterten und quiekten in den Zweigen die Affen, und einmal wäre Richard bald von einer herabfallenden Frucht erschlagen worden, vollends zu schweigen davon, daß beim letzten Regenguß der ausgetrocknete Bach die ganze Häuslichkeit unter Wasser gesetzt hatte.

      Da kam eines Tages der botanisierende Oskar ganz aufgeregt angestürmt.

      „Ich habe eine prächtige Höhle entdeckt,“ rief er schon von weitem, „Robinson hat sie nicht besser haben können – aber – ja, ich kann es nicht sagen – es ist etwas ganz Seltsames dabei – kommt nur mit, Ihr werdet es selbst sehen.“

      Neugierig folgten die beiden anderen sofort Oskar, der sich gut orientiert und seine Höhle bald wiedergefunden hatte.

      Sie lag auf einer Art von Terrasse, zu der Felsenabsätze wie Stufen hinaufführten, und ging tief in die Felswand hinein. Bäume und Büsche fehlten hier auf dem steinigen Grunde ganz, nur einiges Gras gedieh in den Spalten; dagegen stand vor der Höhle, etwa einen Meter vor dem Eingang entfernt, ein kleines Bäumchen, das heißt, nur ein Zwerg von einem Bäumchen. Es war vielleicht zwanzig Centimeter hoch, aber doch mit großen pflaumenähnlichen Früchten behangen und konnte nur der Zweig eines Pflaumenbaumes sein, der zugestutzt und in den Boden gesteckt worden war.

      „Hast Du den Zweig so in den Boden gesteckt, Oskar?“ fragte Paul.

      Dieser schüttelte den Kopf und sah sich ängstlich um.

      „Nein, ich nicht, ich habe auf der Insel noch gar keinenPflaumenbaum bemerkt,“ flüsterte er, „und beseht Euch nur das Gewächs, das ist nicht etwa ein Zweig, das ist ein richtiger Baum mit Wurzel, Stamm und Krone, bloß, daß er nur eine Spanne groß ist und dennoch richtige Pflaumen in natürlicher Größe trägt. Und dann schaue einmal hierher. Ist um das Stämmchen herum nicht die Erde etwas angehäuft? Wer hat das gethan? Ich nicht, aber ein Mensch muß es doch gethan haben. Und nun beseht Euch auch die Höhle. Merkt Ihr nichts?“

      Die Freunde blickten aufmerksam in die geräumige Höhle, aber anfangs fiel ihnen nichts darin auf. Sie war einfach ein nacktes Loch, dessen Boden mit feinem weißen Sand bedeckt war, dann kam es ihnen plötzlich vor, als sei trotzdem etwas Außergewöhnliches darin – für eine natürliche Höhle war hier alles doch zu sauber!

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