Ein Opfer der Mutterliebe. Hendrik Conscience
ich bin ihm ewig dankbar,« jubelte Herr Steurs, der durch den ausgestandenen Schrecken noch ganz außer sich war.
»Kommt nun Alle und folgt mir,« sagte mein Vater. »Wir haben die verirrten Leute zum Glück so weit gebracht, daß sie das Haus verließen, die Hausthür wird von einigen treuen Männern bewacht, aber auf der Straße heult und droht noch das zusammengerottete Volk. Herr Steurs und seine Tochter sind hier nicht in Sicherheit, wir wollen sie durch den Hof in unsere Wohnung bringen und die Thür dort gründlich verbarrikadieren, Komm, David, kommen Sie, Fräulein . . . «
Da fiel mein Auge plötzlich auf einen großen Blutflecken am Fußboden und ich bemerkte, daß mein Vater den linken Arm auf dem Rücken verborgen hielt. Ich sprang auf ihn zu und rief:
»Du bist verwundet, Vaters Dein Blut fließt!«
»Es ist nichts,« antwortete er, »ein leichter Bajonetstich, den ich in dem letzten Gewühl erhalten; zu Hause werde ich etwas Leinwand darum wickeln. Gebt nicht Acht darauf, Kinder, und verlaßt eilig mit mir das Haus!«
Wir folgten ihm durch den Garten und erreichten ohne Unfall ein nach hinten gelegenes Zimmer unserer Wohnung.
»Halten Sie sich nur hier in aller Stille,« sagte mein Vater zu Herrn Steurs. »Ich will ausgehn um Hilfe zu holen gegen die Volkshaufen, die noch immer rasend und heulend Ihr Haus umringen. Durch den geringsten Anreiz könnten diese unzurechnungsfähigen Leute zu neuen Gewaltthätigkeiten übergehn, aber sein Sie ganz ruhig, ich werde mit ausreichender Verstärkung baldmöglichst zurückkehren, und Ihr Eigenthum gegen alle etwaigen Angriffe vertheidigen. Oeffnen Sie Niemanden die Thür, wer es auch sei; ich habe einen Hauptschlüssel.«
Mit diesen Worten verließ uns mein Vater.
Sobald Herr Steurs sich einigermaßen von dem ausgestandenen Schrecken erholt hatte, floß er über in Dank und Bewunderung des Edelmuthes meines Vaters, der sein Leben gewagt und sein Blut vergossen um Jemanden zu beschützen, welcher ihm, in politischer Verblendung, Haß und ewige Feindschaft zugeschworen hatte. Er flehte zu Gott, daß er meinen Vater für seine Großmuth belohnen wolle.
Maria und ich hörten ihm klopfenden Herzens zu; erwarteten wie doch aus ihres Vaters Munde einige Worte zu vernehmen, die uns eine bessere Zukunft verhießen; wahrscheinlich würde er auch solche Worte gesprochen haben, eben schien er dazu übergehn zu wollen, doch jetzt ertönten von der Straße her zwischen neuem Wuthgeschrei und rasendem Jauchzen, die dröhnenden Schläge eines Balkens oder andern schweren Gegenstandes gegen das Thor der Broncefabrik. Dieses unheimliche drohende Getöse nahm dem Herrn Steurs die Sprache, er erblaßte und horchte zitternd auf die hohlen Laute, die auch unser Haus in seinen Grundfesten erschütterten.
Selbst als der gewaltige Lärm wieder völlig verschollen war, konnte Herr Steurs seinen Schrecken nicht bemeistern; die eben so plötzlich wie der Lärm entstandene Stille erschien ihm gleich drohend, er murmelte in sich hinein, daß man das Thor zersprengt habe und nun beschäftigt sei, Haus und Fabrik zu plündern. Wir suchten ihm Muth einzureden um ihn zu trösten, doch war es, als ob er uns nicht verstände.
Da hörten wir zu unserer größten Freude den Schlüssel in der Thür sich drehen und gleich darauf trat mein Vater in’s Zimmer, ein Papier in der Hand und ein Lächeln der Zufriedenheit auf dem Gesicht.
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