Eine verworrene Geschichte. Hendrik Conscience

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Herzen, und wenn ich ihn in anderer Weise trösten könnte, thäte ich es gewiß. Urban aber liebe ich seit Jahren, während ich zu Markus nicht den Schatten einer Neigung empfinde, – vielmehr das Gegentheil. Meine Schuld ist das doch sicher nicht.«

      »Keineswegs Cilia; die Liebe kommt von selbst, sie läßt sich nicht erzwingen.«

      »Hier müssen wir scheiden,« sagte Clara, als die an einem Kreuzwege stehn blieben; »wir gehen gerade aus nach Capellenbusch, Du, Cilia mußt rechts über den Bach . . . Sonntag ist Kirmes zu Beersel; gehst Du nicht auch hin?«

      »Natürlich,« versetzte Cilia, »es wäre ja das erste Mal, daß ich meinen Ohm zu Beersel nicht zur Kirmes besuchte. »Ich bleibe gewöhnlich bis Dienstag.«

      »Ja, aber nun Du so bald schon heirathen willst?« . . . bemerkte Elisabeth.

      »Was schadet das, wenn Urban auch hingeht? Außerdem wird nicht getanzt, das hat der Pastor verboten. Das Fest fällt aber doch gewiß schön aus; es sind feine Preise für die Bogenschützen zu gewinnen.«

      »Adieu denn bis Sonntag spätabends,« riefen die Mädchen einander noch zu und schlugen dann die bezeichneten Richtungen ein.

      Cilia schritt über die kleine Brücke, welche über den Bach führte, und setzte dann ihren Weg durch das offene Feld fort. Sie ließ allmählich den Kopf aus die Brust sinken und verlor sich in traurigen Gedanken. Claras Worte, die sie schweigend und wie im Traum angehört, hatten doch ihr Mitleiden geweckt, sie war nicht mehr abgeneigt zu glauben, daß des Markus leidenschaftliche Liebe zu ihr die Ursache seines schlechten Verhaltens und seines Unglücks sei, und es regten sich sanftere Empfindungen gegen ihn in ihrem Herzen, sie wiederholte es sich, daß sie alles Mögliche aufbieten möchte, um Markus aus der Verzweiflung zu retten, aber ihn lieben, das war unmöglich, wäre auch dann unmöglich gewesen, wenn sie Urban nicht gekannt hätte.

      Den Blick zur Erde gerichtet kam sie jetzt zu einer Stelle wo der Feldweg sich in einem Gehölze verlor und an beiden Seiten von hohen Bäumen beschattet war.

      Da hörte sie plötzlich ihren Namen aussprechen; sie erkannte die Stimme, noch bevor sie den Kopf erhoben hatte, erbleichte und hemmte ihren Schritt, wie von einem unsichtbaren Schlage getroffen. Im nächsten Augenblick stand Markus vor ihr.

      Er war ein schlanker kräftiger Jüngling; seine Züge hätte man schön nennen müssen, wären nicht die Spuren einer wüsten, ausgelassenen Lebensweise ihnen ausgeprägt gewesen; auch seine Kleidung war vernachlässigt und befleckt.

      Markus sah das zitternde Mädchen mit einer Art von Begeisterung an. Ein Lächeln schwebte auf seinen Lippen, seine Augen glänzten vor Bewunderung und Freude.

      »Gott sei gepriesen für das unverhoffte Glück, Dir hier in der Einsamkeit zu begegnen, Cilia,« rief er aus. »Nun kann ich Dir doch sagen, welche Hölle Du in meinem Herzen entzündet hast.«

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