Kamienie na szaniec. Krzyżacy. Świętoszek. Opracowania lektur. Małgorzata Kamińska

Kamienie na szaniec. Krzyżacy. Świętoszek. Opracowania lektur - Małgorzata Kamińska


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geerbt, allerdings konnte man dies auch als eine gewisse Eigenüberschätzung sehen, denn sein Stolz war unverkennbar groß.

      So ließ er nach Außen keine weitere Gemütsregung zu, obwohl ihm innerlich schon ein Stein vom Herzen fiel.

      Sein Chef fand nun auch milde Worte.

      „Na, egal. Mir ist da zu Ohren gekommen, dass das Koks zu stark gestreckt worden ist. Das hat noch ein Nachspiel bei unserem Lieferanten. Jetzt müssen wir erst einmal sehen, ob noch was zu retten ist.“

      „Chef, die ist schon in ihrem Heimatort angekommen. Da ist nichts mehr zu retten. Die wird dort in die Erde versenkt!“

      „Na und? Buddeln wir sie wieder aus! Schneiden ihr den Bauch auf und holen die Pariser raus. Schaufeln alles wieder zu und keiner merkt etwas.“

      „Aber das ist ein ganz kleines Dorf, da fällt es bestimmt auf, wenn wir auf dem Friedhof buddeln!“

      „Nicht bei Nacht! Zwischen zwei und fünf Uhr morgens ist da sicher der Hund begraben. Das passt sogar. Ha, ha, ha.“

      Er lachte herzhaft über seinen eigenen Witz.

      Olav Ortega stellte sich gerade vor, wie er nachts um zwei Uhr mit einer Schaufel den Sarg des Mädchens ausgraben würde und bekam eine Gänsehaut.

      „Nee, Chef. Das kann ich nicht machen. Das geht nicht. Das ist gegen meine Religion.“

      „Was? Tickst du noch richtig? Aber umbringen kannst du sie? Bist du noch recht bei Trost? Du fährst da heute noch hin und checkst die Lage!“

      Der Halbgrieche machte einen letzten Versuch, seinem Chef die Sache auszureden.

      „Chef, das ist ein ganz kleines Kaff. Da sind auch nachts die Leute wachsam. Wenn mich da auf dem Friedhof einer sieht, bin ich geliefert.“

      „Quatsch! Da ist nachts keiner auf dem Friedhof. Das ist tiefstes Hinterland. Kurz vorm Mond! Die haben nachts alle Angst, schließen alle Türen zu und ziehen die Decken über den Kopf. Da hast du freie Bahn. Auf den Friedhof traut sich nachts sowieso keiner. Da könnte es ja spuken! Da könnten ja die Toten auferstehen und umherfliegen!“

      Wieder wurde der weichherzige Gangster demütig und traute sich nicht mehr, zu widersprechen.

      Er holte sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier, während sein Chef telefonierte.

      Es dauerte eine Weile, bis am anderen Ende abgehoben wurde.

      „Mit was habt ihr Idioten das Koks gestreckt?“

      Die Frage kam schnell, zu schnell für den Mann aus Übersee.

      „Mit Backpulver. Woher weißt du davon überhaupt?“

      „Ich habe meine Informanten und wenn ich keine hundertprozentige Ware bekomme, werde ich stinksauer!“

      „Langsam, langsam. Wir verdienen alle daran. Es kann dir doch egal sein, ob es rein oder nicht ganz so rein ist. Somit haben wir mehr Koks im Angebot. Das Backpulver hat die gleiche Farbe und Konsistenz. Das fällt überhaupt nicht auf.“

      „Mir ist es aber nicht egal. Meine Kunden sind bisher immer zufrieden gewesen mit meinen Lieferungen. Das hier gibt einen gehörigen Preisabzug!“

      „Das werden wir noch sehen.“

      „Darauf bestehe ich, sonst suche ich mir einen anderen Lieferanten in Chile.“

      Der Gesprächspartner war nun doch etwas verunsichert.

      „Also gut. Zwanzig Prozent weniger. Das ist mein erstes und letztes Angebot.“

      „Gut. Jetzt müssen wir den Stoff erstmal bekommen.“

      „Was heißt hier bekommen? Die Göre hat die Kondome hier unter meiner Aufsicht geschluckt, und zwar alle zweiunddreißig. Runtergespült mit viel Flüssigkeit. Ekelhaft! Und sie ist ohne Probleme durch die Sicherheitsschleuse am Aeropuerto Internacional Comodoro Arturo Merino Benítez gekommen.“

      Er wurde immer lauter und seine Stimme überschlug sich am Ende des Satzes.

      „Ja, ja, schon gut. Halt mal die Luft an! Hier in Hamburg ist sie auch ohne Probleme durch die Scannerschleuse gekommen. Aber dann ist sie bei einem Autounfall in Hamburg ums Leben gekommen.“

      „Auweia. Merde! Was nun?“

      „Wir versuchen, an den Stoff zu kommen.“

      „Wenn nicht?“

      „Teilen wir uns den Ausfall!“

      „Nee. Nee. Wir haben geliefert. Ihr bezahlt! So ist das!“

      „Was regst du dich so auf? Der Preis ist doch eben gerade sowieso um zwanzig Prozent gefallen.“

      Damit beendete er das Gespräch.

      Dass am anderen Ende der Welt ein Mann bei einem Wutanfall einen Aschenbecher durch das Fenster warf, bekam er nicht mit. Es wäre ihm auch egal gewesen. Es war ja nicht sein Fenster.

      3. Gase, die sich freikämpfen

      Das Telefongespräch mit dem Ortspfarrer dauerte nicht lange.

      „Lassen Sie den Sarg zu. Ich lasse ihn abholen.“

      „Wohin bringen sie ihn?“

      „Ins Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik Gießen-Marburg nach Gießen. Die sollen sich die Tote mal ansehen.“

      „Wie lange kann das dauern? Wir wollen sie heute noch beerdigen.“

      „Da wird nichts draus. Das verschieben Sie mal lieber.“

      „Oh mein Gott! Wie sage ich das den Eltern?“

      „Sagen Sie ihnen einfach ‚Gottes Wege sind nicht immer einfach und oft steinig und können dauern, Vers … sowieso’. Das werden sie schon verstehen. Das versteht jeder.“

      Oberkommissarin Cleopatra Brecht war sich sicher, dass dies so nie in der Bibel vorkam. Aber es kam ja auch so manches nicht vor, was von der Kanzel gepredigt wurde. Da dürfte der Satz mit ‚Gottes Wegen’ nicht allzu sehr auffallen, sagte sie sich.

      Während sich die Trauergemeinde unter einer gewissen Schocksituation längst aufgelöst hatte, kam ein silberfarbener Mercedes Kleintransporter mit schwarzer Aufschrift ‚Rechtsmedizin’ auf den Friedhof gefahren.

      Man nahm kurzerhand den kompletten Sarg mit und fuhr zur Uniklinik, wo sich die gerichtsmedizinische Abteilung befand.

      Es war nun schon Nachmittag. Der Gerichtsmediziner war auf einen frühen Feierabend eingestellt. So war es seiner Miene anzusehen, dass er nicht gerade begeistert war, so kurz vor Feierabend noch Arbeit zu bekommen.

      Als er gefragt wurde, wie lange es denn dauern könnte, war seine Reaktion logisch.

      „Mann, Mann, Mann! Das ist ja wie in jedem zweiten „Tatort“. Immer wollt ihr das Ergebnis der Obduktion sofort wissen. Ich habe jetzt Feierabend. Bin schließlich seit sechs Uhr heute Morgen auf den Beinen.“

      Das tat dem angesprochenen Beamten auch leid. Doch die Anweisung seines Dienststellenleiters war, möglichst Druck zu machen und den Fall schnell abzuschließen.

      „Ja. Glaube ich dir ja. Aber was soll ich machen? Die Herren da oben wollen es nun mal so schnell wie möglich haben.“

      Der Mediziner schüttelte den Kopf, zog die Schlaufe der weißen, wasserdichten Schürze über den Kopf und machte sich an die Arbeit.

      Zwei Stunden später hatte man genaue Erkenntnisse, was der Auslöser des Geräusches im Sarg und der leichten Bewegungen der gefalteten Hände war.

      Cleo Brecht hatte sich am Automaten in der Kantine des Klinikums einen Becher Kaffee geholt und den Kollegen abgelöst.

      Sie war erst vor zwei Stunden von der Staatsanwältin informiert worden, dass sie sich um den Fall eines Unfalltodes kümmern sollte,


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