Eine Spur von Verbrechen. Блейк Пирс

Eine Spur von Verbrechen - Блейк Пирс


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dass er uns nach dem Treffen zu ihr führt. Bleiben Sie ruhig, auch wenn er Ihnen nichts sagt. Wir werden ihn mit den Sendern verfolgen und wir werden ihn festnehmen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wenn Sie auf eigene Faust vorgehen, könnte es für Sie und auch für Jessica sehr gefährlich werden. Haben Sie mich verstanden, Sir?“

      „Ja. Ich verspreche, dass ich nichts tun werde, das Jessica in Gefahr bringen könnte.“

      „Gut, dann bin ich beruhigt“, sagte Keri, obwohl sie immer noch ihre Zweifel hatte. „Sie übergeben die Tasche, gehen zurück zu Ihrem Wagen und kommen wieder hierher. Um alles andere kümmern wir uns. Okay?“

      „Werden Sie ein Abhörgerät an mir befestigen?“, fragte er und Keri fiel sofort auf, dass er ihre Anordnung nicht bestätigt hatte.

      „Ja, das werden wir“, mischte Ray sich wieder ein. „Ein Abhörgerät und eine kleine Kamera. Aber keine Sorge, beides wird nicht zu sehen sein, besonders bei Nacht. Die Kamera wird uns helfen, ihn zu identifizieren und über das Audio wissen wir, wenn Sie in Gefahr sind.“

      „Können wir kommunizieren?“

      „Nein“, sagte Ray. „Also, wir werden Sie hören können, aber es wäre zu riskant, Ihnen einen Empfänger ins Ohr zu stecken. Den könnte der Entführer nämlich sehen. Außerdem wollen wir, dass Sie sich ganz und gar auf Ihre Aufgabe konzentrieren.“

      „Eine Sache noch“, sagte Keri. „Es besteht die Chance, dass er nicht kommt. Vielleicht ist es im in letzter Minute doch zu riskant, vielleicht hatte er nie vor zu kommen. Bereiten Sie sich innerlich auf darauf vor.“

      „Glauben Sie das denn?“, fragte Rainey. Er selbst hatte darüber offenbar noch nicht nachgedacht.

      Keri wollte ihm eine ehrliche Antwort geben.

      „Ich weiß nicht, was passieren wird, aber bald finden wir es heraus.“

      KAPITEL SIEBEN

      Keri fühlte sich, als müsse sie sich übergeben. Es war beinahe zum Lachen. Sie hatte so lange auf einem Hausboot gelebt, aber jetzt, als sie auf offenem Wasser trieb und durch ein Fernrohr sah, bekam ihr das Schaukeln plötzlich gar nicht.

      Butch hatte vorgeschlagen nahe des Ufers zu ankern, aber Keri und Ray fürchteten, dass das zu auffällig wäre. Natürlich war es nicht viel besser, parallel zum Ufer auf und ab zu segeln, also hatte Butch schließlich Kurs auf eine Anlegestelle gehalten, von der aus man immer noch gute Sicht hatte, aber aufgrund der anderen Boote weniger auffiel. Keri, die nur mit Mühe ihre Übelkeit in Schach hielt, fand den Vorschlag ausgezeichnet. Sie fanden eine freie Stelle und verhielten sich ruhig, bis es langsam auf Mitternacht zuging. Der kalte Winterwind blies über das Boot hinweg. Keri saß auf einer schmalen Bank am Fenster und hörte, wie das Wasser gegen den Bug wusch. Sie versuchte, mit den Wellen im Takt zu atmen und spürte, wie sich der Knoten in ihrem Magen langsam löste und der Schweiß auf ihrer Stirn trocknete.

      Es war 11:57 Uhr. Keri schaute durch das Fernglas in den Park. Ray, der nur einen Meter weiter saß, tat das Gleiche.

      „Und? Gibt es schon etwas zu sehen?“, fragte Butch. Er fand es spannend bei einer verdeckten Polizeioperation mitzumachen und das merkte man ihm an. Für ihn war es vermutlich der spannendste Abend seit Jahren.

      Er war genau, wie sie ihn in Erinnerung hatte: Vom Wetter gezeichnete Haut, ein wilder weißer Haarschopf und ein unterschwelliger Geruch von Whiskey. Unter normalen Umständen wäre es verboten, in diesem Zustand ein Boot zu führen, aber die Umstände waren nicht normal.

      „Leider wird meine Sicht von ein paar Bäumen beeinträchtigt“, flüsterte sie. „Außerdem ist es schwierig durch das Fenster zu sehen, obwohl die Lichter aus sind.“

      „Gegen die Bäume kann ich nichts tun, aber die Fenster lassen sich zur Seite schieben“, sagte Butch.

      „Das wusste ich nicht. Danke“, sagte Keri.

      „Wie lange hast du auf einem Boot gelebt?“, fragte Ray.

      Keri, die erleichtert feststellte, dass er sie wieder neckte, streckte ihm die Zunge heraus. „Scheinbar nicht lang genug“, sagte sie dann.

      Eine Stimme ertönte aus dem Funkgerät und unterbrach die lockere Stimmung. Es war Lieutenant Hillman.

      „Einheit eins an alle Einheiten. Fracht wurde übernommen, Fahrzeug geparkt und der Bote ist jetzt unterwegs zum Ziel.“

      Hillman war einer der Männer, die sich im zweiten Stockwerk des Windjammers Club bereithielten. Von dort hatte er den ganzen Park im Blick, auch die Brücke. Er verwendete zuvor abgesprochene Ausdrücke, um nicht zu viele Informationen über Funk preiszugeben. Immer wieder kam es vor, dass Zivilisten den Polizeifunk abhörten. Rainey war der Bote, die Tasche mit dem Lösegeld war die Fracht und die Brücke das Ziel. Den Kidnapper würden sie nur als das Subjekt bezeichnen und Jessica war der Tauschwert.

      „Hier Einheit vier. Haben Blickkontakt mit Ziel“, sagte Keri, als sie endlich einen guten Winkel gefunden hatte, von dem aus sie freie Sicht auf die Brücke hatte. „Niemand zu sehen.“

      „Hier Einheit Zwei“, meldete sich Officer Jamie Castillo, die als Obdachlose getarnt im Park saß. „Der Bote ist soeben an mir vorbeigekommen. Ansonsten sehe ich nur zwei obdachlose Personen, die schon den ganzen Nachmittag hier waren. Sie scheinen zu schlafen.“

      „Am besten beide im Auge behalten, Einheit Zwei“, sagte Hillman. „Wir haben keine Ahnung vom Subjekt. Alles wäre denkbar.“

      „Verstanden, Einheit Eins.“

      „Ich hoffe, Sie können mich hören“, flüsterte Tim Rainey nervös in sein Mikrofon. „Ich bin im Park und gehe jetzt auf die Brücke zu.“

      Ray rutschte unruhig hin und her. „Hoffentlich kommentiert er nicht die ganze verdammte Übergabe.“

      „Er ist nervös, Ray. Das ist doch verständlich“, beschwichtigte Keri ihn.

      „An alle Einheiten, hier spricht das Hauptquartier“, meldete sich Manny Suarez aus dem Van, der auf dem Parkplatz des Shopping Centers geparkt war. „Wir haben alles im Blick, aber abgesehen von unserem Boten ist keine Bewegung auszumachen. Noch etwa zwanzig Meter bis zum Ziel.“

      Keri sah auf die Uhr. 23:59 Uhr. In der Ferne hörte sie ein Motorboot im Yachthafen starten. Ein paar Seerobben, die sich tagsüber auf den Felsen sonnten, raunten in der Dunkelheit. Wind, Wellen. Ansonsten war alles still.

      „Bewegung am Mindanao Way in Richtung Park gesichtet“, ertönte eine aufgeregte Stimme, die Keri nicht bekannt vorkam.

      „Identifizieren Sie Ihre Einheit“, bellte Hillman, „keine Namen!“

      „Entschuldigen Sie, hier spricht Einheit Drei. Ein Fahrzeug nähert sich dem Park… Scheinbar ein Motorrad.“

      Jetzt wusste Keri, wer sprach – Officer Roger Gentry. West LA war keine besonders große Division des LAPD und da sie um diese Uhrzeit nicht genügend beamte zur Verfügung hatten, hatte Hillman jeden verfügbaren Officer hinzugezogen, einschließlich Gentry. Er war jung und seit weniger als einem Jahr bei der Polizei. Er hatte etwa zur gleichen Zeit wie Castillo angefangen, aber er schien um einiges unsicherer zu sein.

      „Kann das jemand bestätigen?“, fragte Hillman.

      „Hören Sie das?“, fragte Tim Rainey aufgeregt, als hätte er vergessen, dass sie ihm nicht antworten können. „Da kommt jemand.“

      „Hier Einheit Zwei“, sagte Castillo von ihrer Position im Park. „Ich habe Sichtkontakt. Es ist ein Motorrad. Kleines Modell, ich glaube eine Honda. Nur ein Fahrer. Es ist soeben in den Park eingebogen und fährt jetzt den Fahrradweg entlang auf das Ziel zu.“

      Keri konnte das Motorrad jetzt auch sehen. Es folgte dem Fahrradweh, der direkt am Ufer entlang führte. Sie sah zu Tim Rainey, der jetzt völlig erstarrt mitten auf der Brücke stand und mit der rechten Hand die Tasche umklammert hielt.

      „Hier Einheit Eins“, meldete sich Hillman wieder. „Wir haben das Subjekt im Visier und sind bereit einzugreifen.“

      „Hier Einheit Vier“, meldete


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