Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Nicht ich hatte Sehnsucht nach Ihnen, sondern die Kollegen von der Nachtschicht. Ihre Patientin Melanie Platz hat ein akutes Lungenversagen erlitten. Nachdem Sie nicht erreichbar waren, hat man mich geholt. Nur für den Fall, dass Sie sich wieder übergangen fühlen. Ich habe eine Lungenspülung angeordnet. Das Ergebnis der Analyse steht noch aus. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich brauche dringend einen Kaffee.« Er deutete eine Verbeugung an und ließ sie mitten auf dem Flur stehen.

      Felicitas verzichtete darauf, ihm wütende Blicke hinterher zu schicken. Sie hastete in ihr Büro, zog einen Kittel über das bunt geblümte T-Shirt und machte sich auf den Weg ins Schwesternzimmer. Wie erwartet, traf sie dort ihre Freundin Elena.

      »Gut, dass du da bist«, begrüßte sie sie atemlos. »Kannst du mir bitte sagen, was heute Nacht los war?«

      Die Schwester musterte sie mit merkwürdigem Blick.

      »Melanie Platz musste intubiert und beatmet werden. Ich selbst war nicht hier. Die Kollegen haben es mir heute früh erzählt.«

      Sie hielt inne und kämpfte ganz offensichtlich mit sich. Noch immer war Fees inneres Leuchten zu sehen. Elena winkte die Freundin zu sich. »Sag mal, stimmt es, dass du heute Nacht bei Grabmann warst?«, raunte sie ihr ins Ohr. Schockiert fuhr Felicitas zurück.

      »Bist du jetzt auch übergeschnappt?«

      Unschuldig zuckte Elena mit den Schultern.

      »Lammers hat heute Nacht offenbar so eine Vermutung geäußert. Und du weißt ja, wie so eine Klinik ist. Ein schwarzes Brett ist verschwiegen dagegen.«

      »Dieser Mistkerl!«, zischte Fee. Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Der scheut vor nichts zurück, um mich von der Klinik zu vergraulen.«

      Schwester Elena kannte das Problem. Wäre Volker Lammers nicht ein derart begnadeter Kinderchirurg gewesen, hätte die Klinikchefin Jenny Behnisch nicht gezögert und ihn gefeuert. So aber musste die übrige Belegschaft sehen, wie sie mit ihm auskam.

      »Du darfst dir einfach keine Blöße geben. Keine Schwäche zeigen und schon gar keinen Fehler erlauben.« Das war der einzige Rat, den Elena ihrer Freundin geben konnte. »Und jetzt bring ich dich zu Melanie. Komm.«

      *

      Die Tür schloss sich hinter Anneka, und das junge Paar war allein.

      Josephine drehte sich zu ihrem Freund um. Engelsgleich lächelnd trat sie ans Bett.

      »Guten Morgen, mein Süßer. Du schaust ja schon viel besser aus. Und dieses Kehlkopfding bist du auch wieder los.« Wie zuvor Anneka setzte auch sie sich auf die Bettkante. »Schau mal, was ich dir mitgebracht hab. Deine Lieblingsmütze. Ohne fühlst du dich doch nicht wohl.«

      Bis jetzt war Titus nicht aufgefallen, dass er keine trug. Er nahm sie und legte sie achtlos auf das Nachtkästchen.

      Josy zog eine Schnute.

      »Willst du sie nicht aufsetzen? Mit schaust du viel cooler aus.«

      »Ich hab aber jetzt keinen Bock auf Coolsein«, fuhr er sie unvermittelt an.

      Josephine zuckte zurück. Schon wollte sie wieder auf Anneka herumhacken. Doch sie wollte Titus nicht verlieren. Nur deshalb riss sie sich zusammen.

      »Schon gut. War nicht böse gemeint«, entschuldigte sie sich und wechselte schnell das Thema. »Mein Vater meinte, dass dich deine Chefin als billige Arbeitskraft ausnutzt. Das ist doch das Letzte, wenn du auch noch servieren musst. Kein Wunder, dass du zusammenklappst. Wenn du willst, besorgt Dad dir eine andere Lehrstelle …«

      Entgeistert fuhr Titus hoch.

      »Spinnst du? Tatjana ist die coolste Chefin überhaupt«, entfuhr es ihm. Er konnte noch nicht laut sprechen und klang deshalb nur halb so ärgerlich wie beabsichtigt.

      Trotzdem kämpfte Josy fast sofort mit den Tränen.

      »Ich hab’s doch nur gut gemeint.«

      Schicksalsergeben sank er wieder in die Kissen.

      »Schon okay, das weiß ich ja.« Er unterdrückte ein genervtes Seufzen. »Ich will erst einmal abwarten, was bei den Untersuchungen rauskommt«, krächzte er weiter, als es kurz klopfte und gleich darauf und Dr. Weigand herein kam.

      »Sorry für die Störung!« Unwillkürlich passte er seine Sprache an das jugendliche Alter des Patienten an. »Ich muss dir ein paar Fragen stellen.«

      Überrascht sah Titus hoch.

      »Was ist los?«

      Matthias redete nicht lange um den heißen Brei herum.

      »Die Kollegen aus dem Labor haben herausgefunden, dass du gestern offenbar doch einen allergischen Schock erlitten hast. Deshalb muss ich wissen, ob du so was schon mal hattest. Bitte denk nach! Das ist wichtig.«

      Titus sah ihn verwundert an.

      »Nein. Noch nie!« Er schüttelte den Kopf.

      Plötzlich packte Josephine ihn am Arm.

      »Hast du mir nicht neulich mal von früher erzählt, als du ein Kind warst? Du hattest einen Erstickungsanfall wegen ein paar Nüssen. Deine Mutter musste dich in die Klinik bringen. Gestern hast du auch Nüsse gegessen. Ich hab dir zugeschaut.«

      Überrascht sah Titus hinüber zu seiner Freundin.

      »Stimmt, du hast recht«, erwiderte er langsam. Er drehte sich wieder zu Matthias Weigand um. »Aber das hab ich immer wieder mal gemacht … also Nüsse gegessen … und es ist nie was passiert.«

      »Ein Körper ist keine Maschine. Es kann gut sein, dass du Nüsse in kleinen Portionen verträgst. Kritisch wird es nur, wenn du zu viel davon erwischt. Und das ist offenbar gestern passiert.«

      »Daran ist nur deine Chefin schuld. Wenn du Zeit gehabt hättest zum Essen, wär das nicht passiert!«, entfuhr es Josephine.

      Entgeistert fuhr Titus zu ihr herum.

      »Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Was redest du eigentlich die ganze Zeit für Müll?«

      Überrascht über die aggressive Stimmung im Zimmer, ging Matthias Weigand schnell dazwischen.

      »Entscheidend ist, dass wir die Ursache jetzt gefunden haben.« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Josy vom Bett aufsprang und schluchzend aus dem Zimmer lief.

      Titus‘ harsche Worte hatten das Fass schließlich und endlich zum Überlaufen gebracht.

      »Weiber!«, zischte er, als die Tür krachend hinter ihr ins Schloss gefallen war.

      Matthias lachte nur darüber. Was hätte er auch sagen sollen? Dann beugte er sich über seinen Patienten, um die Wunde am Hals zu begutachten.

      »Dann wollen wir mal sehen, ob der Kollege Norden ordentlich gearbeitet hat«, scherzte er, während er die Narbe begutachtete und den Hals abtastete.

      Mit Sorge bemerkte Titus, wie das Lachen aus dem Gesicht des Arztes verschwand.

      »Was ist?«

      »Oh, nichts. Reine Routine. Wir müssen noch eine Ultraschallaufnahme machen, um ganz sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist.« Matthias stand auf und rang sich ein Lächeln ab. »Ich schick dir eine Schwester, die dich abholt.«

      »Aber nur eine hübsche.« Titus zwinkerte ihm zu. »Damit sich der Ärger auch lohnt.«

      *

      »Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen und der Herr«, grüßte Dr. Daniel Norden fröhlich in die Runde der Kollegen.

      Danny stand mit einer Tasse Kaffee am Tresen. Er drehte sich zu seinem Vater um und musterte ihn aus schmalen Augen.

      »Sieh mal einer an! Schon mal was davon gehört, dass der frühe Vogel den Wurm fängt?« Demonstrativ sah er auf die Uhr.

      »Je später der Tag, desto schöner die Gäste!«, konterte Daniel gut gelaunt und legte einen Stapel


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