Правовые основы исламской модели экономики и банковского дела 2-е изд., испр. и доп. Учебное пособие для вузов. Булат Дамирович Нуриев

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mehr!“

      „Ja, ja ...“ Ich grinste. Aus seiner plötzlichen Schnoddrigkeit konnte ich schließen, dass er Angst hatte, Angst vor irgendwem oder irgendwas, Angst, die sich nun in Aggression umsetzte. Er musste also wissen, oder zumindest fundierte Vermutungen darüber haben, wer Miezis Mörder war, und es lag bei der Struktur des Falles auf der Hand, dass er den Mörder näher kannte. Wenn dem so war, dann hatte ich eine konkrete Chance, den entscheidenden Schlag gegen Ziegenhals zu führen. „Ach, es ist schon ein Kreuz, alle wissen etwas, aber keiner will den Mund aufmachen ...!“

      Ruhlsdorf biss nun prompt auf meinen Köder an. „Alle ...? Wer weeß denn noch wat?“ Sein Gesicht war gespannt, seine Augen waren schmal geworden.

      „Ziegenhals zum Beispiel ...“

      „Der ...?“ Ruhlsdorf zweifelte wohl zuerst, schien sich aber dann an die enge Verbindung zwischen Ziegenhals und Miezi zu erinnern.

      „Ziegenhals, genau!“ Ich spielte meine ganze Autorität aus, und er glaubte mir wohl auch. „Aber aus irgendeinem Grund hat er bisher geschwiegen ...“

      „Den Grund kenn ick, der hat ja selba Dreck am Stecken!“, lachte Ruhlsdorf.

      „So schlimm kann es nun auch wieder nicht sein“, wandte ich ein, „denn Oberkommissar Rannow hat mir gegenüber angedeutet, dass man Ziegenhals für seine früheren Straftaten eine Amnestie gewähren will, wenn er der Kripo Miezis Mörder nennt ...“

      „Jeht denn det?“

      „Natürlich!“, versicherte ich großspurig.

      Ruhlsdorf war beeindruckt und nickte mehrmals; für ihn war ich einer der Götter von da oben. „Na, wenn det so is, denn wirta ja bald singen.“

      „Nun will ich Ihnen mal was sagen ...“ Ich beugte mich vertraulich zu ihm herüber, wobei ich mir am liebsten die Nase zugehalten hätte. „Wenn Sie mich fragen – dann halte ich Ziegenhals selber für den Mörder und sein Getue nur für ein Ablenkungsmanöver ...“

      „So ...?“ Ruhlsdorf war ein wenig verwirrt, meinen Winkelzügen konnte er beim besten Willen nicht mehr folgen. Sein Misstrauen vor einer möglichen Fußangel wuchs von Sekunde zu Sekunde, was keineswegs in meiner Absicht lag.

      „Und Ziegenhals will meine Tochter heiraten“, flüsterte ich. „Stellen Sie sich den Skandal vor, wenn er später als Mörder entlarvt wird – da bin ich in meiner Position doch erledigt! In drei Jahren bin ich Minister in Bonn – und mein Schwiegersohn bekommt lebenslänglich wegen Ermordung einer Prostituierten!“

      Ruhlsdorf schauderte, der hehre Atem der Geschichte, den er zu spüren glaubte, ließ ihn frösteln. „Mensch!“, stieß er hervor.

      „Vor der Hochzeit muss ich unbedingt wissen, ob er der Mörder ist oder nicht, verstehen Sie?“

      „Klar, ick bin doch nich von jestan!“ Ruhlsdorf steckte sich eine Zigarette an und dachte nach. „Irjendwann muss ja der Ballon sowieso mal platzen ...“, murmelte er.

      Ich ließ ihm Zeit, zu einer Entscheidung zu kommen, und vermied es, in ihm das Gefühl des Eingekesseltseins zu erwecken.

      „Ich würde mir den Tipp auch was kosten lassen“, sagte ich dann mit aller Vorsicht.

      Ruhlsdorf kämpfte mit sich, das sah ich deutlich an seinen rot angelaufenen Ohren. Habgier und Ganovensolidarität rangen miteinander. „Hm ... Theo, der Wirt da, hat uns die janze Zeit üba nich aus’n Oojen jelassen, und wenn ... wenn der Mörda Wind davon bekommt, det ick ihn vapfiffen hab, und die Bullen nich schnell jenuch da sind, bin ick selba ’ne Leiche, nee!“ Die Angst gewann die Oberhand, mit verkrampftem Mund zog er an seiner schnell herunterbrennenden Zigarette, Schweißperlen glitzerten auf seiner flachen Stirn.

      „Sie könnten sich noch heute Abend in eine Maschine setzen und nach Hamburg fliegen oder nach Paris – am Geld soll’s nicht scheitern.“

      „Wat lassen Se denn springen?“

      Die Gier nach leicht verdientem Geld war also doch stärker als die Angst; ich hatte richtig kalkuliert.

      „Tausend.“

      „Soll det ’n Witz sein?“ Er lachte laut auf, wodurch sich seine Nervosität merklich verringerte.

      „Anderthalb!“

      „Nee, mein Leben is ma mehr wert!“

      „Gut, lassen wir’s! Ziegenhals wird ja bald zur Polizei gehen, und dann werden die Beamten den Mörder über kurz oder lang von sich aus finden ...“ Ich machte Anstalten, mich zu erheben.

      „Momentchen mal!“ Ruhlsdorf war sichtlich erschrocken. „So war det nich jemeint!“

      „Zweitausend – das ist mein letztes Wort!“

      „Hm ... Plus Hin- und Rückflug nach Paris.“ Seine Augen leuchteten auf. „Sajen wa: zwofünf ...?“

      „Okay!“ Ich bemühte mich um ein Pokergesicht und zog das Geld aus der Brieftasche, um es ihm in einem günstigen Augenblick hinüberzuschieben. Ich hatte mir vorsorglich 4000 Mark eingesteckt, konnte also durchaus zufrieden sein. „Also, wer ist es ...?“

      Ruhlsdorf ließ das Geld in seine Hosentasche gleiten, seine Züge konnte man nur als verklärt bezeichnen. „Er war ’n paar Monate in Tunesien, oder ’n paar Wochen jedenfalls ...“ Hier stockte er, denn offenbar hatte er eine panische Angst davor, den Namen des Mörders auszusprechen.

      „Soll ich mir vielleicht alle Leute ansehen, die in letzter Zeit in Tunesien waren?“ Ich verlor allmählich die Geduld.

      Ruhlsdorf sah sich schnell nach allen Seiten um, dann flüsterte er: „Prötzel ...!“

      „Aha ...“ Ich nickte befriedigt; an Prötzel hatte ich selber schon gedacht. Nur ... „Und was ist mit dem Alibi von seiner Mutter?“

      „Die is nich jut uff’n zu sprechen, wo er mit ’ner verdammt teuren Nutte nach Tunesien jemacht hat und sie liegt krank zu Hause im Bette.“

      „Aha ...“

      Hier, sehn Se mal, det issa!“ Ruhlsdorf zeigte mir eine überbelichtete Farbfotografie, auf der ein untersetzter Mann neben einer Blondine kniete, die in neckischer Absicht Sand auf die wichtigste Stelle ihres Bikinis rinnen ließ.

      „Sehr schön!“

      „Der wird sich wundan!“

      Damit war meine Mission in der Heißen Ecke beendet, und ich konnte die mir verbleibende Zeit damit vertun, mit Ruhlsdorf über die diversen Kriminalserien der ARD und des ZDF zu plaudern. Wir knobelten noch ein Weilchen um die nächsten Lagen, tranken sie aus und gaben uns als zwei harmlose Zecher.

      Gegen zwanzig Uhr dreißig verließ ich dann das rauchige Lokal, das sich langsam mit lärmenden Jugendlichen und zwielichtigen Gestalten zu füllen begann. Richtig beschwingt war ich, denn meine Rechnung war aufgegangen.

      Als ich die braune Holztür hinter mir zugezogen hatte und mich umdrehte, um nach einer Taxe Ausschau zu halten, lief ich einem gedrungenen jungen Mann in einer schwarzen Lederjacke in die Arme.

      Es war Karl-Heinz Prötzel.

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