Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen). Niccolò Machiavelli
indem er ihm seine Freundschaft verhieß. Der Papst trat auf seine Seite, so daß die übrigen Fürsten ihre Bewerbung aufgaben. Anfangs hielt Desiderius sein Wort; er fuhr fort, dem Papste die im Vertrage mit Pipin bezeichneten Länder zu lassen, und von Konstantinopel wurde kein Exarch mehr nach Ravenna gesandt, sondern das Land ward regiert nach des Papstes Willen. Pipin starb, und es folgte ihm sein Sohn Carl (768), den man nachmals seiner glorreichen Taten wegen den Großen nannte. Zum Papsttum war unterdes Theodor I. gelangt. Dieser geriet in Streit mit Desiderius und wurde von ihm in Rom belagert; der Papst wandte sich an den fränkischen König, welcher über die Alpen stieg, Desiderius in Pavia belagerte, ihn und seine Kinder in seine Gewalt bekam und gefangen in sein Reich sandte. Hierauf besuchte er den Papst in Rom, wo er die Bestimmung erließ, daß der Papst, als Statthalter Gottes, von Menschen nicht gerichtet werden könne. Der Papst (Leo III.) und das römische Volk machten ihn sodann zum Kaiser (25. Dezember 800). So begann Rom wieder einen Kaiser für den Westen zu haben, und während der Papst vordem die Bestätigung durch den Kaiser bedurfte, bedurfte nunmehr der Kaiser bei seiner Wahl des Papstes. Das Reich verlor hinsichtlich seiner Stellung, was die Kirche gewann, und ihre Macht über die weltlichen Fürsten war durch solche Mittel in stetem Wachsen.
Die Longobarden saßen seit zweihundertzweiundzwanzig Jahren in Italien und hatten nur noch den Namen von Fremden. Da nun Carl, zur Zeit Papst Leos III., die Verhältnisse des Landes wieder ordnen wollte, ließ er sie in den Gegenden, wo sie aufgewachsen waren, so daß nach ihrem Namen das Land fortan die Lombardei hieß. Und auf das der römische Name geachtet bliebe, wollte er, daß jener Teil Italiens, der an jene Gegenden anstößt und zum Exarchat von Ravenna gehörte, Romagna genannt würde. Nächstdem wählte er seinen Sohn Pipin zum König von Italien und gab ihm Macht über das Land bis Benevent, wo die Besitzungen des oströmischen Kaisers begannen, mit welchem Carl einen Vertrag geschlossen hatte. In jenen Zeiten wurde Paschalis I. Papst (817), unter welchem die Pfarrer der römischen Kirchen, welche dem Papste nahestanden und an dessen Wahl teilhatten, Kardinäle genannt zu werden begannen, um einen vornehmeren Titel zu haben, und sich so große Macht anmaßten, namentlich dann, als sie das Volk von der Wahl ausschlossen, daß selten ein anderer als einer aus ihrem Kreise gewählt ward. Als Paschalis starb, folgte ihm (824) Eugen II., Kardinal von Sta. Sabina. Italien, seit es unter der Obergewalt der Franken sich befand, änderte teilweis Gestaltung und Ordnung, indem dem Papste größere zeitliche Macht zuteil ward, und jene Grafen und Markgrafen einführten, während früher der Exarch von Ravenna Herzöge eingesetzt. Nachdem einige Päpste vorübergegangen, wurde der Römer Osporco gewählt, welcher seines übelklingenden Namens wegen sich Sergius nennen ließ, was zu der Veränderung der Papstnamen bei der Wahl Veranlassung gab.
Unterdessen war Kaiser Carl gestorben und sein Sohn Ludwig ihm nachgefolgt (814), nach dessen Tode so heftiger Unfriede unter seinen Söhnen entstand, daß unter seinen Enkeln die Kaiserwürde von dem Frankenreiche auf Deutschland überging. Der erste deutsche Kaiser hieß Arnulf. Die Familie der Karolinger verlor durch ihre Uneinigkeit nicht bloß jene Würde, sondern auch Italien, denn die Longobarden gewannen neue Kraft und drängten den Papst und die Römer, so daß der Papst, der keinen hilfreichen Arm fand, genötigt war, Berengar, Herzog von Friaul, die italienische Königskrone zu geben. Diese Ereignisse ermutigten die in Pannonien wohnenden Hunnen zu einem Einfall in Italien, aber Berengar zwang sie, nach ihrem Lande zurückzukehren. In jener Zeit war Romanus griechischer Kaiser, welcher, als oberster Heerführer Constantins, diesen des Reiches beraubt hatte. Da bei diesem Wechsel Apulien und Kalabrien sich gegen ihn empört hatten, welche, wie oben gesagt, zum Reiche gehörten, so gestattete er, über diesen Abfall zürnend, den Sarazenen, in diese Provinzen einzufallen. Diese eroberten Süditalien und suchten Rom zu nehmen. Aber die Römer, welche Berengar mit den Hunnen beschäftigt sahen, wählten zu ihrem Haupte Alberich, Herzog von Tuscien, dessen Tapferkeit Rom rettete. Die Sarazenen, nachdem sie die Belagerung aufgegeben, bauten eine Burg auf dem Berge Galganus, von wo aus sie Apulien und Kalabrien beherrschten und ganz Italien ängstigten. So befand sich das Land in jener Zeit in einer unendlich betrübten Lage, da der nördliche Teil von den Hunnen zu leiden hatte, der südliche von den Sarazenen. In dieser Weise währte es unter drei Berengaren, die einer dem andern folgten, während Papst und Kirche in harter Bedrängnis sich befanden, da die Uneinigkeit der Fürsten des Abendlandes und die Ohnmacht des oströmischen Herrschers sie jeder Hilfe beraubte. Die Stadt Genua und ihre Küstenstriche wurden damals durch die Sarazenen verwüstet, wodurch die Größe Pisas entstand, da dort viele aus der Heimat Vertriebene Zuflucht fanden. Dies war im Jahre der christlichen Ära 931. Nachdem aber der Sachsenherzog Otto, Sohn Heinrichs und Mathildens, ein verständiger, in hohem Ansehen stehender Mann, Kaiser geworden, wandte sich Papst Agapitus an ihn mit der Bitte, daß er nach Italien komme und es von der Tyrannei der Berengare befreien möchte.
Die italienischen Staaten waren damals folgendermaßen gestaltet. Die Lombardei war unter Berengar III. und seinem Sohne Albert; Tuscien und Romagna wurden durch einen Statthalter des abendländischen Kaisers verwaltet; Apulien und Kalabrien gehorchten teils den Sarazenen, teils dem griechischen Kaiser; in Rom wählte der Adel jährlich zwei Konsuln, welche nach alter Sitte regierten; ihnen wurde ein Präfekt beigegeben, der dem Volke Recht sprach, und ein Rat von zwölf Männern, welche in jedem Jahre die Magistrate der untergebenen Orte ernannten. Der Papst hatte in Rom und ganz Italien größere oder geringere Autorität, je nachdem er die Gunst der Kaiser oder der Mächtigen in der Stadt genoß. Kaiser Otto kam also nach Italien, machte der fünfundfünfzigjährigen Herrschaft der Berengare ein Ende und gab dem Papste seine Würden wieder. Er hatte einen Sohn und Enkel, beide gleichfalls Otto genannt, die ihm in der Regierung folgten. Zu Ottos II. Zeit wurde Papst Gregor V. von den Römern verjagt (999), weshalb der Kaiser nach Italien kam und jenen nach Rom zurückführte. An den Römern sich zu rächen, nahm der Papst ihnen sodann das Recht, den Kaiser zu wählen, welches er den deutschen Fürsten übertrug, drei Bischöfen, denen von Mainz, Trier und Köln, und drei weltlichen Fürsten, denen von Brandenburg, von der Pfalz und Sachsen. Dies geschah im Jahre 1002. Nach Ottos Tode wählten diese Kurfürsten zum Kaiser den Herzog Heinrich von Bayern (Heinrich II. von Sachsen, 1002-1024), welchen zwölf Jahre darauf Stefan VIII. krönte. Heinrich und Kunigunde seine Gemahlin waren von heiligem Wandel, welches man aus vielen von ihnen erbauten und bereicherten Kirchen ersieht, worunter die von S. Miniato bei der Stadt Florenz. Als Heinrich im Jahre 1024 starb, folgte ihm Conrad von Schwaben und diesem Heinrich II. Letzterer kam nach Rom, und weil drei Päpste miteinander haderten, setzte er sie alle ab und ließ Clemens II. wählen, durch den er zum Kaiser gekrönt wurde.
Italien war damals teils vom Volke, teils von Fürsten, teils von kaiserlichen Abgesandten regiert, deren vornehmster der Kanzler hieß; welchem die übrigen gehorchten. Unter den mächtigsten Fürsten war Gottfried und seine Gemahlin, die Gräfin Mathilde, deren Mutter Beatrix eine Schwester Heinrichs II. gewesen war. Diese und ihr Gatte besaßen Lucca, Parma, Reggio und Mantua, wie alles, was man jetzt das Patrimonium nennt. Dem Papste machte damals die Ruhelosigkeit des römischen Volkes viel zu schaffen, welches sich erst der päpstlichen Autorität bediente, um von der Kaisergewalt sich zu befreien, dann, nachdem es die Herrschaft in der Stadt erlangt, und sie nach seinem Gutdünken umgestaltet hatte, sogleich den Päpsten feindlich ward, die von jenem Volke mehr Unbilden zu erdulden hatten, als je von einem Fürsten. Und während die Päpste durch ihre Zensuren das ganze Abendland zittern machten, war das römische Volk gegen sie in Empörung, und beider Sinnen und Trachten ging einzig dahin, dem andern Ansehen und Autorität zu nehmen. Nachdem nun Nicolaus II. Papst geworden, nahm er, wie Gregor V. den Römern das Recht, den Kaiser zu wählen, abgesprochen, ihnen die Befugnis, an der Papstwahl teilzunehmen, und verordnete, daß dieselbe den Kardinälen allein zustehen sollte. Hiermit begnügte er sich nicht, sondern nachdem er sich mit den in Kalabrien und Apulien herrschenden Fürsten verständigt hatte, zwang er alle Beamten, welche die Römer nach den Orten ihrer Gerichtsbarkeit sandten, dem Papste den Eid der Treue zu leisten, und nahm einigen derselben ihre Ämter. Nach Nicolaus’ Tode entstand ein Schisma in der Kirche, weil der Klerus der Lombardei dem zu Rom gewählten Alexander II. nicht gehorchen wollte und Cadolus von Parma als Gegenpapst aufstellte. Kaiser Heinrich, dem die Macht der Päpste verhaßt war, ließ Alexander bedeuten, er solle seine Würde niederlegen, und befahl den Kardinälen in Deutschland einen neuen Papst zu wählen. So war er der erste Fürst, der zu fühlen begann, wie die durch die Geistlichkeit geschlagenen Wunden schmerzen: denn der Papst hielt zu Rom ein Konzil und entsetzte Heinrich