Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
Glenn Hastings?« tat Steve Morgan ahnungslos.
»Jener junge Mann, der im Sturm ertrank.«
»Nie von gehört«, meinte Steve Morgan und schüttelte grinsend den Kopf. »Wo soll denn das passiert sein?«
»Lassen wir das«, antwortete der Butler. »Ich werde mir erlauben, mich an die Worte Ihres früheren Mitarbeiters Mark Evans zu halten.«
»Evans hat niemals gewußt, wo es längsgeht«, erklärte Steve Morgan aufgebracht.
»Hoffentlich wissen Sie es wenigstens.«
»Wieso? Worauf spielen Sie an, Parker?«
»Auf die Tatsache, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß ein mehr oder weniger hirnloser Gangster und Schläger wie Sie aus einem rein persönlichen Interesse heraus die Nachforschungen um den Tod Glenn Hastings’ verhindern will. Mit anderen Worten und für Sie vielleicht verständlicher, auch Sie, Mister Morgan, sind nur ein kleiner, unbedeutender Handlanger, der sich allerdings nicht scheut, einen Mord zu begehen. Was muß für Ihren Hintermann also auf dem Spiel stehen?! Eine reizvolle Aufgabe, eine Antwort auf diese Frage zu finden.«
Ohne sich weiter um den völlig verdutzten Gangster zu kümmern, wandte der Butler sich ab und schritt gemessen auf seinen Wagen zu. Er schien total vergessen zu haben, daß er einem Mörder seinen Rücken zukehrte.
Steve Morgan sah dem Butler aus zusammengekniffenen Augen nach. Wut und Haß wallten in ihm hoch. Er spielte mit dem Gedanken, seine Schußwaffe zu ziehen und einfach auf den davonschreitenden Butler zu schießen.
Ein unerklärlicher Respekt hinderte ihn daran. Und auch so etwas wie Angst, ein Gefühl, das Steve Morgan bisher fremd gewesen war. Er wußte mit diesem Butler einfach nichts anzufangen. Solch ein Mensch war ihm in seinem Leben noch nie über den Weg gelaufen.
Steve Morgan verzichtete deshalb darauf, seine Waffe zu ziehen. Aber er schwor blutige Rache. Er wollte den Butler bei nächstbester Gelegenheit umbringen. Und je früher desto besser!
*
Als Parker ins Hotel zurückkehrte, warteten zwei Männer auf ihn. Sie trugen dunkelgraue Anzüge und hatten ausdruckslose, glatte Gesichter. Sie fingen ihn bereits dicht hinter der Reception ab.
»Mister Parker?« fragte der kleinere der beiden Männer. Er war etwa vierzig Jahre alt, schlank und hatte dichtes, kurzes, festes Haar.
»Das ist in der Tat mein Name«, gab der Butler zurück. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
»Ich bin Roger Barrings«, gab der Mann zurück. Dann wies er auf seinen Begleiter und stellte weiter vor: »Das ist Norman Localli.«
»Sehr erfreut, Sie zu sehen, Mister Localli«, sagte Parker und nickte dem zweiten Mann zu, der südländisch wie sein Name aussah.
»Können wir Sie sprechen?« fragte Localli höflich.
»Ich stehe zu Ihrer Verfügung«, antwortete Parker. »Ich darf wohl unterstellen, daß Sie irgendeiner staatlichen Behörde angehören, nicht wahr?«
»Wir sind vom FBI«, kam die kaum überraschende Antwort für den Butler.
»Ich nehme sicher an, daß Sie sich ausweisen können, nicht wahr?« fragte Parker.
Barrings und Localli zeigten Parker die Ausweise, die der Butler erst einmal gründlich studierte. Dann nickte er zustimmend und reichte die Ausweise zurück.
»Sie kommen in Sachen Glenn Hastings, wenn mich nicht alles täuscht?« erkundigte er sich dann.
Barrings und Localli warfen sich einen schnellen Blick zu. Dann lächelte Barrings.
»Sie sind ein Fuchs«, meinte er konsequent, »setzen wir uns rüber in die Bar, Mister Parker?«
»Gegen einen guten französischen Cognac hätte ich in der Tat nichts einzuwenden«, erklärte der Butler. »Zudem haben Sie einen alten, müden und hinreichend verbrauchten Mann neugierig werden lassen.«
Die drei Männer nahmen in der Bar Platz. Sie fanden eine abseits gelegene Nische, in der sie sich ungestört unterhalten konnten. Nachdem Parker die erforderlichen Getränke bestellt hatte, sah er die beiden FBI-Beamten Barrings und Localli ruhig und geduldig an.
»Es handelt sich tatsächlich um Glenn Hastings«, begann Barrings. »Wir haben auf dem Umweg über die Kriminalpolizei davon gehört, daß Sie sich für den Tod von Glenn Hastings interessieren.«
»Ich möchte das auf keinen Fall abstreiten«, sagte Parker.
»Sergeant Odgen hat uns berichtet, daß Sie bereits massiven Ärger hatten. Man hat versucht, Sie umzubringen, ja?«
»Wenn Sie erlauben, wiederhole ich meine an sich unwichtige Geschichte gern noch einmal«, antwortete der Butler. Er setzte sich zurück, prüfte den gerade servierten Cognac, nickte zufrieden und begann mit seiner Geschichte. Er hielt sich genau an das, was er Sergeant Odgen bereits erzählt hatte.
Parker überging allerdings Details, die einen gewissen Steve Morgan und dessen beide Mitarbeiter Butch und Red anbetraf. Diese Namen behielt er erst einmal für sich.
»Genau das hat Odgen uns auch schon erzählt«, meinte Localli, als Parker geendet hatte. »Hat sich inzwischen sonst noch was ereignet? Haben die Gangster versucht, Fühlung mit Ihnen aufzunehmen?«
»Richtig, ich vergaß die Geschenksendung«, erinnerte sich Parker. »Es handelte sich um Sprengstoff brisantester Art, der mittels eines kombinierten Zeit-Säurezünders gezündet werden sollte.«
»Wie bitte?« Barrings und Localli sahen den Butler überrascht an. Dann fügte Barrings hinzu: »Wo ist das Höllenpaket jetzt, Mister Parker?«
»Oben, in meinem bescheidenen Hotelzimmer«, erklärte der Butler. »Sie brauchen nichts zu befürchten. Mit Zündern dieser Bauart kenne ich mich genau aus, wenn ich das bescheiden sagen darf. Ich hatte seinerzeit einmal die hohe und große Ehre, für den Earl of Dukesberry Dienst zu tun. Der Earl war in seiner Freizeit begeisterter Feuerwerker. Ich lernte auf diesem Spezialgebiet sehr viel von ihm.«
»Hoffentlich«, sagte Localli. »Aber weshalb wir hier sind, Parker. Um es kurz und bündig zu machen. Halten Sie sich aus dem Fall Glenn Hastings heraus, klar?«
»Wie darf ich diesen Hinweis auslegen?« wollte der Butler wissen.
»Geheim!« antwortete Barrings. »Wir können soviel mitteilen, daß das FBI selbst an diesem Fall arbeitet. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.«
»Es gibt also einen Fall Glenn Hastings, Sir?«
»Es gibt ihn... Und deshalb werden Sie sich heraushalten. Laien und zu eifrige Privatdetektive können wir nicht brauchen, sie würden unsere Ermittlungen nur stören und gewisse Leute unnötig warnen oder kopfscheu werden lassen. Haben wir uns deutlich genug ausgedrückt?«
»Ich denke doch, Sir«, gab Parker zurück, »ich muß aber gestehen, daß Sie meine Neugier geweckt haben. Sollte Mister Glenn Hastings in Staatsaffären verwickelt gewesen sein? Sollte er doch ermordet worden sein?«
»Darauf werden wir nicht antworten, Parker«, schaltete Localli sich ein. »Hauptsache, Sie halten sich an unsere Warnung. Ab sofort existiert für Sie kein Glenn Hastings mehr! Ist das klar?«
»Wir werden darüber auch noch mit Ihrem Arbeitgeber, Mike Rander, ausführlich reden«, sagte Localli. »Jede Einmischung in unsere Ermittlungen kann sehr viel Ärger machen. Denken Sie daran!«
»Darf ich mir wenigstens eine Frage erlauben?« erkundigte der Butler sich.
»Fragen Sie«, war die knappe Antwort von Barrings.
»Haben Sie schon gegen Mister Hastings ermittelt, als er noch lebte?«
»Richtig, Parker. Und nun werden Sie auch verstehen, warum wir jede laienhafte Einmischung vermeiden müssen. Sollten Sie es dennoch versuchen oder gar tun, werden wir Sie zur Verantwortung ziehen!«
»Sie können sich fest auf