ALTE WUNDEN (Black Shuck). Ian Graham
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Prolog I
Ende September 2004, Grenze zwischen den USA und Mexiko
Juan Ramirez schraubte den Deckel von seiner Zweiliter-Thermoskanne ab und spritzte sich warmes Wasser ins Gesicht, mit dem er die Schweißperlen abwusch. Nachdem er kurz daran genippt hatte, gab er sie seinem Sohn Ignacio und drehte sich halbherzig zu den zwölf Männern um, die hinter ihm standen. Ihm war flau im Magen. Gleich als er die Kerle gesehen hatte, wäre er am liebsten davongelaufen. Etwas an ihnen ängstigte ihn.
»Señores, wir sind bald da. Jetzt müssen wir besonders vorsichtig sein. Falls Sie etwas trinken wollen oder eine kurze Pause benötigen, dann bitte jetzt. Sobald wir die Grenze überqueren, können wir nicht mehr haltmachen, bis wir auf Ihre Freunde stoßen.«
Letzten Endes hatte er seine Furcht mit gesundem Menschenverstand überwunden. Wäre er seinem Instinkt gefolgt, hätte er sich vor seinen Auftraggebern rechtfertigen und dann auf eine Bestrafung einstellen müssen – eine beunruhigende Vorstellung, weil er sicher zu wissen glaubte, sie seien Mitglieder eines der vielen Kartelle, die in der Gegend aktiv waren. Stattdessen hatte er beschlossen, die Bedingungen seines Kontrakts zu erfüllen und das Dutzend durch die Wüste New Mexikos auf eine verlassene Ranch zu bringen. Dort sollte jemand warten, um sie tiefer ins Land zu bringen, woraufhin Juan ihnen, wie er hoffte, nie wieder begegnen würde.
Einige quittierten seine Ankündigung mit heiserem Stöhnen. Sie waren seit Stunden unterwegs und standen jetzt 100 Yards vor dem mexikanischen Grenzübergang in die USA, wo einzig ein niedergetrampelter Stacheldrahtzaun darauf hindeutete, dass sie gleich anderes Staatsgebiet betraten. Nun da sie knapp weniger als die Hälfte ihrer Reise hinter sich hatten, erweckten die Männer schon den Eindruck, von der morgendlichen Hitze erschöpft zu sein; sie ließen sich langsam auf die staubige Erde nieder und öffneten ihre Feldflaschen.
Juan mied Blickkontakt, während er die Gesichter rasch betrachtete, die er vor sich hatte. Alle waren rot von der Sonne, die seit etwas mehr als einer Stunde auf sie herunterbrannte. Schweiß rann von ihren Köpfen. Er erkannte, dass ihnen die Temperaturen zusetzten, aber sie sahen wohlbehalten aus – keine Anzeichen von Hitzschlägen.
Anhand des kehligen Klanges der Sprache,