Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      Inhalt

       Ein Schicksalsweg durch Dornen

       Die barmherzige Lüge

       Durch Gewitter und Sturm

       Der Dreizehnte

       Es ist das Herz ein trotzig Ding

       Aus Vernunft gefreit

       Törichte Herzen

       Das Schicksal mischt die Karten

       Zwischen hüben und drüben

       Weil es mein Herz verlangt

Leni Behrendt – Staffel 5 –
Ein Schicksalsweg durch Dornen

      Ein Lied vergnügt vor sich hin trällernd, hastete ein junges Mädchen die Treppen eines großen Mietshauses zum zweiten Stockwerk empor und klingelte an der linken Etagentür Sturm, worauf diese schleunigst geöffnet wurde.

      »Tag, Mutti!«

      »Guten Tag, mein Kind. Nun, bist du versetzt?«

      »Wie man’s nimmt.«

      Die Büchertasche flog mit kühnem Schwung auf einen Haken in der Flurgarderobe, Mantel nebst Mütze folgten nach; und dann wurden vor dem Spiegel die hellen Locken sorgfältig geordnet. So wenig Zeit sich die hübsche Kleine genommen hatte, Mappe sowie Kleidungsstücke an Ort und Stelle zu bringen, um so mehr verschwendete sie auf ihre kecke Frisur. Erst als jedes Löckchen gefällig lag, gab sie sich zufrieden.

      Währenddessen tat die Mutter den Mantel über einen

      Bügel und sah dann ungeduldig zu dem eitlen Töchterlein hinüber.

      »Laß schon ab, Ebba, das ist doch jetzt nicht so wichtig. Gib mir lieber dein Zeugnis.«

      »Nimm es doch«, war die patzige Antwort. »Oben in der Tasche liegt es.«

      Einen Seufzer unterdrückend, griff die Mutter nach dem weißen Blatt und trat damit aus dem dämmerigen Korridor in das Wohnzimmer, das von der Frühlingssonne überflutet war. Dort faltete sie den nachlässig geknickten Bogen auseinander und sah dann betroffen auf die fettgedruckten Lettern.

      »Ebba, komm doch einmal her.«

      Die Gerufene geruhte zu erscheinen, warf sich in einen Sessel und sah die Mutter kampfbereit an.

      »Ich lese hier Abgangszeugnis – was hat das zu bedeuten?«

      »Daß ich der abscheulichen Schule Valet gesagt habe«, wurde schnippisch erwidert.

      »Ohne mich vorher gefragt zu haben?«

      »Natürlich. «

      »So natürlich ist das durchaus nicht, mein Kind. Es ist doch nie die Rede gewesen, daß du jetzt schon die Schule verlassen solltest. Wie kannst du nun so eigenmächtig handeln und ohne meine Erlaubnis einfach abgehen?«

      »Weil ich sonst zum zweiten Male sitzengeblieben wäre«, eröffnete die Tochter, von dem ernsten Ton der Mutter ungerührt.

      »Trotz der Nachhilfestunden, Ebba?«

      »Jawohl – trotzdem. Mach bitte ein anderes Gesicht, Mutti. Mit dieser Trauermiene fällst du mir ganz gehörig auf die Nerven. Freue dich lieber mit mir, daß ich der Zwangsanstalt entronnen bin. Nicht mehr auszuhalten war es mit den Paukern! Was willst du überhaupt? Ich habe doch eine abgeschlossene Schulbildung. Das Abgangszeugnis ist gar nicht so schlecht.«

      »Es ist gerade genügend. Willst du nicht doch versuchen, mein Kind, bis zum Abitur weiterzulernen?«

      »Auf keinen Fall!« wehrte sich das Mädchen entschieden. »Das würde noch drei bis vier Jahre dauern. Bis dahin bin ich einundzwanzig. Wozu brauche ich überhaupt das Abitur? Studieren könnte ich sowieso nicht, weil wir das Geld dazu nicht haben. Weißt du, was ich am liebsten werden möchte?«

      »Nun?«

      »Schauspielerin oder Mannequin. Paßt dir das etwa nicht, weil du ein Gesicht machst, als hättest du in eine Zitrone gebissen«, schloß sie ironisch. »Geht das deinen altmodischen Ansichten zuwider?«

      »Ich wüßt nicht, daß ich solche hätte«, entgegnete die Mutter trocken. »Wäre dir das Zeug zu einem der Berufe gegeben, dann würde ich deinen Entschluß gewiß billigen.«

      »Wieso soll ich das nicht haben! Bin ich nicht etwa hübsch genug?«

      »Mit dem Hübschsein allein ist es nicht getan, Ebba, obgleich es in den Berufen eine gute Chance gibt. Aber nebenbei gehört dazu noch Ernst, mühsame Arbeit und große Ausdauer, daß du die nicht besitzt, hast du leider oft genug bewiesen. Daß eine Schülerin zwei Jahre in einer Klasse bleiben muß, das kommt vor. Wenn sie jedoch im zweiten Jahr dasselbe Pensum durchnimmt, außerdem Nachhilfestunden erhält und dennoch sitzenbleibt – dann ist sie entweder dumm oder faul. Da ersteres nicht der Fall ist, steht das andere fest. Deshalb hat es keinen Zweck, daß du weiter zur Schule gehst. Komme mir aber später nicht mit Vorwürfen, wenn du bei der Berufswahl auf Schwierigkeiten stoßen solltest. Mit dem Abitur stände dir jeder Beruf offen, mit diesem Abschluß nur bedingt.«

      »Wenn du bloß nicht immer so unken wolltest, Mutti! Anstatt daß du mir Mut zusprichst, wie es sich für eine Mutter gehört, malst du schwarz auf schwarz. Sei doch froh, daß ich dir von der Tasche komme. Täglich stöhnst du mir vor, wie knapp das Geld bei uns ist. Das habe ich nun satt bis zum Halse. Am besten ist, ich heirate, damit ich endlich aus dieser Misere herauskomme.«

      »Heiraten – mit siebzehn Jahren?« fragte die Mutter recht ironisch.

      »Warum denn nicht? Du warst ja auch erst knapp achtzehn, als du es tatest«, wurde ihr keck vorgehalten, dem die Frau denn auch nicht entgegentreten konnte. Schweigend faltete sie das Zeugnis zusammen, legte es auf den Tisch und ging dann nach der Küche, um das Mittagessen zu bereiten.

      Ebba griff nach einem Apfel, warf sich auf die Couch und verzehrte die Frucht mit Behagen. Endlich hatte sie es geschafft, endlich war sie der verhaßten Schule entronnen! Bei dieser überraschenden Eröffnung hatte sich die Alte vernünftiger angestellt, als zu befürchten war. Keine Tränen, keine Klagen, nur mäßige Vorwürfe. Bloß ein misepetriges Gesicht und wehleidige Seufzer. Na ja, daran war sie gewöhnt, das machte ihr absolut nichts aus.

      Nachdem der Apfel verspeist war, ging Ebba nach ihrem Stübchen, das mit seinen Schleiflackmöbeln und buntseidenen Polstern einen allerliebsten Eindruck machte. Vor den geöffneten Fenstern, durch die die Sonne hineinlachte, blähten sich duftige Gardinen. Der zartfarbene Teppich ergänzte das Bild trauter Behaglichkeit.

      Das alles jedoch sah Ebba nicht, daran war sie gewöhnt.

      »Wie gern möcht ich heute abend zu der Feier gehen, die für die Schulentlassenen veranstaltet wird. Doch die Freude ist mir wieder einmal nicht vergönnt«, seufzte das Mädchen bei Tisch herzzerbrechend.

      »Warum denn?« fragte die Mutter erstaunt.

      »Weil ich nichts Passendes anzuziehen habe.«

      »Du hast doch das neue Kleid.«

      »Das armselige Fähnchen, das du mir zuammengeschneidert hast? Damit würde ich von den eleganten


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