Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt


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auf. »Wer gibt dir das Recht…«

      »Man immer sachte!« unterbrach das Mädchen sie gelassen. »Hast du dir bei ihm fünfzig Mark erlogen oder nicht? Wie war es mit dem Schwindel vom Finderlohn? Da staunst du, was?«

      Das tat Ebba wirklich. Fieberhaft dachte sie darüber nach, wie Doritt hinter den Schwindel, den sie doch so schlau zu tarnen geglaubt, wohl gekommen sein konnte. Da konnte doch nur Holger gepetzt haben.

      Doritt, die ihr die Gedanken förmlich von der Stirn ablas, lächelte ironisch.

      »Onkel Holger hat es nicht erzählt, wie du anzunehmen scheinst. Meine Mutter hat es ganz durch Zufall herausgekriegt. Jedenfalls ist er nun im Bilde. Also hüte dich vor neuen Pumpversuchen bei ihm. Du würdest da auf lauter kleine Kieselsteinchen beißen und außerdem deine ergaunerte Stellung verlieren.

      Sag mal, Ebba, schämst du dich denn nicht, deine gute Mutter so zu belügen?« fragte sie tiefernst. »Wenn sie nun auch hinter deinen Schwindel kommt, dann müßte die Ärmste doch todunglücklich sein über ihr mißratenes Kind.«

      »Nun höre aber gefälligst auf.« Ebba wurde wild. »Sieht dir ähnlich, solch Trara wegen einer Lappalie zu machen. Spießig wie gewöhnlich!«

      Damit rannte sie hinaus – und war nun auch mit dieser Freundin endgültig fertig. Für sie waren es blöde Gänse – sie allein kam sich klug und weise vor.

      Früh ging sie zu Bett und war am anderen Morgen trotzdem nicht aus den Federn zu kriegen. Um elf Uhr kam sie dann endlich in mangelhafter Kleidung zum Vorschein.

      »Guten Morgen, mein Kind!« begrüßte die Mutter sie herzlich. »Willst du dich nicht zuerst anziehen, bevor du das Frühstück einnimmst?«

      »Nein, ich gehe gleich wieder zu Bett«, erklärte sie übellaunig. »Mir ist durch deine Einsichtslosigkeit der ganze Feiertag verdorben.«

      Sie trat an den Tisch, der mit Osterblumen festlich geschmückt war. In der Mitte prangte eine Schale mit lustig bunten Ostereiern. Neben Ebbas Gedeck stand ein großes Ei aus blitzendem blauem Stanniol nebst riesiger Schleife, lagen eine sehr hübsche Handtasche, ein paar helle Handschuhe – und über alles strahlte die Frühlingssonne hellgolden.

      Da erhellte sich das mißmutige Mädchengesicht denn doch. Die Tasche wurde aufgemacht und untersucht, die Handschuhe anprobiert.

      »Siehst du, mein liebes Kind, nun freust du dich doch, nicht wahr?« fragte die Mutter liebevoll, der Tochter dabei den Arm um die Schulter legend, was diese notgedrungen duldete. »Das soll eine Entschädigung für den Wunsch sein, den ich dir gestern leider abschlagen mußte.«

      »Aber keine vollwertige«, maulte Ebba schon wieder. »Wenn du mir nun noch erlauben würdest…«

      »Nein!« schnitt Mechthild ihr mit ungewohnter Strenge das Wort ab. »Es bleibt dabei, was ich gesagt habe!«

      »Dann nicht!« schleuderte das Mädchen die mit so viel Liebe ausgesuchten Geschenke auf den Tisch zurück, rannte in ihr Zimmer und schloß sich darin ein. Mit wehem Lächeln tat Mechthild die verschmähten Sachen fort, räumte den Tisch ab und begann mit der Zubereitung des Festmahles. Mochte Ebba nur trotzen, das konnte ihr nichts schaden. Sie mußte nämlich lernen, sich zu fügen und zu bescheiden.

      »Ebba, was soll das? Stehe sofort auf, damit wir essen können!«

      Keine Antwort.

      »Ebba, hörst du nicht?«

      »Laß mich in Ruhe! Ich habe keinen Hunger. «

      Da gab die Mutter es auf. Setzte sich allein an den Tisch, aß eine Kleinigkeit und brachte dann die Küche in Ordnung. Dann legte sie sich, ihrer Müdigkeit nachgebend, im Schlafzimmer auf die Couch. Nur ein wenig wollte sie ruhen, damit sie nachher, wenn sie zu Hadebrandts ging, frisch war. Doch ehe sie es sich versah, schlief sie fest.

      Von einem Geräusch geweckt, fuhr sie plötzlich auf. Da hatte sie sich ja gut verschlafen. Eine halbe Stunde nur wollte sie ruhen, und nun waren es fast zwei geworden. Da mußte sie eilen, wenn sie zum Kaffee noch zur Zeit kommen wollte.

      Zuerst hieß es, Ebba aus dem Bett zu bekommen. Die erst verschlossene Tür gab nach – und Mechthild sah in das leere Zimmer. Das Bett zerwühlt, Kleidungsstücke lagen herum, die Schranktür stand offen.

      Gramerfüllt ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und starrte mit trostlosen Augen vor sich hin.

      *

      Während Mechthild noch unterwegs war, trafen bereits die ersten Gäste im Hadebrandthaus ein. Und zwar das Ehepaar Wentruck mit Doritt. Robert Wentruck, ein jovialer Herr, lärmte bei der Begrüßung fröhlich: »Haben wir nicht herrliches Wetter mitgebracht, meine Lieben? Es könnte Pfingsten sein, so warm ist es draußen.«

      »Deshalb habe ich mich auch dazu verleiten lassen, den Kaffeetisch auf

      der Terrasse herzurichten«, gab Frau Anne vergnügt zurück. »Kommt, und ihr werdet gleich mit begeistert sein.«

      Damit hatte sie recht. Der Tisch war osterbunt geschmückt. An jedem Gedeck prangte ein stanniolumhülltes Osterei von respektabler Größe, worüber die Gäste sich herzlich freuten.

      »Da lacht dein Leckermäulchen, was, Doritt?« schmunzelte der Vater.

      »Natürlich, Paps. Aber gegessen wird es erst, wenn ich mich genügend daran erfreut habe. Wie wunderschön ist der Tisch geschmückt, da hast du dich wieder einmal selbst übertroffen, Tante Anne.«

      »Mehr noch hat die Natur getan«, lächelte die Gelobte. »Nicht jedes Osterfest ist so herrlich gewesen wie dieses. Schaut nur hinaus.«

      Das taten sie, nachdem sie in den bequemen Korbstühlen Platz genommen hatten.

      Auf den Rabatten, die den gepflegten Rasen unterbrachen, blühten Frühlingsblumen in reicher Fülle. Auf dem Kaffeetisch standen Vasen, gleichfalls gefüllt mit den Frühlingskindern der Natur, ebenso auf der Balustrade der Terrasse.

      »Wir müssen uns mit dem Kaffeetrinken noch ein wenig gedulden«, sagte die Hausfrau bedauernd. »Denn wir erwarten noch Frau Runard nebst Tochter.«

      »Ebba kommt nicht«, meldete sich Doritt. »Ich habe sie mit Egolf Dietsch im Auto gesehen. Wahrscheinlich machen sie einen Ausflug.«

      »Da wirst du dich wohl versehen haben, mein Kind«, meinte die Mutter ungläubig.

      »Aber Mutti, ich werde doch wohl die Ebba kennen«, widersprach sie bestimmt. »Sie trug die neue Jacke, die sie sich gestern gekauft hat. Winkte noch zum Fenster hinauf, an dem ich in meinem Zimmer stand.«

      »Ja, dann verstehe ich die Frau Runard immer weniger«, schüttelte Herma den Kopf. »Wie kann sie einem so blutjungen und dabei noch so leichtfertigen Ding gestatten, allein mit einem Herrn einen Ausflug zu machen.«

      »Gestattet wird sie es gewiß nicht haben, Mutti. Aber danach fragt Ebba nicht. Die tut, was sie will.«

      »Na, das sollte meine Tochter sein«, schaltete sich Herr Wentruck ein. »Der würde ich schon Gehorsam beibringen. Was ist dieser Dietsch für ein Mensch, Holger? Du hast ihn ja als Volontär in deinem Betrieb und wirst ihn daher kennen.«

      »Er ist ein prächtiger Junge, Robert. Frischfröhlich, aufgeschlossen und sehr tüchtig. Ich verstehe nicht, wie er Gefallen an Ebba finden kann.«

      »Aber Onkel Holger, sie ist doch sein Schwarm«, erklärte Doritt, worauf die andern herzlich lachten.

      »Ja, ja, Muttchen, aus Kindern werden Leute«, schmunzelte der Vater. »Das haben wir ja auch an unseren beiden anderen erfahren müssen. Eh du’s gedacht, verläßt auch das letzte Küken sein Nest.«

      »Damit dürfte es noch gute Weile haben«, meinte die Gattin gelassen. »Du sprachst doch eben von Ebbas neuer Jacke, Doritt. Hat sie sich etwa bei ihrer Mutter Geld dafür ertrotzt – oder dich zum zweiten Male angepumpt, Holger?«

      »Nein. Die Jacke wird wahrscheinlich von der kleinen Ostergratifikation sein, die ich meinen Angestellten gestern


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