Seewölfe - Piraten der Weltmeere 39. John Roscoe Craig

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 39 - John Roscoe  Craig


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Büsche, die noch keine Menschenhand berührt zu haben schien.

      In den Bäumen über ihnen schrien Papageien, aber sonst war es still. Nur das Keuchen der Männer, die das Boot trugen, drang durch die Stille.

      Der Weg war nicht so steil, wie Hasard angenommen hatte. Schon nach einer knappen Stunde hatten sie die Hügelkuppe erreicht und konnten das Wrack auf dem Riff sehen.

      Die Galeone bot ein Bild der totalen Zerstörung. Sie lag mit ziemlicher Schlagseite im Riff, das Heck oben, das Vorschiff zum Teil unter Wasser. Masten und Spieren waren abgebrochen und zerschmettert, das Rigg war ein irrer Knäuel. Vom Vormast, der als einziger noch stand, hingen die Segel in Fetzen herab.

      Dan O’Flynn war plötzlich ganz aufgeregt und wies aufs Meer hinaus.

      „Da, es ist dieselbe Galeone, die ich heute morgen schon gesichtet habe“, sagte er.

      Jetzt erkannte auch Hasard die Mastspitzen an der Kimm. Die Galeone schien den gleichen Kurs zu halten wie vorher die „Isabella“. Ein Blick zur anderen Seite der Insel zeigte ihm, daß der Hügel der Insel hoch genug war, die Masten der „Isabella“ zu verbergen. Er atmete auf. So hatte ihr Abstecher doch noch etwas Gutes. Die Galeone dort an der Kimm schien wesentlich schneller als die „Isabella“ zu sein, und wahrscheinlich wäre ein Kampf unvermeidlich gewesen, wenn Hasard mit seinem Schiff den Kurs gehalten hätte.

      Sie warteten nicht, bis die Masten an der Kimm verschwunden waren. Hasard trieb die Männer an. Vielleicht schafften sie es, noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf der „Isabella“ zu sein.

      Der Abstieg bereitete ihnen weniger Mühe als der Aufstieg. Die letzte Strecke konnten sie das Boot auf dem weichen Sand hinunterrutschen lassen.

      Hasard ging mit Dan O’Flynn voraus, während Valdez sich seitlich in die Büsche geschlagen hatte, um die Gegend zu kontrollieren.

      Dan O’Flynn entdeckte die Spuren als erster.

      Er blieb stehen und wies stumm auf die großen Fußabdrücke im noch feuchten Sand.

      Hasard war sofort klar, was das bedeutete. Die Spuren konnten nicht älter als höchstens drei Stunden sein.

      „Da!“ sagte Dan heiser.

      Hasard folgte seinem Blick. Er sah die drei Auslegerboote, die weit den Strand hinaufgezogen worden waren und zur Hälfte von dem Gebüsch zwischen den Palmen verborgen wurden.

      Zweige knackten, und dann teilten sich die Büsche.

      Hasard ließ seine Muskete wieder sinken.

      Valdez tauchte bei den Booten auf. Er winkte Hasard zu. Hasard befahl den Männern, das Boot weiter zum Wasser hinunterzutragen und sich eine Verteidigungsstelle aufzubauen. Dann lief er zu Valdez hinüber.

      „Wie viele sind es?“ fragte er keuchend, als er den Spanier erreicht hatte.

      Valdez hob die Schultern. Seine Haut hatte eine ungesunde Färbung angenommen. Er nickte Hasard zu und ging zurück in die Büsche. Hasard folgte ihm. Sie gelangten auf eine kleine Palmenlichtung.

      In der Mitte des hellen Sandes, der die ganze Lichtung bedeckte, befand sich ein großer schwarzer Fleck, von dem einzelne Rauchfäden aufstiegen.

      Hasard spürte, wie seine Lippen trocken wurden.

      Er starrte auf die hellen Gebeine, die neben der Feuerstelle lagen. Es gab keinen Zweifel. Hier hatten Kannibalen einen Festschmaus abgehalten.

      „Ich habe mir die Spuren angesehen“, sagte Valdez heiser. „Es sind mindestens zehn Kannibalen und nach den Knochen zu urteilen, haben sie drei Menschen gefressen.“

      Hasard sah die Fußknochen und nickte. Die Schädel der Opfer fehlten.

      „Wir müssen zurück zu den anderen“, sagte er. „Wahrscheinlich haben die Kannibalen uns schon gesehen, wagen aber noch nicht, uns anzugreifen.“

      Valdez nickte. Er schien froh zu sein, diesen Ort des Grauens verlassen zu können. Immer wieder schaute er sich um, doch nirgends war eine Bewegung zu sehen.

      Die Männer beim Boot hatten ihre Waffen in den Händen. Carberry winkte und wies auf das Wrack. Hasard und Valdez liefen auf sie zu. Sie drehten sich nicht mehr um, denn sie wußten, daß die anderen ihnen Feuerschutz geben würden.

      Die Männer beim Boot blickten ihnen grinsend entgegen, aber als sie Hasards ernstes Gesicht und den bleichen Valdez sahen, merkten sie, daß die Gefahr größer war, als sie gedacht hatten.

      „Habt ihr was gefunden?“ fragte Carberry.

      „Wir sind auf einer Kannibaleninsel“, sagte Valdez. Seine Stimme klang belegt. „Für die Kerle ist diese Insel heilig. Sie wohnen nicht hier. Es ist für sie eine Art Kultstätte. Sie kommen nur hierher, um ihre schaurigen Festmahle abzuhalten.“

      Caberry wandte mit einem Ruck den Kopf.

      „Dort vorn neben dem Vorschiff des Wracks liegt eines von den Eingeborenenbooten“, sagte er grimmig. „Vielleicht schnappen uns die Kerle die besten Sachen vor der Nase weg.“

      Hasard blickte zum Riff hinaus. Er mußte die Augen zusammenkneifen, aber dann sah auch er das kleine Auslegerboot, das an der aus dem Wasser ragenden Vorschiffreling festgebunden war.

      „Bringt das Boot zu Wasser“, sagte Hasard. „Wir pullen zu fünft hinüber. Vier Mann bleiben hier. Versucht, einen Wall aus Sand aufzuwerfen, hinter dem ihr Deckung finden könnt, wenn ihr von den Palmen her angegriffen werdet.“

      Hasard ließ Stenmark, Buchanan, Carberry und Valdez zurück. Die anderen schoben das Boot ins seichte Wasser und stiegen ein. Batuti, Sam Roskill, Matt Davies und Dan O’Flynn setzten sich an die Riemen, Hasard nahm die Pinne in die Hand. In der Linken hielt er eine Pistole.

      Mit jedem Schlag näherten sie sich dem Wrack, das fast zweihundert Yards weit draußen auf dem Riff lag. Je näher sie kamen, desto deutlicher hörten sie das Knarren und Knirschen des Rumpfes. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis das Wrack vollends auseinanderbrach.

      Der Wind blies ziemlich kräftig von See. Es war Hasard, als hätte er einen Schrei gehört, aber dann blickte er auf und sah ein paar Seevögel über sich kreisen.

      Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er meinte zu spüren, daß sich ihm die Nackenhaare auf stellten. Zum zweitenmal an diesem Tag, hatte er das Gefühl, einen großen Fehler zu begehen.

      Aber es gab kein Zurück mehr.

      Sie waren nur noch knapp fünfzig Yards von dem Wrack entfernt. Wie sollte er es seinen Männern erklären, wenn er jetzt befahl, das Boot zu wenden?

      Er schüttelte unwillig den Kopf und preßte die Lippen aufeinander. Wahrscheinlich hatte ihn der Anblick der abgenagten Menschenknochen geschockt.

      „Halt!“

      Hasards Stimme klang schneidend. Die Männer, die mit dem Gesicht zum Strand im Boot saßen, ließen die Riemen fahren und griffen nach ihren Waffen. Das Boot trieb ein wenig ab, und so konnten sie sehen, was auf dem Wrack geschah, ohne den Kopf zu wenden.

      Die beiden Eingeborenen waren genauso überrascht wie sie. Es war ihnen anzusehen, daß sie mit allem gerechnet hatten, aber nicht mit dem Auftauchen von Fremden von der Insel her. Hasard sah, wie der eine von ihnen zu den anderen Booten am Strand hinüberblickte.

      Sie waren nackt. Nur um die Handgelenke und die Fußfesseln hatten sie sich kleine Federbüsche gebunden.

      Der eine hielt den abgetrennten Kopf eines bärtigen Weißen in seiner linken Hand, der andere hatte den Leichnam aufs schräggestellte Deck gezerrt.

      Die Männer stöhnten auf, als sie sahen, daß dem Leichnam nicht nur der Kopf, sondern auch die unteren Teile der linken Gliedmaße fehlten.

      Der Kannibale mit dem Kopf seines Opfers hatte seine Überraschung als erster überwunden. Er warf die langen schwarzen Haare in den Nakken und stieß ein durchdringendes Geheul aus.

      Der andere


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