Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Danny auf. Wendys Worte machten ihm neuen Mut.

      »Wirklich?« Plötzlich fühlte er sich viel belebter. Lag es am Kaffee?

      Wendys Augen leuchteten auf.

      »Aber ja! Am besten, du lässt ihr gar nicht viel Zeit zum Nachdenken und schmiedest gleich Pläne mit ihr. Ich hab dir was mitgebracht.« Voller Elan verschwand Wendy unter ihrem Schreibtisch und tauchte mit drei Zeitschriften wieder auf. »Schau mal. Auf dem Weg in die Praxis hab ich extra einen Umweg über den Kiosk gemacht und die hier gekauft.«

      Ungläubig begutachtete Danny die Titel.

      »›Heiraten heute‹, ›Braut und Bräutigam‹, ›Hochzeitsglocken‹?«, las er einen nach dem anderen vor, ehe er wieder zu Wendy hinübersah. »Wozu brauchen Sie denn die? Ich dachte, Sie sind überzeugter Single.«

      Die langjährige Assistentin lachte laut heraus.

      »Mich bringen keine zehn Pferde mehr vor den Traualtar. Aber bei Tatjana und dir ist das was anderes. Ich finde es wunderschön, dass ihr heiraten wollt«, erwiderte sie aufgekratzt. »Und die Hefte sind natürlich für dich. Damit ihr beiden schon mal wisst, was so alles auf euch zukommt. Eine gute Planung ist das A und O bei solchen Festen.«

      »Ist sie das?«, hakte der frischgebackene Doktor ungläubig nach. Nebenbei blätterte er durch die Hochglanzmagazine. Die Fotos waren verführerisch und machten tatsächlich Lust darauf, sich in die Materie zu vertiefen. »Also gut, Sie haben mich überzeugt. Ich werde sie gleich heute Abend mit Tatjana anschauen. Wer weiß, vielleicht vertreibt das ja ihre Angst ein bisschen.«

      »Ganz bestimmt!«, versicherte Wendy, zufrieden mit dem Erfolg ihres Einkaufs. Jetzt konnte sie sich endlich und mit gutem Gefühl ihrer Arbeit widmen. »Ihre erste Patientin heute Morgen ist übrigens Frau Fröbel. Sie leidet seit Tagen an unerklärlichen Herzschmerzen, die Sie sich bitte mal ansehen möchten.«

      »Schon wieder Karla Fröbel? Muss das sein?«, machte Danny keinen Hehl aus seinem Unmut. »Ihr fehlt rein gar nichts. Dafür macht sie mir die ganze Zeit Avancen, und ich weiß allmählich nicht mehr, wie ich mich zur Wehr setzen soll, ohne sie vor den Kopf zu stoßen.«

      »Vielleicht braucht sie einfach nur ein bisschen Aufmerksamkeit und Zuspruch«, mutmaßte Wendy voller Mitgefühl mit der verzweifelten Mittfünfzigerin. »Es ist sicher nicht schön, in diesem Alter allein zu sein.«

      »Sie sind doch auch allein und machen nicht gerade einen unglücklichen Eindruck«, gab Danny unwillig zurück.

      »Ich hab ja auch eine tolle Arbeit, die mich voll und ganz ausfüllt«, erwiderte die langjährige Assistentin nicht ohne Stolz.

      So blieb Danny nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. Als er sich mit den Hochzeitsheften in der einen und seinem Kaffee in der anderen Hand auf den Weg in sein Sprechzimmer machte, sah Wendy ihm lächelnd nach.

      »Hallo! Bekomme ich auch einen Kaffee oder verwöhnen Sie ab sofort nur noch junge, gutaussehende Doktoren?«, riss eine deprimierte Stimme sie aus ihren Betrachtungen.

      Erschrocken fuhr Wendy herum.

      »Ach, Chef, Sie hab ich ja gar nicht kommen gehört«, stammelte sie, und eine heiße Röte schoss ihr ins Gesicht.

      »Das hab ich gemerkt. Und gesehen haben Sie mich auch nicht«, setzte der Seniorchef seine Beschwerde unbarmherzig fort. »Hoffentlich gehöre ich jetzt nicht zum alten Eisen und muss mich in Zukunft mit dem zweiten Platz zufrieden geben.«

      Etwas an Dr. Norden seniors Tonfall machte Wendy stutzig, und sie betrachtete ihn genauer. Endlich bemerkte sie das belustigte Lächeln, das um seinen Mund und seine Augen spielte. Erleichtert atmete sie auf und beschloss, sein Spiel mitzuspielen.

      »Ganz im Gegenteil, Herr Doktor«, versicherte sie und stand eifrig auf. »Bitte gehen Sie schon mal in Ihr Zimmer. Ich bringe Ihnen gleich Ihr Frühstück.«

      Dies Mitteilung war mehr, als Daniel sich erhofft hatte.

      »Das klingt überzeugend«, schmunzelte er. »In diesem Fall werde ich ein Auge zudrücken und Ihnen Ihre Unaufmerksamkeit verzeihen.«

      »Sehr gut!« Wendy machte sich auf den Weg in die Küche. Unterwegs blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. »Aber nicht, dass Sie denken, das geht jetzt jeden Tag so.«

      »Nicht?«, mimte Daniel Enttäuschung.

      »Nein. Ich habe Ihrer Frau versprochen, Sie nicht zu sehr zu verwöhnen.« Die beiden tauschten vertraute Blicke und lachten im selben Moment belustigt auf. Dann gingen sie in verschiedenen Richtungen davon, um das zu tun, was sie vorhatten.

      Während Wendy ein Tablett herrichtete, dachte sie wieder einmal darüber nach, dass sie den besten Arbeitsplatz der Welt hatte. Um ihn zu behalten, würde sie auch beiden Chefs Frühstück ins Zimmer bringen. Täglich. Doch wissen mussten das weder Danny noch Daniel Norden.

      *

      »Der Stretching Table ist ein hochmodernes Gerät, das meine Ingenieure neu entwickelt haben.« Carl Herweg lag halb aufgerichtet im Klinikbett und hielt der ehemaligen Krankenschwester Janine, die im Zimmer am Tisch saß, einen Vortrag über die Glanzleistungen seiner Firma.

      »Und wozu braucht man so einen Stretching Table?«, erkundigte sie sich und versuchte, sich ihre Langeweile nicht zu sehr anmerken zu lassen.

      »Das wissen Sie nicht? Er dient zum Strecken und Trocknen im histologischen Labor und ist in den Bereichen Forschung, Routine und Industrie einsetzbar«, schnaubte der alte Patriarch abfällig. »Ich dachte, Sie sind Krankenschwester.«

      Janine legte die Zeitschrift beiseite, in der sie gelesen hatte, und lächelte ihn engelsgleich an. Wenn sie schon in den sauren Apfel beißen und den unsympathischen Mann rund um die Uhr pflegen musste, so wollte sie sich nicht auch noch von ihm provozieren lassen. Das hatte sie sich insgeheim vorgenommen. Egal, wie schwer es ihr fallen mochte.

      »Stimmt, ich bin gelernte Krankenschwester. Aber keine Laborantin«, wies sie Carl Herweg freundlich auf sein Versehen hin.

      Ehe er eine Antwort geben konnte, klopfte es, und Lorenz kam herein. Wie zuvor vereinbart begrüßte er Janine mit einem zurückhaltenden Nicken und trat an das Bett seines Vaters.

      »Hallo, Vater, wie geht’s dir?«

      »Ach, ich hatte nur Muskelkrämpfe«, winkte Carl Herweg abfällig und musterte die Blumen, die sein Sohn ihm gebracht hatte. »Was soll ich mit diesem Gemüse? Das Geld hättest du dir sparen können.« Zum Zeichen, dass das Gespräch an dieser Stelle für ihn beendet war, wandte er sich wieder an Janine. »Aber bei Dr. Norden arbeiten Sie doch auch manchmal im Labor«, nahm er den Gesprächsfaden sehr zu Janines Leidwesen wieder auf.

      »Das stimmt. Aber …«

      »Sehen Sie!«, triumphierte der Alte grimmig. »Schon allein deshalb müssten Sie wissen, was ein Stretching Table ist.«

      Janine spürte, wie der Ärger in ihr zu kochen begann. Sie schickte Lorenz einen funkelnden Blick und stand auf.

      »Jetzt, da du da bist, kann ich mich ja mal nach dem CT erkundigen«, teilte sie ihrem Freund mit und ging zur Tür. »Bis später.« Sie hob die Hand zum Gruß und verschwand aus dem Zimmer.

      Kaum hörbar fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Der alte Herweg blickte ihr nach und konzentrierte sich schließlich auf seinen Sohn.

      »Du musst die Kunden und Mitarbeiter informieren«, befahl er barsch.

      Nur mit Mühe konnte Lorenz ein Stöhnen unterdrücken. Er hatte gehofft, dass sein Vater durch die Krankheit weicher, empfindsamer werden würde. Vergeblich, wie er in diesem Augenblick feststellte.

      »Ja, natürlich werde ich sie darüber informieren, dass du im Augenblick unpässlich bist.«

      »Unpässlich!«, schnaubte Carl Herweg und schüttelte den Kopf. »Wie das klingt.«

      Sein Sohn stand neben dem Bett. Er biss sich auf die Unterlippe, sagte aber nichts.

      »Außerdem


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