Butler Parker 131 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 131 – Kriminalroman - Günter Dönges


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tion> Butler Parker – 131 –

      Lady Agatha Simpson fühlte sich in ihrer Bewegungsfreiheit empfindlich eingeschränkt.

      Sie saß am Steuer ihres Land-Rover und war von parkenden Wagen restlos eingekeilt. Sie hatte keine Möglichkeit, sich in den Verkehr einzufädeln. Grimmig schaute sie auf den Fahrer des nächsten Wagens. Der Mann rührte sich nicht und reagierte keineswegs auf das gereizte Hupkonzert. »Was sagen Sie zu dieser Frechheit, Kindchen?« erkundigte sie sich bei ihrer Sekretärin und Gesellschafterin.

      »Vielleicht könnte man ein paar Zentimeter zurücksetzen, Mylady«, erwiderte Kathy Porter beruhigend. Ihr war sehr daran gelegen, Myladys Unmut ein wenig zu dämpfen. Sie kannte das Temperament der älteren Dame. »Worauf Sie sich verlassen können!« Agatha Simpson schaltete den Rückwärtsgang ein, was nicht ohne deutlich hörbare Schaltgeräusche vor sich ging. Die Lady ging mit der Technik stets rigoros um. Sie ließ die Kupplung kommen und setzte zurück.

      Ein knirschendes Geräusch des hinter ihr parkenden Wagens verriet, daß sie wohl doch etwas zu viel Gas gegeben hatte...

      »War da was?« fragte sie bei Kathy Porter an.

      »Wahrscheinlich sind die Scheinwerfer des hinter uns stehenden Wagens eingedrückt worden« vermutete Kathy ergeben. »Soll ich nachsehen, Mylady?«

      »Papperlapapp, Kindchen! Mit solchen Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab. Warten Sie, ich werde es nach vorn noch mal versuchen.«

      Sie schaltete und war ganz bei der Sache. Agatha Simpson, die sich vorgenommen hatte, es mit ihrer Geschicklichkeit zu schaffen, gab erneut Gas und lädierte auch prompt die Rückscheinwerfer des vor ihr parkenden Wagens.

      Glas splitterte, und dazu gab es erneut ein knirschendes, häßliches Geräusch von zerknautschtem Blech.

      »Was war das?« erkundigte sich die resolute Fahrerin noch mal. »Mir schien, als hätte ich was gehört.«

      »Eigenartig«, wunderte sich Kathy halblaut und schüttelte den Kopf. »Der Fahrer reagiert überhaupt nicht. Er muß es doch auch gehört haben.«

      »Tatsächlich.« Agatha Simpson richtete sich auf und straffte ihre majestätische Erscheinung. »Dieser Verkehrsrowdy scheint besonders schwerfällig zu sein.«

      »Mylady, vielleicht sollten Sie nicht noch mal rammen«, schlug Kathy vor. Agatha Simpson aber ließ sich nicht beirren. Sie hatte bereits zurückgesetzt, sorgte dafür, daß die Scheinwerfer des hinter ihr stehenden Wagens restlos in die Brüche gingen, und fuhr dann wieder an.

      Diesmal handelte es sich um einen echten Rammstoß.

      Der vor dem Land Rover stehende Wagen wurde gehörig durchgeschüttelt und nach vorn getrieben. Kathy schloß für einen Moment die Augen. Jetzt mußten die Rückfahrscheinwerfer mit Sicherheit endgültig in ihre Bestandteile zerlegt worden sein.

      »Sehen Sie doch, Kindchen!« Agatha Simpson deutete nach vorn. »Dieser phlegmatische Bursche scheint sich hingelegt zu haben.«

      Myladys Beobachtung entsprach vollkommen der Tatsache.

      Der Fahrer war verschwunden. Wahrscheinlich hatte er sich entsetzt zur Seite auf den Beifahrersitz geworfen. Doch er richtete sich nicht wieder auf, was normal gewesen wäre.

      »Da stimmt doch was nicht.« Agatha Simpson drückte die Wagentür auf und stieg aus. Erst jetzt zeigte sich, wie erhaben sie wirkte. Sie trug ein Kostüm aus Tweed, das ihr ein wenig zu groß war. Die Schuhe waren derb und in jedem Fall unmodisch. Agatha Simpson liebte legere Kleidung, was sich auch in ihrer Kopfbedeckung ausdrückte. Der Hut glich einem sturmerprobten Südwester, wie er von Hochseefischern verwendet wird.

      Ihr Gesicht erinnerte an das eines etwas angejahrten Rassepferdes. Es war faltenreich und verriet Energie. Lady Simpson hatte hellwache, graue Augen, die schnell im Zorn aufblitzten. Sie war eine durch und durch ungewöhnliche Frau, deren Alter schwer zu schätzen war. Sie selbst gab es stets mit »etwas über sechzig Jahre« an, woran zu erkennen war, daß sie nicht ganz frei von einer gewissen Eitelkeit war.

      Diese ungewöhnliche Frau also marschierte auf ihren stämmigen Beinen zum vor ihr parkenden Wagen und schaute in das Innere. Sie hatte sich nicht getäuscht. Der Fahrer lag halb auf dem Nebensitz und rührte sich auch dann noch nicht, als die passionierte Detektivin energisch gegen die Scheibe klopfte.

      Der Mann rührte sich immer noch nicht.

      Lady Simpsons Temperament kam prompt zum Durchbruch. Sie öffnete die Wagentür und beugte sich über den auf den Polstern liegenden Mann.

      »Haben Sie sich gefälligst nicht so«, schnauzte sie den Fahrer an. »Das bißchen Glas und Blech werden Sie ja wohl noch verschmerzen können, oder?«

      Der Fahrer äußerte sich nicht zu dieser Frage. Er war nämlich tot!

      *

      »Er wurde vergiftet«, berichtete Lady Simpson und strahlte ihren Butler förmlich an. »Das muß man sich mal vorstellen, Mr. Parker. Er wurde vergiftet! Und wissen Sie auch, wo das geschehen sein muß?«

      »Ich möchte mich nicht erkühnen, Mylady vorzugreifen«, antwortete Josuah Parker zurückhaltend und gemessen. Er hatte gleich nach Myladys Rückkehr den obligaten Tee serviert und stand abwartend vor dem kleinen Tisch. Er war bereit, Mylady zum Tee den ebenfalls obligaten Kreislaufbeschleuniger zu reichen. Dabei handelte es sich um einen erstklassigen alten Kognak, den die Hausherrin bevorzugte.

      Parker trug eine schwarze Hose, eine gelb-schwarz gestreifte Weste und einen schwarzen Binder, der den altväterlich aussehenden Eckkragen zierte. Er war der Prototyp eines englischen Butlers, wie man ihn vielleicht nur noch in englischen Gesellschaftsfilmen zu sehen bekommt.

      Butler Parker stand schon seit geraumer Zeit in Diensten der älteren Dame und fühlte sich hier außerordentlich wohl. Lady Simpson teilte seine Neigung und betätigte sich ebenfalls als Amateurdetektivin. Ihr unermeßlicher Reichtum gestattete es, dieser Laune zu frönen. Im Augenblick war sie von dem Mord sehr angetan. Sie witterte einen neuen Fall.

      »Sie werden nicht erraten, wo er vergiftet worden ist«, vermutete Agatha Simpson.

      »Mit einiger Sicherheit nicht, Mylady.«

      »In der Kantine von New Scotland Yard«, sagte die Detektivin und lachte spöttisch. »Solch eine Blamage muß man sich mal vorstellen! Es ist einfach nicht zu fassen.«

      »Wie Mylady meinen.« Parker sah den Zeitpunkt gekommen, den Kreislaufbeschleuniger zu reichen. Agatha Simpson ließ sich den Schwenker servieren und stärkte ihren Organismus nachhaltig.

      »Haben Sie dazu sonst nichts zu sagen?« wunderte sich die resolute Dame, nachdem sie den Kognakschwenker abgesetzt hatte. Sie sah ihren Butler leicht verärgert an.

      »Darf man erfahren, Mylady, wer der Tote ist?«

      »Ralph Tainers, Mr. Parker. Das hier entdeckte ich in seinem Wagen, halb unter dem Sitz.«

      Sie reichte Parker einen Zettel, der wohl aus einem größeren Notizbuch stammte. Auf diesem Zettel stand nichts anderes als eine Telefonnummer. Die Ziffern waren entweder in größter Eile oder vielleicht sogar mit schwindender Lebenskraft geschrieben worden. Sie sahen zittrig und leicht verwischt aus.

      »Darf ich mir die Freiheit nehmen, Mylady zu fragen, woher Mylady den Namen des Toten in Erfahrung bringen konnte?« Parker drückte sich stets barock aus.

      »Ich schnappte ihn von den Polizeidetektiven auf«, erwiderte sie. »Selbstverständlich verständigten Kathy und ich sofort die Polizei, nicht wahr, Kindchen?«

      »Nachdem Sie den Toten durchsucht hatten, Mylady«, erwiderte Kathy und stellte die Dinge richtig.

      »Halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf«, sagte die Detektivin ungerührt. »Was meinen Sie zu diesem Wisch, Mr. Parker?«

      »Mylady haben sich bereits eine feste Meinung gebildet?« erkundigte sich Parker gemessen.

      »Und ob ich das getan habe, Mr. Parker! Dieser Tainers hatte vor seinem Tod gerade noch die Kraft, die Telefonnummer seines Mörders niederzuschreiben. Für mich liegt das auf der Hand.«

      »Mylady


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