Walther Kabel-Krimis: Ãœber 100 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Band. Walther Kabel

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heute das erste Lächeln über das Kaftanmannes Gesicht. Und sonst strahlte sein häßlicher Römerkopf so gern und so oft vor Frohsinn und Heiterkeit.

      »Durch diese Tür, also auf dem normalen Wege.«

      »Dann wohl gestern nacht zum erstenmal, als ich das Patentschloss schon aufgefeilt und den Schlüssel des eigentlichen Türschlosses stecken gelassen hatte,« warf der Alte ein.

      Wieder ein Lächeln und ein Kopfschütteln. »In der vergangenen Nacht besuchte ich den Tempel der Liebe, etwa um dieselbe Zeit wie jetzt, den Schlüssel zu dem Patentschloß hatte ich mir aus dem alten Sekretär geholt, der im Verandazimmer steht. Dort lag er als einziger Gegenstand in der kleinen Schublade oben rechter Hand. Ich habe ihn noch in der Tasche.«

      »Wie – so sind Sie auch im Kontor gewesen, Herr Larisch?« meinte der Alte, dem der Amateurdetektiv langsam unheimlich vorzukommen begann. »Und Sie sagen, in der kleinen Schublade oben rechts! Hören Sie, das muß ein Irrtum sein, wirklich, denn als Frau Hölsch gestorben war, da hat doch das Gericht, der Herr Amtsrichter aus Sziemanowo war’s, gleich am nächsten Vormittag, also am 4. April, in meiner Gegenwart den Sekretär nach Wertpapieren durchsucht, und dabei habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen, daß nur eine Schublade ganz leer war, eben die rechte oben zwischen den Schnitzereien, – nein, nicht ganz leer, es lagen nämlich zwei gelbseidenen Zigarrenbänder drin, die noch vom alten Herrn Hölsch herrühren müssen. Der rauchte nämlich nur die Marke Espaniola, und der Name war auf den Zigarrenbändern aufgedruckt.«

      Larisch schlug dem Alten leicht auf die Schulter.

      »Bravo, Sie haben für Ihre Jahre ein vorzügliches Gedächtnis, wahrhaftig! Ein Zigarrenbändchen war noch in der Schublade, als ich mir den Schlüssel mühsam suchte, das zweite aber…« – und er holte aus der Tasche einen Schlüssel hervor, an dem an gelbseidenem Bande ein unbeschriebenes Papptäfelchen baumelte – »sehen Sie hier!«

      »Merkwürdig!« Martin Parlitz schaute den Schriftsteller ganz verdutzt an. »Merkwürdig – damals war kein Schlüssel da, sondern nur die beiden losen Bändchen. Das wird auch der Herr Amtsrichter Weber noch wissen.«

      »Was hältst du davon?« fragte Fritz Melcher gespannt. »Diese Tatsachen erscheinen recht eigentümlich.«

      Larisch hob die Schultern. »Leider! Die Dunkelheit wird nur noch größer! – Doch – jetzt wollen wir wirklich gehen. – Nein, bitte nicht über die Haupttreppe. Es gibt einen kürzeren Weg, um ins Freie zu gelangen.«

      Er hatte die eine Laterne noch in der Hand, beleuchtete damit, sich nach links wendend, das geschnitzte Mittelfeld der Holzvertäfelung der ihr den Abschluß des Flurs bildenden Turmmauer, drückte auf eine der Knospen der Blumenranke und schob so eine niedrige, schmale Tür auf, die völlig unsichtbar in die Täfelung eingearbeitet war.

      Dann durchschritt er diese Tür, ließ die beiden anderen Teilnehmer dieses Nachtspukes an sich vorüber und schloß die geheime Pforte wieder.

      Melcher und der Alte hatten in der letzten Stunde gewiß schon genug seltsame Dinge erlebt. Aber diese neue Überraschung, diese Selbstverständlichkeiten, mit der der Schriftsteller hier Geheimnisse enthüllte, von denen nicht einmal Martin Parlitz eine Ahnung hatte, verschlug ihnen völlig die Rede.

      Die drei standen jetzt in einem kleinen, alten Gelaß, aus dem eine Steintreppe in einem engen Schacht abwärts führte.

      Larisch ging wieder wortlos voran. Unten gab es ein ähnliches, leeres Gelaß, und hier bemerkte Fritz Melcher nun selbst an der linken Mauer den eisernen Mechanismus einer zweiten Geheimtür, die der Schriftsteller nun öffnete. Auf diese Weise gelangten sie in das unterste Turmgemach, und von hier durch eine eiserne Pforte, die Larisch mit einem Nachschlüssel aufschloß, auf den Hof hinaus.

      Jetzt endlich bekam der Alte ein Wort über die Lippen.

      »Herr, Herr, – sie kennen sich hier ja besser aus als ich. Ich habe nichts von diesen Geheimtüren gewußt, und auch die Herrschaft hat nicht geahnt, daß es hier …«

      »Ein Irrtum, lieber Parlitz!« unterbrach Larisch ihn. »Frau Elvira Hölsch kannte diese geheime Verbindung zwischen Turm und dem alten Flügel. – Aber dies alles jetzt noch zu erörtern ist unmöglich. Jedenfalls wissen Sie ja nun, wie ich Ihnen vorhin entschlüpft bin, als Sie mich, aus dem Pferdestall kommend, überraschten, – eben durch die Pforte in den Turm!«

      »Wahrhaftig – an die Pforte habe ich gar nicht gedacht,« brummte der Alte.

      Larisch reichte erst Fritz, dann auch Parlitz die Hand zum Abschied.

      »Gute Nacht! Und – zu niemandem ein Wort! – Nur Kerlchen darfst du von mir Grüßen, Fritz. Ich hörte ihn an der Tür des verschlossenen Zimmers knurren. Er hat fraglos die Leiche gewittert. Wäre ich allein darin gewesen, hätte er nur freudig gewinselt. Wir sind ja so gute Freunde, der Hund und ich.«

      Dann verschwand er schnellen Schrittes nach links in der Richtung auf die Edeltannenkulisse des Vorgartens. Dort hatte er sein Rad versteckt. Er zog den Kaftan aus, band ihn sich auf dem Rücken fest, und gleich darauf sauste ein einsamer Radler dem etwa drei Kilometer entfernten Dorfe Worszewo zu.

      Melcher und der Alte blieben noch ein Weilchen auf dem Hofe in leisem Gespräch beieinander.

      »Vor Ihrem Freunde könnte man sich fürchten,« meinte Martin Parlitz mit gedämpfter Stimme.

      »Ja, er ist ein merkwürdiger Mensch. Ihm machen derartige Dinge Vergnügen. Er spielt wirklich nur aus Liebhaberei den Detektiv.«

      Parlitz blickte scheu zu dem Fenster des Tempels der Liebe empor.

      »Mein Gott, ich werde diese Nacht kein Auge zutun. Der Leichnam da oben, und im Chlorkalk … Schauerlich! Ob den wirklich Frau Hölsch …« Er beendete den Satz nicht.

      »So traurig es ist, lieber Parlitz, wissen Sie eine bessere Erklärung für den grausigen Fund in der Kiste, als den, den Egon Larisch uns andeutete …?!«

      Der Alte seufzte kläglich.

      Dann sagten auch sie sich gute Nacht.

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