Butler Parker 101 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 101 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sich auf Hamlins Hinterkopf legte, grunzte der breitschultrige Mann fast wohlig auf, wandte sich wieder Mylady zu, stierte sie einen kurzen Moment überrascht an, schloß dann die Augen und setzte sich auf sein verlängertes Rückgrat.

      Er raffte seine ihm noch verbleibenden Kräfte zusammen und wollte sich wieder erheben.

      Es reichte nicht.

      Er scharrte noch ein wenig mit den Füßen und streckte sich dann gemütlich auf dem Teppich aus.

      Genau in diesem Moment war draußen auf der Terrasse ein entsetzlicher Aufschrei zu hören, der in ein lautes Brüllen und schließlich in ein Wimmern und Stöhnen überging.

      Josuah Parker hatte den dringenden Verdacht, daß sich etwas Außergewöhnliches ereignet haben mußte.

      *

      »Mister Marty Pearson«, stellte der Butler vor und trat höflich zur Seite.

      Die Anwesenden im Salon starrten auf den jungen Mann, der sich auf dem Parkplatz als Geigenspieler gezeigt hatte. Diesmal schleppte Pearson allerdings keinen Geigenkasten mit sich herum. Mißdeutungen jeder Art waren ausgeschlossen. Der Sportpfeil in seinem Oberarm redete eine deutliche Sprache.

      Marty Pearson machte verständlicherweise einen angeschlagenen Eindruck.

      Es war klar, daß der Pfeil, der in seinem linken Oberarm steckte, ungemein schmerzte. Die Pfeilspitze hatte sich tief in die Muskeln gebohrt. Eine Waffe dieser Art schien Pearson noch nie kennengelernt zu haben. Sie widerte ihn an und war ihm unheimlich, sie schockte ihn geradezu.

      Kathy Porter verließ den Raum und suchte wahrscheinlich nach einem Verbandkasten.

      Agatha Simpson sah neugierig auf Pearson, der sich vorsichtig in einem Sessel niederließ.

      Mandy Saxon knabberte verlegen und ratlos an ihrer vollen Unterlippe und interessierte sich mehr für Hamlin, der noch immer regungslos auf dem Teppich lag.

      Josuah Parker kümmerte sich inzwischen um den angeschossenen Marty Pearson, der jammerte und stöhnte. Dennoch war ihm nicht entgangen, daß Rooters, der Mann mit dem schlaffen Gesicht, sich absetzen wollte. Rooters schob sich an die noch spaltbreit geöffnete Terrassentür heran. Es sah so aus, als habe er die Absicht, sich den Park aus der Nähe anzusehen.

      »An Ihrer Stelle, Mister Rooters, würde ich den Park dringend meiden«, ließ der Butler sich gemessen vernehmen. »Vielleicht wartet der Bogenschütze auf ein weiteres Opfer.«

      Rooters tat daraufhin einen kleinen Sprung zur Seite und kehrte schleunigst ins Zimmer zurück. Er beobachtete Agatha Simpson, die jetzt die Terrassentür schloß und den Vorhang wieder in Ordnung brachte.

      Kathy Porter kam mit einem Verbandkasten zurück und befaßte sich mit Pearson, dessen Rockärmel sie mit einer Schere aufschlitzte. Myladys Gesellschafterin entwickelte die Kühle einer versierten Operationsschwester.

      »Darf man beiläufig erfahren, was passiert ist?« erkundigte sich Parker bei dem stöhnenden jungen Mann.

      »Ich bin angeschossen worden«, stellte er unnötigerweise fest. »Plötzlich war das Ding da im Oberarm. Es tut höllisch weh!«

      »Wem wollten Sie einen Besuch abstatten?« fragte Parker weiter.

      »Niemand! Wirklich! Ich war draußen auf der Straße, als ich hier einen Einbrecher sah. Oder so was. Genau konnte ich es nicht erkennen. Ich bin also aufs Grundstück. Und dann verpaßte mir irgendeiner das Ding hier. Au …«

      »Sie müssen ins Krankenhaus«, entschied Kathy Porter. »Ich habe den Arm provisorisch abgebunden, aber der Pfeil muß herausoperiert werden.«

      »Falls Sie gestatten, sollten Mylady vielleicht den Transport übernehmen«, wandte Parker sich an Agatha Simpson, die sofort nickte.

      »Man könnte dann auch Mister Rooters mitnehmen und irgendwo in der City absetzen«, redete der Butler weiter.

      »Ich komme schon allein zurecht.« Rooters schüttelte schnell den Kopf. Er war eindeutig nicht daran interessiert, mitgenommen zu werden.

      »Und der Bogenschütze?« fragte die Detektivin anzüglich. »Wollen Sie sich unbedingt auch einen Pfeil einhandeln, Mister Rooters?«

      »Dann komme ich doch wohl besser mit«, entschied Rooters hastig und sah unwillkürlich zur Terrassentür hinüber.

      »Und was wird aus mir?« regte sich Mandy Saxon auf. Sie kniete inzwischen neben Hamlin, der wieder zu sich kam und verwirrt wirkte. Er litt noch sichtlich an den Folgen eines gewissen Glücksbringers und war noch nicht in der Lage, gewisse Zusammenhänge zu erfassen.

      Agatha Simpson registrierte aufmerksam, daß Hamlin von der Monroe-Kopie außergewöhnlich zartfühlend, betreut wurde. Mandy Saxon streichelte die Wange des Breitschultrigen und sah ihn dabei zärtlich-besorgt an.

      »Es empfiehlt sich, die Polizei zu verständigen«, sagte Parker zu Mandy Saxon, die ihn unsicher ansah. Er deutete auf das Telefon.

      »Was meinst du … Äh, was meinen Sie, Mister Hamlin?« erkundigte sich Mandy Saxon bei Hamlin, der vorsichtig aufstand.

      »An Publicity müssen Sie doch sehr interessiert sein, oder?« warf Agatha Simpson jetzt ironisch ein. »Schlagzeilen heben gewisse Geschäfte.«

      »Was wollen Sie damit sagen?« Mandy Saxon sah die Detektivin ungewöhnlich kalt an.

      »Wollen Sie denn keine Reklame für Ihren Sex-Report?« fragte Lady Simpson gespielt naiv. »Nutzen Sie Ihre Chance, Kindchen! Man wird sich um Ihr Buch später reißen.«

      *

      »Des Menschen Wille ist bekanntlich unter anderem sein Himmelreich«, kommentierte Parker den Entschluß von Pearson und Rooters, auf jede Mitnahme zurück in die Stadt zu verzichten.

      »Lassen Sie das mal meine Sorge sein«, sagte Pearson, dessen Wunde provisorisch versorgt worden war.

      »Ich komme schon allein zurecht«, fügte Rooters nervös hinzu.

      Parker öffnete die Tür und ließ Mylady an sich vorbeirauschen. Kathy Porter trottete wie ein kleines Hündchen hinter der majestätisch aussehenden älteren Dame her. Parker lüftete höflich seine Melone und geleitete die beiden Damen dann durch den Park zurück zur Straße, wo das hochbeinige Monstrum wartete.

      »Ich will nicht gerade behaupten, daß ich sehr zufrieden bin«, stellte Agatha Simpson fest, als sie im Fond des Wagens saß. »Wir hätten aus dieser Situation noch viel mehr herausholen können, Mister Parker.«

      »Mylady werden mit meiner bescheidenen Wenigkeit zufrieden sein«, prophezeite der Butler, als er den Wagen anrollen ließ. Er steuerte sein hochbeiniges Gefährt in eine stille, vornehme Seitenstraße und stoppte.

      »Darf man erfahren, was Sie Vorhaben?« wollte Agatha Simpson kriegerisch wissen.

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