Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren

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sie spitz. »Das ist doch längst entschieden.«

      »Entschuldige, Lieselott. Ich bin nun mal Jurist. Wir zweifeln grundsätzlich alles an, solange wir uns nicht selbst davon überzeugt haben.«

      »Manchmal frage ich mich, ob du mich wirklich liebst.« Sie strich über sein Haar und ließ es geschehen, dass er sie wieder zu sich herabzog.

      Seine Lippen liebkosten die ihren. »Natürlich liebe ich dich, Schäfchen. Aber eine Scheidung ist nun mal eine ziemlich ernste und komplizierte Sache, die man nicht in fünf Minuten erledigen kann. Isolde ist vor dem Gesetz meine Frau und hat auch ein Wort mitzureden.«

      »Du küsst mich und sprichst von Isolde – nicht sehr geschmackvoll«, beklagte sie sich. »Was wird also mit der Scheidung?«

      »Darüber reden wir ein andermal, Lieselott.«

      So war es immer. Lieselott fühlte sich manchmal auf verlorenem Posten. Dennoch war sie Achims Liebe sicher. Aber auf die Dauer mochte sie nicht im Schatten leben und nur die Rolle seiner heimlichen Geliebten spielen. Sie wollte seine rechtmäßige Gattin sein, wollte seinen adeligen Namen führen und wollte vor allem die eintönige Arbeit im Büro so bald wie möglich aufgeben. Deshalb musste Achim sich endlich zum entscheidenden Schritt durchringen.

      *

      In der Nacht hatte ein Gewitter getobt. Die Kinder hatten es nicht gehört, aber Isolde war wach geworden und hatte eine Zeit lang am offenen Fenster gestanden, um die grellen Blitze am dunklen Himmel zu beobachten. Trotzdem fühlte sie sich an diesem klaren Morgen erfrischt. Von Schoeneich war schon um sechs Uhr angerufen worden, ob sie mit dem Ehepaar ausreiten wolle. Nun trabte sie auf dem Schimmel auf das andere Gut zu, wo man einen Treffpunkt am Roggenschlag verabredet hatte.

      Isolde sah den See in der Morgensonne glitzern und lächelte. Vielleicht konnten sie am Nachmittag mit allen Kindern zum Baden fahren. Sie lebte jetzt ganz und gar mit den Sophienlustern und ihren Sorgen und Freuden.

      Verwundert schaute sie auf, als Denise ihr entgegengetrabt kam – allein, ohne die Begleitung ihres Mannes.

      »Guten Morgen, Isolde«, rief Denise ihr schon von Weitem zu. »Bei uns hat sich etwas geändert, weil zwei Kühe krank geworden sind. Mein Mann ist sofort in den Stall gegangen. Man fürchtet natürlich gleich eine ansteckende Seuche, wenn es sich um zwei Fälle handelt. Unser Schwiegersohn will so schnell wie möglich kommen.«

      »Wollen Sie trotzdem mit mir ausreiten?«, fragte Isolde höflich.

      »Natürlich«, versicherte Denise heiter. »Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Ein solcher Tag muss mit einem Ritt begonnen werden, meine ich.«

      Sie wandten sich dem Wald zu, wo die Sonne golden und geheimnisvoll durch die grünen Zweige schimmerte. Auf allerlei Umwegen kamen sie wieder zum See, wo Denise eine kleine Rast vorschlug. Die Pferde wurden an den Bäumen festgebunden, und die beiden Damen setzten sich auf einen großen, flachen Stein in der Nähe der Badestelle.

      Isolde hatte plötzlich den innigen Wunsch, sich Denise anzuvertrauen. Also begann sie zu sprechen.

      »Denise, ich möchte Ihnen danken«, sagte sie leise.

      »Wofür, Isolde? Sie sind uns ein lieber Gast, bezahlen für Ihren Aufenthalt und helfen uns außerdem noch nach Kräften. Beinahe kommt es mir vor, als müsste ich mich bei Ihnen bedanken.«

      »Gewiss nicht, Denise. Wenn ich nicht wenigstens ein paar Euro für meine Unterkunft an die Stiftung Sophienlust zahlen dürfte, könnte ich nicht bleiben. Wir sind nicht arm. Es gibt hier Kinder, denen man helfen muss.«

      Denise nickte. Sie freute sich, dass Isolde sich inzwischen für das, was sie in Sophienlust anstrebte, aufrichtig interessierte und auch über die sich daraus ergebenden Probleme nachdachte.

      »Glauben Sie, dass ich für dauernd bei Ihnen bleiben könnte, Denise?«, fragte Isolde nun etwas unvermittelt in das nachdenkliche Schweigen hinein.

      »Warum nicht, Isolde? Wir haben Sie gern bei uns, und wir schicken niemanden fort. Aber ich fürchte, Ihr Mann wird damit nicht einverstanden sein. Er wollte, dass Sie nur so lange bei uns bleiben, bis es Ihnen wieder bessergeht.«

      Isolde schaute zu den Pferden hinüber, die ab und zu die Köpfe hochwarfen.

      »Mein Mann hat mich um die Scheidung bitten lassen, Denise«, bekannte Isolde leise.

      Denise strich sacht über die Schulter der Jüngeren. »Warum hat er nicht selbst darum gebeten?« Sie hatte den schwachen Punkt an dieser Geschichte sofort erkannt.

      »Meine Freundin war hier …«

      »Ich verstehe. Das war die junge Dame, die so eilig wieder abreiste. Ihr liegt wohl an dieser Scheidung?« Denise fragte ruhig und freundlich. Sie wusste, dass es Ehen gab, die nicht mehr zu retten waren. Allerdings hatte sie die Erfahrung gemacht, dass die meisten Ehen mit dem nötigen guten Willen wieder repariert werden konnten.

      »Ja, wir sind zusammen in die Schule gegangen. Ich habe nie geglaubt, dass mein Mann sich für sie interessieren würde. Aber ich muss zugeben, dass ich über meinen Mann wohl zu wenig nachgedacht habe. Am Anfang waren wir zu glücklich, als dass ich mir den Kopf darüber zerbrochen hätte – und dann erschien mir das Unglück zu groß.«

      »Ich möchte vorausschicken, dass Sie bei uns bleiben können, solange Sie wollen, Isolde«, erklärte Denise herzlich. »Sie haben hier eine Heimat.«

      »Danke, Denise. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich habe allmählich wieder zu mir selbst gefunden in Sophienlust. Und jetzt habe ich täglich neue Freude an der kleinen Micki. Wie ist es eigentlich? Haben Sie immer noch nichts über irgendwelche Verwandten des Kindes in Erfahrung bringen können?«

      »Nein, alle routinemäßigen Nachforschungen amtlicherseits blieben ohne Erfolg. Micki selbst kann uns nur wenig helfen. Wir wissen, dass sie zwei Tanten gehabt haben muss. Die eine ist vermutlich gestorben, die andere hat sie im Auto mitgenommen, um sie schließlich nicht weit von hier mit dem Luftballon auszusetzen. Es ist möglich, dass wir niemals mehr erfahren werden. Dann bleibt das Kind bei uns. Wir werden ihm einen Namen geben und dafür sorgen, dass es seinen Weg im Leben mit unserer Hilfe findet.«

      »Eine wunderbare Aufgabe, die Sophienlust zu erfüllen hat. Ich finde, Micki ist ein besonderes Kind.«

      »Ja, das sagt Dominik auch. Aber wollten wir nicht über Ihren Mann sprechen?«, kam Denise behutsam auf das Thema zurück, das Isolde ja doch am meisten am Herzen liegen musste.

      »Ich habe meiner Freundin erklärt, dass ich mit allem einverstanden bin und meinem Mann kein Hindernis in den Weg legen will. Das kam mir richtig vor.«

      »Hat Ihr Mann sich inzwischen persönlich über das Problem mit Ihnen in Verbindung gesetzt?« Wieder einmal traf Denise den Nagel auf den Kopf.

      »Nein, ich habe nichts mehr von ihm gehört.«

      »Dann wissen Sie also nur durch Ihre Freundin, dass eine Scheidung angestrebt wird?«

      »Nur durch sie. Sie ist eigens hierhergereist, um sich mit mir auszusprechen.«

      Denise lächelte unmerklich. »Immerhin wäre es denkbar, dass es sich um die Wunschträume einer jungen Frau handelt, die den Strohwitwer tröstete und an diesem Spiel etwas mehr Gefallen gefunden hat, als guttut. Wie stehen Sie selbst zu Ihrem Mann? Sie brauchen mir diese Frage nicht zu beantworten. Es ist nur wichtig, dass Sie selbst sich darüber klar werden.«

      »Ich hatte mich innerlich sehr weit von Achim entfernt«, flüsterte Isolde, deren Blick über das glitzernde Wasser schweifte. »Einmal, als ich mit Nick hier am See war, habe ich überlegt, ob ich hinausschwimmen sollte, um nicht wiederzukommen. Jetzt ist das anders geworden. Micki, Dominik, die anderen Kinder und vor allem Sie, Denise, haben mir bewiesen, dass das Leben lebenswert ist – selbst wenn man sein einziges Kind zu Grabe tragen musste. Heute möchte ich, dass Achim glücklich ist. Ich wüsste gern, ob er meine Freundin Lieselott wirklich liebt und von mir frei sein will.«

      »Das können Sie erfahren, indem Sie ihn fragen, Isolde. In Ihrem Fall


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