Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik
der Feier. Erfuhr von Ihrem Unfall, dachte mir einiges und kam hierher.«
»So, so! Sie dachten sich einiges …«
»Das war Teils Geschoß, möchte ich ebenso falsch wie treffend zitieren, wenn man Teil mit Guy übersetzen darf.«
Jetzt war es Tredrup, der bedeutsam den Finger an den Mund legte.
»Rücken Sie etwas näher, Landsmann. Die Wände sind hier nur zwei Millimeter dick. Sie haben richtig geraten. Ich fuhr gestern früh in den Schacht ein. Sie wissen, daß der Schacht abgestuft gebaut ist. Erst tausend Meter tief und tausend Meter weit. Dann kommt das nächste Stück, wieder tausend Meter tief und neunhundert Meter weit. So geht es in Abschnitten immer je tausend Meter tiefer, wobei der folgende Abschnitt immer hundert Meter enger wird. Die Förderanlagen reichen immer von einer Etappe, das heißt einer Sohle bis zur anderen. Ich war soeben aus der ersten Förderschale getreten und wartete auf das Heraufkommen der Nächsten.
Ich stand da so neben einem mit Grubenholz beladenen Wagen. Da war es plötzlich, als ob der Blitz in den Wagen geschlagen wäre. Es war, als wenn was Dunkles, Graues an mir vorbeisauste, und dann flogen die Hölzer von dem Wagen splitternd und krachend nach allen Seiten … und dann war ich weg … und wurde erst hier wieder munter. Es hatte eine Kollision zwischen einem Stück Grubenholz und meinem Schädel gegeben. Gott sei Dank ist der heil geblieben. Eine tüchtige Beule, das war alles, zur Enttäuschung derjenigen, welche …«
»Sie haben Glück gehabt, mein lieber Tredrup. Diesmal.«
»Diesmal? Ja, ja, es wird bei dem einen Versuch nicht bleiben, so wie ich ihn kenne. Was tun? Darüber zerbreche ich mir den sonst noch gut konservierten Schädel, seitdem ich wieder klar denken kann …«
»Darauf gibt es nur eine Antwort. Das Klima von Mineapolis wird auf die Dauer Ihrer Gesundheit sehr unzuträglich. Schütteln Sie den Staub dieses ungastlichen Ortes von den Füßen!«
»Ausrücken??! Meinen Sie also? Nee, das ist es ja eben, was Klaus Tredrup nicht in den Kopf will …«
»Aber hinein muß, mein lieber Tredrup. Sie würden Ihren Feinden den größten Gefallen tun, wenn Sie sich hier weiteren Attentaten aussetzen wollten. Die Bohrerei ist hier jetzt nach der Auffindung des Karbidlagers zum größten Teil erledigt. Sie sind also abkömmlich. Mit Grimmaud stehen Sie, wie Sie mir sagten, ganz gut. Gehen Sie zu ihm, nehmen Sie Ihre Entlassung und beeilen Sie sich, damit Sie mit mir um ein Uhr wegfliegen können.«
»Gut gesagt, Herr Uhlenkort. Wegfliegen. Aber wohin?«
»Wohin? Erst einmal mit mir nach Kapstadt, wohin mich dringende Angelegenheiten rufen, und dann nach Hamburg.«
»Hm, so, so. Nach Hamburg. Das läßt sich hören. Ich stecke jetzt seit … ja zum Donnerwetter, ich stecke ja seit fünf Jahren ununterbrochen im Betrieb. Höchste Zeit, daß ich mal wieder nach Hamburg komme und mir ein Lüftchen von St. Pauli um die Nase wehen lasse. Gemacht, Herr Uhlenkort! Ich komme via Kapstadt mit nach Hamburg.«
»Und später, Mr. Tredrup, findet sich für einen Mann von Ihren Qualitäten hinreichende Beschäftigung in unseren Spitzbergen-Minen.
Sie wissen vielleicht, daß unser Haus in größerem Maßstab an den Kohlenminen von Spitzbergen beteiligt ist. Wir wollen die Fördertiefe bis auf sechstausend Meter vergrößern. Da wird uns ein Ingenieur, der hier bis zum sechsten Kilometer gebohrt und gesprengt hat, sehr willkommen sein.«
»Well, Herr Uhlenkort. Darüber ließe sich reden. Freilich, bißchen weiter Sprung vom Äquator bis zum Nordpol. Ich werde erst einmal in Hamburg gründlich Station machen … dann meinetwegen.«
Klaus Tredrup hatte seinen Besucher zu spät darauf aufmerksam gemacht, daß die Wände jener Wellblechbaracke kaum zwei Millimeter stark waren. Die Agenten und Spione des Kaisers arbeiteten schnell und sicher …
Ein Adjutant rief Guy Rouse zu einer sofortigen Audienz ins Schloß.
Ohne alle Unschweife ging Augustus Salvator auf sein Ziel los.
»Mr. Rouse, ich weiß, daß Herr Uhlenkort, der hamburgische Großkaufmann, im Begriff steht, von hier nach Kapstadt zu fliegen, um sich mit dem Präsidenten der Südafrikanischen Union zu besprechen. Er hat sich hier dreimal vierundzwanzig Stunden aufgehalten. Der Zweck seines Aufenthalts ist nicht ganz durchsichtig.«
»Ich glaube zu verstehen. Euere Majestät wünschen diese Reise nicht.
Wünschen, daß Herr Uhlenkort …«
»Nein, Mr. Rouse. Sie mißverstehen mich. Das nicht! Aber es interessiert mich außerordentlich, was Herr Uhlenkort mit dem Präsidenten zu besprechen hat. Bisher sind meine Agenten leider noch nicht dazu gelangt, in das Vorzimmer des Präsidenten zu kommen …«
»Euer Majestät, ich erlaube mir zu sagen, daß ich in dieser Beziehung glücklicher war. Meine Agenten sind tatsächlich schon drin.«
»Ich bewundere Sie, Mr. Rouse. Sie sind … es ist außerordentlich … ich würde Sie …«
»Aber selbstverständlich, Euer Majestät. Es wäre unter allen Umständen meine Pflicht gewesen bei den Interessen, die Afrika und Amerika verbinden. Ich garantiere Euer Majestät genauen Bericht, sofort nachdem die Unterredung stattgefunden hat.«
»Ich danke Ihnen, Mr. Rouse.«
Kurz vor ein Uhr mittags betrat Walter Uhlenkort in Begleitung Tredrups den großen Flughafen von Mineapolis. Der Verkehr war hier infolge der Festtage in fieberhaftem Gange. In schneller Folge verließen die großen Düsenmaschinen auf die Minute fahrplanmäßig den Platz nach allen Richtungen der Windrose.
Uhlenkort spürte, wie Klaus Tredrup ihn hinter die Deckung einer großen Fahrplantafel zog und gleichzeitig auf einen soeben angekommenen Kraftwagen deutete. Guy Rouse entstieg diesem Wagen. Uhlenkort sah, wie er zu einer Person im Innern des Wagens sprach … lange und eindringlich sprach, sich dann verabschiedete und das große Amerikaflugzeug bestieg.
Mit geballten Fäusten, verzerrtem Gesicht starrte Tredrup Rouse nach.
Nur bruchstückweise klangen die Worte, die sich durch die zusammen gepreßten Zähne ins Freie rangen, an Uhlenkorts Ohr. Das Amerikaflugzeug startete.
»Unsere Rechnung ist noch nicht beglichen, Mr. Rouse! Eines Tages wird sie ins reine gebracht werden, so wahr ich Klaus Tredrup heiße.
Nur den einen Wunsch hätte ich, dabei zusein, wenn das Schicksal über dich kommt … Aber gehen wir jetzt, Herr Uhlenkort, dort drüben wartet bereits unsere Maschine, gehen wir an Bord.«
Nach einer knappen Viertelstunde befanden sich die beiden Hamburger bereits in voller Südfahrt. Das Flugzeug schoß in bedeutender Höhe über die endlosen Baumwollfelder dahin, welche Bewässerungstechniker des Kaisers Augustus Salvator hier vor zehn Jahren entstehen ließen. Hervorzauberten aus einer Steppe, die bis dahin nicht einmal eine notdürftige Weide bot.
Uhlenkort und Tredrup betrachteten eine geraume Weile von ihren Sitzen aus das Baumwollfeld tief unter sich. Uhlenkort brach das Schweigen.
»Augustus Salvator ist ein Herrscher mit großen Zielen. Diese Fruchtbarmachung hier … das Karbidlager heute früh … es ist erstaunlich!«
»Er denkt und plant auf Jahrzehnte voraus, Herr Uhlenkort. Sahen Sie – Sie haben es wahrscheinlich nicht gesehen – diese immensen Rohranlagen vom Tschadsee nach allen Richtungen hin? Er hat schon genau disponiert, wie er die riesigen Energiemengen nutzen wird, die er hier aus dem Karbid gewinnen kann. Bewässerungsanlagen, die den letzten Fleck der Sahara, soweit sie innerhalb der Grenzen seines Reiches liegt, in blühendes Gefilde verwandeln sollen.«
»Und dann, sobald das geschehen ist, wird er die Grenzen dieses Riesenreiches wieder um ein Stück vorschieben.«
»Vielleicht, Herr Uhlenkort. Augustus Salvator ist jedenfalls ein Mann, dem man – mag man sonst zu ihm stehen, wie man will – die Bewunderung nicht versagen kann. Ein genialer Kopf! Ich sage nicht zuviel. In den Jahren, die ich hier weilte, hatte ich Gelegenheit genug, ihn und sein Werk kennen zu