Historische Romane von Henryk Sienkiewicz. Henryk Sienkiewicz
ihn mit einer solchen Leichtigkeit hin und her, als ob er es mit einem Kinde zu thun habe.
» Pax! Pax! wie Bischof Kropidlo zu sagen pflegt!« rief er dabei. »Ihr gefallt mir, Ritter, und so wahr mir Gott helfe, wollen wir niemals einer Frau wegen miteinander kämpfen.«
Hierauf umarmte er den Lothringer und ließ ihn dann rasch zur Erde gleiten, denn von dem Eingange zum Burghofe her ertönten laute Trompetenstöße. – Fürst Ziemowit erschien mit seiner Ehegemahlin.
»Der Fürst und die Fürstin haben hier den Vortritt vor dem Könige und vor Fürst Janusz,« erklärte Powala zu Zbyszko gewendet. »Das Fest wird zwar von dem königlichen Burgvogte gegeben, allein es findet hier in Plock statt, wo jene ansässig sind. Komm mit mir zu der Fürstin. Du kennst sie ja von dem Feste aus Krakau her, als sie für Dich Fürsprache bei Jagiello einlegte.«
Und ohne weiteres führte er nun, Zbyszko beim Arme ergreifend, diesen durch den Burghof. Dem Fürsten und der Fürstin war eine große Anzahl von Hofherren und Hoffräuleins gefolgt, die in ihrer zu Ehren des Königs außergewöhnlich prächtigen und glänzenden Gewandung einen Anblick von wunderbaren Blumen boten. Während Zbyszko mit Powala näher trat, ließ er prüfende Blicke über alle schweifen, um zu sehen, ob er nicht ein bekanntes Gesicht finde – da plötzlich blieb er voll Staunen stehen. Was war das? Dicht hinter der Fürstin erschaute er eine ihm wohlbekannte Gestalt, ein ihm wohlbekanntes Antlitz, das aber in seiner ernsten königlichen Schönheit ihn glauben machte, er sei in einer Täuschung befangen. »Ist dies Jagienka?« so fragte er sich, »oder vielleicht die Tochter des Fürsten aus Plock?«
Allein es war in der That die Tochter von Zych aus Zgorzelic, denn als ihre Augen denen des jungen Ritters begegneten, da lächelte sie ihm zuerst freundlich und teilnahmsvoll zu, dann aber erbleichte sie plötzlich ein wenig, senkte das Haupt und stand da mit dem goldenen Stirnbande in den dunkeln Haaren und in dem ganzen Zauber ihrer Schönheit, hochgewachsen, herrlich, nicht nur einer Fürstentochter, nein, einer Königin vergleichbar.
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