Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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      Personen

       Inhaltsverzeichnis

      Brand

       Seine Mutter

       Ejnar (sprich: Einar.), ein Maler Agnes Der Vogt Der Doktor Der Propst Der Küster Der Schulmeister Gerd Ein Bauer Sein halbwüchsiger Sohn Ein zweiter Bauer Ein Weib Ein zweites Weib Ein Schreiber Geistlichkeit und Amtspersonen, Volk, Männer, Weiber und Kinder Der Versucher in der Wüste Chor der Unsichtbaren Eine Stimme

      Das Stück spielt in unserer Zeit, teils in, teils bei einem Fjordkirchspiel an der Westküste Norwegens.

      Erster Akt

       Inhaltsverzeichnis

       (Oben auf den Schneefeldern des Hochgebirgs. Der Nebel liegt dicht und schwer; es herrscht Regenwetter und Halbdunkel.)

      (Brand, schwarz gekleidet, mit Stock und Ranzen, arbeitet sich in westlicher Richtung vorwärts. Ein Bauer und dessen halbwüchsiger Sohn, die ihn begleiten, folgen ein Stück dahinter.)

      Der Bauer (nach Brand rufend.)

       He, fremder Mann, so wart' mir doch!

       Wo bist Du?

      Brand. Hier!

      Der Bauer. Verlaufst Dich noch!

       Das nebelt heut, kann einer knapp

       Den Stecken im Gesicht behalten –

      Der Sohn.

       Halt! Hier sind Sprünge!

      Der Bauer. Hier sind Spalten!

      Brand.

       Und jede Wegspur kam uns ab.

      Der Bauer (schreit.)

       Steh still! Gotts Donner, Mann! Hier bricht

       Der Firn wie Borke! Rühr' Dich nicht!

      Brand (lauschend.)

       Ich hör' das Tosen eines Falls.

      Der Bauer.

       Da hat ein Bach sich durchgefressen;

       Hier geht's hinunter, nicht zu messen; –

       Das kostet Dir und uns den Hals!

      Brand.

       Ich muß hinüber, hörst Du, – muß!

      Der Bauer.

       Ein unausführbarer Entschluß!

       Kehr' um! Der Grund ist spröd' und hohl; –

       's gilt Tod und Leben, merk' Dir's wohl!

      Brand.

       Mein Herr macht Deine Furcht zu Spott.

      Der Bauer.

       Wie heißt Dein Herr?

      Brand. Mein Herr heißt Gott.

      Der Bauer.

       Und Du, – was bist Du?

      Brand. Pfarrer.

      Der Bauer. Gut,

       Sei, was Du sagst; doch das ist wahr,

       Daß, wärst Du Propst und Bischof gar,

       Du büßtest dennoch Deinen Mut,

       Eh's Tag wird, gingst Du weiter noch

       Des Ferners untergrabnes Joch.

       (Nähert sich vorsichtig und überredend.)

       Hör, Pfarr; so klug auch einer wär',

       Das, was zu schwer ist, ist zu schwer.

       Kehr' um; verstock', versteif' Dich nicht!

       Du hast doch nur ein Lebenslicht; – Und geht das aus, was bleibt Dein Teil? Zum nächsten Hof ist noch 'ne Meil'; – Dazu ein Nebel, daß ein Beil Drin stecken bleibt, – so dick und dicht.

      Brand.

       Ist er so dicht, verlangt dafür

       Kein Irrlicht seine Weggebühr.

      Der Bauer.

       Doch sind hier Eisseen rings herum,

       Die machen einen balde stumm.

      Brand.

       Da gehn wir drüber.

      Der Bauer. Gehn? Das hieß'

       Dem Eis Unmöglich's zuzumuten!

      Brand.

       Und doch war einer, der bewies: Wer glaubt, geht trocken auch auf Fluten.

      Der Bauer.

       Ja, eh'dem; doch mach's heute wahr,

       Du gehst zugrund' mit Haut und Haar. –

      Brand.

       Leb' wohl!

       Will gehen.

      Der Bauer. Du wagst das Leben dran!

      Brand.

       Bestimmt mir's Gott zu meiner Zucht, –

       Willkommen Sturzbach, See und Schlucht!

      Der Bauer (leise.)

       Er ist ja toll und voll, der Mann!

      Der Sohn (weinerlich.)

       So komm doch, Vater! Zeichen sind

       Auf noch mehr Regen, noch mehr Wind!

      Brand (bleibt stehen und nähert sich wieder.)

       Verstand ich recht, so hattest Du

       Hier eine Tochter in der Nähe; –

       Die schickte – nicht? – Dir Nachricht zu,

       Sie fänd' im Grabe keine Ruh',

       Wenn sie Dich nicht noch einmal sähe?

      Der Bauer.

       So wahr als Gott mir helfen mag!

      Brand.

       Und heute war der letzte Tag?

      Der Bauer.

       Ja.

      Brand.

       Keiner mehr?

      Der Bauer. Nein.

      Brand. Komm denn mit!

      Der Bauer.

       Umsonst. Unmöglich. Keinen Schritt.

      Brand (blickt ihm fest ins Auge.)

       Sag', wollt'st Du hundert Taler leiden,

       Dafern sie selig stürbe, – wie?

      Der Bauer.

       Ja, Pfarr!

      Brand. Zweihundert?

      Der Bauer. Mehr als die!

       Ich wollt' von Haus und Hof mich scheiden,

       Wär's meiner Tochter zum Gewinn!

      Brand.

       Doch gäbst Du auch Dein Leben hin?

      Der Bauer.

       Mein Leben? Liebster, Bester –!

      Brand. Nicht?

      Der Bauer (kraut sich hinterm Ohr.)

       Das ging' wohl über meine Pflicht –!

       In Jesu Namen, denk, mir sind

       Doch noch zu Hause Weib und Kind.

      Brand.

       Er ließ die Mutter selbst allein.

      Der Bauer.

      


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