Jawort unter fremden Sternen. Barbara Cartland

Jawort unter fremden Sternen - Barbara Cartland


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ihr.

      „Wo wohnen Sie?“

      „Park Lane 92.“

      „Sie sind sehr freundlich“, sagte sein Passagier leise, als die Pferde anzogen. „Es war so dumm von mir, den Wagen nicht zu bemerken und mich umfahren zu lassen.“

      „Ich habe das Gefühl, Sie sind neu in London.“

      „Ich war ein paar Jahre nicht hier.“

      „Was ist mit Ihrem Gepäck?“

      „Die Schule wird es nach Hause schicken. Es ärgert Mama immer, wenn sie mich abholt und auf das Gepäck warten muß.“

      „Wir sollten uns vielleicht miteinander bekannt machen“, schlug Lord Saire vor.

      „Ich heiße Bertilla Alvinston.“

      „Ich kenne Ihre Mutter!“ rief er überrascht aus.

      „Jedermann scheint sie zu kennen. Sie ist sehr schön, nicht wahr?“

      „Sehr!“ stimmte er zu.

      Lady Alvinston war eine der Schönheiten gewesen, die er D’Arcy gegenüber als Göttinnen auf dem Olymp bezeichnet hatte.

      Sie war dunkel, herrisch und wurde vom Prince of Wales zu all denen, die seinen Geschmack imitierten, sehr bewundert. Aber Lord Saire war überrascht zu hören, daß sie eine Tochter hatte.

      Sir George Alvinston war, wie er wußte, vor einigen Jahren verstorben, und er hatte seine Frau mit einer Schar von Bewunderern zurückgelassen. Aber niemand hatte je auch nur flüstern gehört, daß aus dieser Ehe Kinder hervorgegangen waren.

      Tatsächlich hätte wohl niemand vermutet, daß Lady Alvinston alt genug war, eine Tochter wie Bertilla zu haben.

      „Sie kommen aus der Schule heim?“

      „Ich habe sie verlassen.“

      „Und gefällt Ihnen das?“

      „Nun, es war langweilig, so lange dort zu bleiben. Ich war viel älter als die anderen Mädchen.“

      „Wie viel?“ erkundigte er sich neugierig.

      Sie wandte sich ab, als schäme sie sich.

      „Ich bin fast neunzehn.“

      Lord Saire runzelte die Stirn. Er wußte sehr wohl, daß die Mädchen der Gesellschaft normalerweise kurz nach ihrem siebzehnten Geburtstag debütierten.

      „Ich nehme an, Ihre Mutter weiß, daß Sie kommen?“

      „Ich habe ihr geschrieben. Aber manchmal ist Mama so beschäftigt, daß sie meine Briefe nicht öffnet.“

      In ihrer Stimme lag etwas Rührendes und Verlorenes, was Lord Saire viel über die Beziehung zwischen der schönen Lady Alvinston und ihrer Tochter verriet.

      „Sie kommen für gewöhnlich nicht nach London, in den Ferien?“

      „Nein, ich habe sie sonst meist bei meiner Tante in Bath verbracht. Aber sie ist vor drei Monaten gestorben.“

      „London wird Ihnen bestimmt gefallen, selbst wenn über Weihnachten viele Leute fortfahren.“

      „Vielleicht fahren wir auch aufs Land“, meinte Bertilla, mit einem plötzlichen Trällern in der Stimme. „Es war immer sehr lustig, als Papa noch lebte. Ich konnte reiten, im Winter hat er mich mit auf die Jagd genommen. - Aber Mama zieht es vor, in London zu leben.“

      „Sie können im Park reiten.“

      „Ich hoffe es, aber das ist nicht so schön, als wenn man über Felder galoppieren kann.“

      Etwas lag in ihrer Stimme, das Lord Saire näher hinschauen ließ.

      Er erkannte, daß Bertilla, im Gegensatz zu der auffallenden Schönheit ihrer Mutter, eine stille Lieblichkeit besaß, die ganz anders war. Sie war klein, während es modern war, groß und füllig zu sein. Tatsächlich war ihre zierliche Gestalt noch unausgereift und ihr Gesicht hatte etwas Kindliches. Ihre Augen waren grau und ungewöhnlich groß in einem Gesicht, das Lord Saire, als „Frauenkenner“, als herzförmig bezeichnete. Ihr Haar schien sehr hell und natürlich gelockt zu sein, soweit es unter ihrer Kappe hervorsah. Überraschenderweise waren ihre Wimpern dunkel, und als sie zu ihm aufsah, dachte er, wie jung und zutraulich der Ausdruck dieser Augen war.

      Er mußte daran denken, daß jede andere Frau, allein mit ihm in seinem Wagen, wohl längst mit ihm geflirtet hätte. Nicht nur mit Worten, sondern mit den Augen, mit jeder Bewegung. Aber Bertilla blieb völlig natürlich und behandelte ihn, als käme es ihr gar nicht in den Sinn, daß er ein Mann war.

      „Sie tragen keine Schuluniform.“

      Zu seiner Überraschung errötete sie.

      „Ich bin vor einem Jahr herausgewachsen. Und Mama meinte, es sei nicht nötig, dafür noch mehr Geld auszugeben. Und so haben meine Tante und ich das ausgesucht, was ich jetzt trage.“

      Ihr Kleid und die Jacke, aus einem ordentlichen blauen Wollstoff, waren genau das, was eine ältliche Tante aussuchen mußte.

      Da sie nichts taten, um Bertillas Erscheinung zu verschönern, wirkte sie rührend. Vielleicht lag das aber auch an ihren großen Augen in dem immer noch blassen Gesicht.

      „Tut Ihr Fuß weh?“

      „Nein, es ist schon viel besser, danke. Es ist so nett von Ihnen, mich in Ihrem Wagen nach Hause zu bringen. Sie haben wundervolle Pferde.“

      „Ich bin auch sehr stolz darauf.“

      „Reiten Sie im Park?“ erkundigte sie sich.

      „Fast jeden Morgen, wenn ich in London bin“, erwiderte er, „aber ich muß Sie enttäuschen, wir werden uns wohl kaum treffen, da ich London verlasse.“

      „Oh, das meinte ich auch nicht“, sagte Bertilla hastig. „Ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht wissen, in welchem Teil des Parks man keine Reiter der Gesellschaft trifft und vielleicht galoppieren kann.“

      Lord Saire, der einen Augenblick vermutet hatte, Bertilla wolle ihn wiedersehen, amüsierte sich bei dem Gedanken, daß ihr eine solche Idee scheinbar nie gekommen war.

      „Man galoppiert im Park nicht“, antwortete er. „Es gilt als gesellschaftlicher Fauxpas. Aber wenn Sie über die Brücke bei der Serpentine reiten, wird Sie niemand sehen.“

      „Danke, daß Sie mir das gesagt haben. Genau das wollte ich wissen. - Aber vielleicht läßt Mama mich gar nicht reiten.“

      Lord Saire erkannte, daß ein solches Verbot eine herbe Enttäuschung wäre, und tröstete: „Das wird sie sicher. Wenn ich mich recht entsinne, macht Lady Alvinston zu Pferd eine sehr gute Figur.“

      „Mama macht immer eine gute Figur, ganz gleich, was sie tut“, stimmte Bertilla in bewunderndem Ton zu. „Aber manchmal findet sie das Reiten langweilig. Ich bin viel mit Papa ausgeritten.“

      Lord Saire hatte das unbestimmte Gefühl, daß diese Ritte wesentlich lustiger gewesen waren, freundlich fragte er:

      „Sie vermissen Ihren Vater?“

      „Er hat sich immer gefreut, mich zu sehen, und wünschte sich, daß ich bei ihm war.“

      Lord Saire fragte sich, was er darauf erwidern sollte, als er sah, daß der Wagen vor dem Haus Park Lane 92 hielt.

      „Ich habe Sie heimgebracht und hoffe, Ihre Mutter wird sich freuen, Sie zu sehen.“

      „Das hoffe ich auch. - Vielen Dank, daß Sie so freundlich zu mir waren.“

      Als der Diener die Tür öffnete, fügte sie hinzu: „Ich habe Ihnen meinen Namen genannt, aber Ihren habe ich nicht erfahren. Ich möchte Ihnen gerne schreiben und mich bedanken.“

      „Das ist nicht nötig, aber mein Name ist Saire - Theydon Saire.“

      Bei diesen Worten stieg er aus und half


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