Mensch und Staat. Niccolò Machiavelli

Mensch und Staat - Niccolò Machiavelli


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Treue Knechte bleiben immer Knechte und ehrliche Leute immer arm. Nur die Verräter und Kühnen brechen die Ketten, nur Räuber und Betrüger machen sich von der Armut los. Gott und die Natur haben alle Glücksgüter mitten unter die Menschen geworfen, mehr dem Raub als dem Fleiß, mehr der Schlechtigkeit als der Redlichkeit werden sie zuteil. Daher kommt es, daß die Menschen einander aufzehren und daß der Schwache immer unrecht hat.

      Der verderbte Mensch

      Alle, die über die bürgerliche Gesellschaft geschrieben haben, stimmen darin überein, und die Geschichte belegt es durch eine Menge Beispiele, daß, wer einem Staate Verfassung und Gesetze gibt, alle Menschen als böse voraussetzen muß und daß sie so oft die Verworfenheit ihrer Gesinnung zeigen werden, als sich ihnen Gelegenheit dazu bietet. Wenn irgendeine Bosheit eine Zeit lang verborgen bleibt, so rührt dies von einer verborgenen Ursache her, die man nicht eher kennen lernt, als bis die Bosheit zum Ausdruck gekommen ist: dann entdeckt sie uns die Zeit, die man die Mutter der Wahrheit nennt.

      In allen menschlichen Angelegenheiten läßt sich kein Übelstand beseitigen, ohne daß ein anderer daraus entstünde … Wir müssen also bei jeder Entscheidung erwägen, auf welcher Seite die wenigsten Übelstände sind, und einen danach gefaßten Entschluß für den besten halten, eben weil nichts auf der Welt ohne Schattenseite ist.

      Beharrlichkeit und Wankelmut

      Große Menschen bleiben in jeder Lebenslage sich selbst gleich. Sie ändern sich nicht, mag das Schicksal sie erheben oder niederwerfen, sondern behalten ihren festen Sinn, der so eng verbunden ist mit ihrer Art, zu leben, daß jedermann leicht erkennt: das Schicksal hat keine Macht über sie. Anders betragen sich schwache Menschen, die, aufgebläht und berauscht vom Glück, alles Gute, dessen sie sich erfreuen dürfen, Fähigkeiten zuschreiben, die sie niemals besaßen. So werden sie ihrer ganzen Umgebung unerträglich und verhaßt, wodurch eine plötzliche Änderung ihres Loses entsteht. Sobald sie dieser ins Antlitz schauen, fallen sie augenblicks in den anderen Fehler und werden feige und erbärmlich.

      Lehrmeisterin Geschichte

      Nicht unüberlegt und ohne Grund pflegen kluge Männer zu sagen, daß, um vorauszusehen, was geschehen werde, man betrachten müsse, was geschehen sei. Denn alle Begebenheiten sind jederzeit nur Seitenstücke zu irgendeinem Ereignis der Vergangenheit. Dies kommt daher, daß die handelnden Personen auf der großen Bühne der Welt, die Menschen, stets dieselben Leidenschaften haben und dieselbe Ursache stets dieselbe Wirkung hervorbringen muß. Freilich sind die Handlungen der Menschen bald in dem einen, bald in dem anderen Lande kräftiger und tugendhafter, je nach der Form der Erziehung, die den Völkern ihre Eigentümlichkeit gibt. Das Erkennen der Zukunft aus der Vergangenheit wird auch dadurch erleichtert, daß eine Nation lange Zeit dieselben Sitten behält, indem sie entweder anhaltend habsüchtig oder anhaltend hinterlistig ist oder irgendein anderes ähnliches Laster oder eine Tugend hat.

      Die Menschen loben immer die alten Zeiten … und klagen die Gegenwart an. Sie sind so sehr für die Vergangenheit eingenommen, daß sie nicht allein die Zustände preisen, die sie durch Überlieferungen der Schriftsteller kennen, sondern auch die, die sie, alt geworden, in ihren Jugendjahren gesehen zu haben sich erinnern. Wenn diese Meinung irrig ist – und sie ist es öfters –, so scheint mir die Erklärung für die Entstehung eines solchen Irrtums in Folgendem zu liegen:

      Erstens erfährt man über die Begebenheiten der Vergangenheit wohl selten die volle Wahrheit; es wird größtenteils verheimlicht, was diesen Zeiten Schande bringen könnte, dagegen in prächtiger Fülle dargestellt, was ihren Ruhm zu erhöhen vermag.

      Zweitens stehen die meisten Schriftsteller so sehr im Banne des Siegers, daß sie, um seine Siege als ruhmvoll hinzustellen, nicht nur seine tapferen Taten vergrößern, sondern auch die Handlungen der Feinde hoch preisen, so daß spätere Geschlechter, sowohl des siegreichen wie des besiegten Volkes, jene Menschen und jene Zeiten anzustaunen und aufs höchste zu loben und zu lieben sich verpflichtet fühlen.

      Ferner, da der Haß aus Furcht oder aus Neid entsteht, verschwinden bei früheren Ereignissen zwei der mächtigsten Ursachen des Hasses, denn in der Gegenwart können sie weder Furcht noch Neid erregen.

      Anders verhält es sich dagegen mit Vorgängen, an denen wir selbst tätigen Anteil nehmen oder die wir als Zuschauer mit erleben. Da wir sie genau kennen und an ihnen neben dem Guten vieles andere sehen, was uns mißfällt, halten wir uns für berechtigt, sie denen aus der Vergangenheit weit unterzuordnen, wenn auch die Gegenwart in Wahrheit mehr Lob und Ruhm verdienen sollte.

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