Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Hinsicht beruhigen konnte.

      »Nicht lebensbedrohlich, falls du das meinst«, erwiderte er ehrlich.

      Danny nickte.

      »Das ist ja schon mal was.« Er versuchte ein optimistisches Lächeln. Doch es misslang gründlich.

      Seufzend erhob sich Mario von seinem Sessel. Es wurde Zeit, sich wieder mit seiner eigentlichen Arbeit zu beschäftigen.

      »Sie ahnt nicht, dass wir Bescheid wissen«, sagte er zu Danny, als er ihn zur Tür begleitete. »Geh zu ihr und sprich mit ihr. Vielleicht gelingt es dir, die Wahrheit von ihr zur erfahren«, gab er seinem unglücklichen Neffen mit auf den Weg und sah ihm nach, wie Danny mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern den Flur hinab ging.

      Das Mitgefühl mit dem unglücklichen jungen Mann, der ihm so nahe stand, zerriss ihm fast das Herz. Doch im Augenblick konnte er nicht mehr tun als abzuwarten und dem Paar die Daumen zu drücken, dass es doch noch auf den richtigen Pfad zurückfand.

      *

      Im Augenblich waren keine Patienten zu versorgen, und so machte sich Schwester Carina anderweitig nützlich. Im Schwesternzimmer herrschte ein ziemliches Durcheinander, sodass sie beschloss, ein bisschen Ordnung zu machen.

      »Was ist eigentlich so schwer daran, den alten Kram gleich in den Abfall zu werfen?«, murrte sie und griff nach der Zeitung, die ein Kollege auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Zu allem Überfluss rutschten auf dem Weg zum Altpapiereimer ein paar beigelegte Prospekte heraus und fielen leise raschelnd zu Boden. »Auch das noch!« Seufzend bückte sich Carina nach den Werbeblättern und sammelte sie wieder auf, als ihr Blick auf die bunte Werbung eines Juweliers fiel. Eine ganze Reihe kostbarer Schmuckstück war darauf abgebildet, und Carina gönnte sich einen Augenblick der Schwäche. »Ach, der Ring ist aber wirklich schön.«

      »Dann hatte der Kollege Kohler ja gar nicht so unrecht mit seiner Behauptung, dass wir Frauen nach wie vor mit Schmuck zu begeistern sind«, ertönte eine belustigte Stimme hinter ihr.

      Wie ertappt fuhr Carina herum und blickte in Fees amüsiertes Gesicht. »Keine Sorge. Ich teile diese Schwäche mit Ihnen«, beruhigt sie die junge Schwester sofort. Wie zum Beweis streckte Fee die Hand aus und zeigte auf den silbernen Ring mit dem blauen Stein an ihrem linken Ringfinger. »Den hat mir mein Mann zu unserer Verlobung damals geschenkt.«

      Die Lernschwester nahm die Hand der Ärztin und betrachtete das schöne Schmuckstück bewundernd.

      »Er ist wunderschön. Der Stein ist sehr ungewöhnlich.« Das Licht fiel auf den Saphir und ließ ihn in tiefem Blau aufleuchten.

      Auch Fee betrachtete ihren Ring versonnen.

      »Schon in der römischen Antike und im frühen Mittelalter schmückte ein Saphir traditionell den Verlobungsring. Die Bedeutung der Farbe Blau ist Treue. Sie wird auch heute noch durch diesen Stein symbolisiert.«

      »Was für eine schöne Erklärung«, seufzte Carina. Auch wenn sie durchaus pragmatisch veranlagt war, konnte sie sich dem Zauber dieses Schmuckstücks nicht entziehen. »Bestimmt waren Sie die glücklichste Frau der Welt, als Ihr Mann Ihnen diesen Ring geschenkt hat.«

      »O ja, und ich bin es bis heute«, erwiderte Felicitas Norden innig und ohne Zögern. »Das liegt aber nicht am Wert dieses Rings. Vielmehr ging es mir um die Bedeutung. Und mein Mann hat sein Versprechen gehalten. Er hat mich nicht ein Mal während unserer langen Ehe enttäuscht.«

      »Wenn ich jemals so was von mir und meinem zukünftigen Mann behaupten kann, genügt mir auch ein Ring aus dem Kaugummiautomaten«, entfuhr es Carina, als Schritte auf dem Flur einen Besucher ankündigten. Sie schickte dem Schmuckstück einen letzten, sehnsüchtigen Blick und ging dann endlich, um die Zeitung zu entsorgen. Der Prospekt des Juweliers landete ebenfalls im Eimer.

      In diesem Moment steckte Danny den Kopf zur Tür herein.

      »Oh Mum, was machst du denn auf dieser Station?«, fragte er und begrüßte seine Mutter mit einem Kuss auf die Wange.

      »Ich war bei Tatjana«, erklärte sie lächelnd, als sie den Kummer in seinen Augen bemerkte. »Aber was ist mit dir? Falls du dir Sorgen um sie machst … Sie ist recht guter Dinge und sieht auch schon wieder ziemlich normal aus.« Es war offensichtlich, dass Fee nach wie vor von einer Allergie ausging, die ihre Schwiegertochter in spe in die Klinik geführt hatte.

      Danny hütete sich, seiner Mutter von Marios Ankündigung zu erzählen. Zuerst musste er sich selbst Klarheit verschaffen.

      »Wenn du bei ihr warst, kannst du mir sicher ihre Zimmernummer sagen«, überging er die Bemerkung seiner Mutter daher geflissentlich.

      Felicitas gab ihm die gewünschte Information und sah ihm kritisch nach, wie er den Flur hinunterging. Auch ihr war die Spannung, die seit eine Weile zwischen dem Paar herrschte, nicht entgangen. Doch solange sie weder von Danny noch von Tatjana um Rat gefragt wurde, mischte sie sich nicht ein. Während Fee noch nachdachte, hatte Danny Norden sein Ziel erreicht.

      Als er vor Tatjanas Zimmer angekommen war, ließ ihn die Angst zögern. Doch es nützte nichts. Einmal musste er der Wahrheit ja ins Gesicht sehen. Schließlich hob er schweren Herzens die Hand und klopfte zögernd an. Und erlebte gleich darauf eine Überraschung.

      »Danny! Warum hast du denn nicht angerufen, dass du kommst?«, rief Tatjana sichtlich erschrocken, als sie ihren Freund erkannte. »Dann hätte ich mich ein bisschen zurecht gemacht. Ich seh ja aus wie ein Waschbär auf Drogen.«

      Trotz seiner Sorgen ging Dannys Herz auf vor Liebe zu dieser Frau, die ihn mit ihrem Witz und ihrer Schlagfertigkeit vom ersten Moment an fasziniert hatte.

      »Erstens bist du für mich in jedem Zustand die schönste Frau der Welt«, erklärte er, nachdem er ihr einen zärtlichen Kuss gegeben hatte. »Und zweitens scheinst du ja bald wieder die Alte zu sein, wenn du schon wieder so frech bist.« Einen Moment lang blitzte die Hoffnung auf, dass Mario sich vielleicht getäuscht hatte. Dass alles gar nicht wahr war. Doch schon im nächsten Moment erhielt diese Hoffnung einen herben Dämpfer.

      Tatjana hatte nicht sofort auf seine Bemerkung geantwortet. Sie lehnte halb aufrecht im Klinikbett und kaute verlegen auf der Unterlippe. Der Anfall in der Bäckerei war auch für sie Anlass zum Nachdenken gewesen. Wie Mario vermutet hatte, wusste sie längst, dass keine Allergie für die Schwellungen verantwortlich war. Und sie wusste, dass die Ärzte ihr wohl gehütetes Geheimnis lüften würden. Sobald die Untersuchungsergebnisse vorlagen, war sie durchschaut. Deshalb hatte sie beschlossen, in die Offensive zu gehen.

      »Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass diese Hoffnung in Erfüllung gehen wird«, gestand sie zögernd und wagte es kaum, ihrem Freund ins Gesicht zu sehen.

      Danny fühlte sich, als hätte sie ihm einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gekippt. Augenblicklich fing sein Herz schneller an zu schlagen.

      »Wie meinst du das?«, fragte er rau. Die namenlose Trauer in den Augen seiner sonst so taffen, lebenslustigen Freundin zerriss ihm fast das Herz. Er trat ans Bett und streckte die Hand aus, um Tatjana zärtlich über die Wange zu streicheln. Zu seinem großen Entsetzen drehte sie aber den Kopf weg. Seine Berührung ging ins Leere. »Was ist los mit dir, Jana?«

      Einen Moment lang haderte sie noch mit sich. Dann gab sie sich einen Ruck.

      »Danny, hör zu«, bat sie ihn mit völlig veränderter Stimme. »Es gibt da etwas, was ich dir schon längst hätte sagen sollen … Ich … ich habe keine Allergie.« Es fiel ihr nicht leicht, die Wahrheit zu sagen, und sie wagte es nicht, ihren Freund anzusehen.

      »Wie meinst du das?« Dannys Knie wurden weich und er setzte sich auf die Bettkante.

      Es war Tatjana anzusehen, dass sie Höllenqualen litt.

      »Ich leide unter einer seltenen Erbkrankheit.« Endlich war die Wahrheit heraus. Trotzdem fühlte sie sich keinen Deut besser, als sie ihm erklärte, was die Ärzte ihr damals gesagt hatten. »Ich habe einen genetischen Defekt, der sich vor ein paar Jahren zum ersten Mal bemerkbar gemacht hat. Mein Körper kann ein bestimmtes Eiweiß nicht bilden. Deshalb wird ein besonderer Stoff


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