Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Schnell waren Kittel und Jacke wieder getauscht und er machte sich auf den Weg zum Ausgang.

      »Und was soll ich mit den Blumen machen?«, rief Janine ihm verwundert nach.

      »Die können Sie behalten«, kam die knappe Antwort, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

      *

      Die Versöhnung mit ihrem Freund bewirkte ein wahres Wunder bei Tatjana. Als die Visite ins Zimmer kam, saß sie fix und fertig angezogen auf ihren Koffern. Von den überstandenen Strapazen war ihr nichts mehr anzusehen, und ihre Augen strahlten mit ihrem Lächeln um die Wette.

      »Das ist ja mal ein erfreulicher Anblick«, freute sich Mathias Weigand, nachdem er die junge Bäckerin begrüßt hatte. »Wie ich sehe, hat unsere Therapie einen durchschlagenden Erfolg.«

      Tatjana lächelte geheimnisvoll.

      »Ich möchte Sie ja nicht enttäuschen«, erwiderte sie und blinzelte ihn spitzbübisch an. »Aber für meinen Zustand ist maßgeblich Danny Nordens Therapie verantwortlich.«

      »Oh.« Grinsend drehte sich Dr. Weigand zu seinen Kollegen um. »Bei dieser Art von Behandlung können wir leider nicht mithalten.«

      Alle lachten, und nachdem Mathias Weigand die Weiterbehandlung mit seiner Patientin geklärt hatte, wurde Tatjana mit den besten Wünschen in die Freiheit entlassen. Eigentlich hatte sie vorgehabt, nach Hause in ihre Studentenbude zu fahren und dort nach dem Rechten zu sehen. Als sie aber im Taxi saß, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen.

      »Zur Bäckerei Bärwald bitte.« Sie nannte dem Fahrer die Adresse und lehnte sich in die Polster zurück. Obwohl sie ihre Umgebung nur schemenhaft erkennen konnte, starrte Tatjana während der Fahrt unablässig nach draußen. Nervös trommelte sie mit den Spitzen ihrer langen, schlanken Finger auf die Oberschenkel.

      Endlich hielt der Wagen am Straßenrand.

      »Macht sieben Euro achtzig«, verlangte der Chauffeur und nahm dankend den Geldschein, den Tatjana ihm reichte. Er stellte ihr Gepäck auf den Bürgersteig und verabschiedete sich.

      Doch das bemerkte die junge Bäckerin schon nicht mehr. Im Angesicht ihrer anderen großen Liebe – der kleinen Bäckerei mit dem angeschlossenen Café – hatte sie weder Augen noch Ohren für ihre Umwelt. Sie war wie in Watte gepackt, als sie langsam auf das Geschäft zuging.

      »Das fühlt sich an wie heimkommen.«

      Wie immer, wenn Kundschaft kam, klingelte auch diesmal die kleine Glocke über der Tür aufgeregt. In dem Moment, als sie die Bäckerei betrat, bemerkte Tatjana, dass sie nicht alleine war.

      »Oh, hallo Tatjana. Mit dir hab ich ja gar nicht gerechnet.« Unangenehm wie immer hallte Dorothees Stimme durch den kleinen Raum. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist in der Klinik.«

      Tatjana spürte, dass Dorothee es vermied, sie anzusehen. Das lag mit Sicherheit an den beiden Besuchern, die im Laden waren. Tatjana roch teures Parfum und machte gut sitzende Kleidung aus.

      »Ich bin heute entlassen worden. Alles wieder in Ordnung. Aber bitte, lass dich nicht stören. Kundschaft soll man nicht warten lassen.«

      Kein anderer Mensch hätte bemerkt, dass Dorothee nicht sofort antwortete. Nur Tatjana war feinfühlig genug, um die winzige Pause zu registrieren.

      »Das ist keine Kundschaft. Das sind Tina Brandhorst und Helmut Zoltau von Südost-Backwaren«, erwiderte sie schließlich und wandte sich an die beiden Besucher. »Und das hier ist unsere Auszubildende Tatjana Bohde. Sie sollte das Geschäft hier übernehmen. Aber diese Pläne sind ja nun vom Tisch.«

      Tatjana traute ihren Ohren kaum und war noch damit beschäftigt, diese Neuigkeit zu verkraften, als ihr die beiden Manager die Hand gaben.

      »Das ist fantastisch! Basiswissen über die Abläufe in einer Bäckerei sind sehr vorteilhaft in diesem Geschäft«, erklärte Tina Brandhorst enthusiastisch. »Natürlich werden wir dafür sorgen, dass Sie Ihre Ausbildung bei Südost beenden können und eine anständige Stelle bekommen.«

      »Wenn Sie gut sind, springt auch eine Filialleitung dabei heraus«, machte Helmut Zoltau ein vermeintlich verlockendes Angebot.

      Ungläubig starrte Tatjana von einem zum anderen.

      »Aber das kann doch nur Hilde Bärwald entscheiden!«, sagte sie schließlich kraftlos. Schon fühlte sie wieder, wie ihre Kehle eng wurde. Doch der Gedanke an Danny und die Versöhnung machte sie stark. Sie zwang sich ruhig zu atmen und konzentrierte sich auf die Gesichter vor sich.

      »Glaubst du im Ernst, ich mach das hier im Alleingang?« Dorothee lachte meckernd wie ein Ziege. »Hilde hat sich mit Südost Backwaren in Verbindung gesetzt. Sie bleibt bei ihrer Mutter und gibt den Laden auf. Ich werde Filialleiterin hier.«

      »Aber das kann sie doch nicht so einfach machen«, entfuhr es Tatjana. Es war nicht leicht, sie aus der Fassung zu bringen. Doch diesmal war es so weit. »Wir hatten etwas anderes abgesprochen.« Ärgerlich stellte Tatjana fest, dass ihre Stimme zitterte. »Sie muss zuerst mit mir reden.«

      Wieder lachte Dorothee und wenn möglich klang ihre Stimme noch schriller als zuvor.

      »Ach, wirklich? Muss sie das?«

      Tatjana hörte und spürte mehr ,als dass sie es sah, dass Dorothee den Kopf mit den strohigen Haaren schüttelte.

      »Stell dir vor, sie hätte es getan. Aber du warst ja in der Klinik. Oder erinnerst du dich daran nicht mehr?«, fragte die Interims-Chefin zynisch.

      Helmut Zoltau räusperte sich geräuschvoll.

      »Könnten Sie Ihre Streitigkeiten eventuell ein andermal klären?«, bat er um Verständnis.

      »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, ergänzte seine Kollegin Brandhorst und wandte sich wieder den geschäftlichen Dingen zu. »Das hier ist ein toller Platz. Natürlich müsste man noch eine ganze Menge in Umbauarbeiten und Einrichtung investieren. Aber die Lage ist unbezahlbar.«

      »Die Kunden hier sind sehr speziell«, wagte Tatjana einen Einwurf, der Dorothee fast augenblicklich zur Weißglut brachte. »Sie mögen keine Standardbackwaren, sondern haben sich an das Besondere gew…«

      »Wenn du schon mal hier bist, kannst du dich auch nützlich machen«, schnitt Dorothee ihr unbarmherzig das Wort ab. »In der Backstube steht jede Menge Abwasch. Aber lass die Finger vom Ofen. Nicht, dass du mir wieder zusammenklappst.«

      Einen Moment lang stand Tatjana nur da und starrte ihre Chefin ungläubig an. Mit so einer dreisten Frechheit hatte sie trotz allem nicht gerechnet. Ohne ein weiteres Wort machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ die Bäckerei. Sie achtete darauf, Haltung zu bewahren. Erst als sie sicher sein konnte, weit genug entfernt zu sein, ballte sie die Faust und stieß sie, begleitet von einem fürchterlichen Wutschrei, in den Himmel. Dann machte sie sich auf den Weg in die Praxis. In diesem Moment brauchte sie Dannys Rat und Unterstützung dringender denn je.

      *

      Doch Danny Norden war nicht in der Praxis. Er stand vor der Wohnungstür der Malerin Brigitte Beer und wartete darauf, dass sie ihm öffnete. Nervös wippte er auf den Fußsohlen. Noch hatte er keinen Plan, was er Bitsi sagen sollte, ohne sie zu verletzen. Andererseits verstand sie offenbar nur klare Worte.

      In seine Gedanken öffnete sie die Tür und starrte ihn ungläubig an.

      »Danny?« Sie hatte ein Handtuch um den Körper geschlungen, und aus ihren Haaren tropfte das Wasser.

      Bei diesem Anblick hätte Danny am liebsten kehrt gemacht. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

      »Jetzt ist es offenbar mir gelungen, dich zu überraschen.«

      »Allerdings.« Bitsi erholte sich schneller von ihrem Schrecken als er, und sie trat einen Schritt zur Seite, um ihn einzulassen.

      Diese offensichtliche Einladung schlug er vorsichtshalber aus.

      »Die Sprechstunde hat schon angefangen«, erklärte er seine Zurückhaltung. »Ich wollte


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