Das Erbe der Macht - Band 22: Königsblut. Andreas Suchanek
Table of Contents
22. Das Schicksal der Chloe O’Sullivan
24. Silberstreifen am Horizont
Das Erbe der Macht
Band 22
»Königsblut«
von Andreas Suchanek
Was bisher geschah
Die alte Ordnung ist gefallen.
Bran holt zum großen Schlag aus und fegt das Castillo, die Lichtkämpfer und die Schattenkrieger hinweg. Hinter der Maske des Gegners von Leonardo und Johanna verbirgt sich in Wahrheit Merlin von Avalon, der im Onyxquader heranreifte, um mit der Macht des Anbeginns das ewige Leben und die absolute Herrschaft zu erlangen.
Im Verlorenen Castillo lecken unsere Freunde ihre Wunden, doch viel Zeit bleibt ihnen nicht.
Um der Armee Merlins zu entkommen, müssen sie in der neuen Zuflucht auf eine alte Apparatur zurückgreifen. Diese benötigt jedoch Noxanith, um zu funktionieren. Alex, Jen, Artus, Madison und Alfie reisen nach Antarktika, wo sie die alten Artefakte vom Anbeginn bergen sollen. Dort angekommen, wird schnell klar, dass der Anbeginn wieder an Stärke gewinnt. Die Freunde retten den nahezu aufgelösten Jules Verne, von dessen Silberknochen nur noch der Schädel zurückgeblieben ist, und bergen die Artefakte.
In die Zuflucht konnte Merlin einen seiner Jünger einschleusen. Wesley Mandeville hat einen Pakt mit dem Magier geschlossen. Allerdings streiten sich in ihm zwei Teile – sein altes Ich und das neue. Er versucht, die Merlin hörige Chloe zu befreien. Ein Plan, der misslingt.
Die angreifende Armee Merlins scheint den Sieg davonzutragen, doch dann kehren Alex und Jen von Antarktika zurück. Mit dem Noxanith wird die Apparatur in Gang gesetzt und die Zuflucht verschwindet.
Dank der Apparatur wechselt sie fortan ständig den Ort.
Die Finger des Mädchens schlossen sich um den Griff des Katanas, zogen die Waffe aus der Scheide. Die Klinge wirkte wie gegossenes Silber im Mondlicht. Elegant fuhr sie durch die Luft, strich sanft über den Seidenstoff und teilte ihn entzwei. Wie Engelsflügel wehten die beiden Teile davon, wurden zu rauchigem Nebel und verloren sich in der Unendlichkeit.
Tomoe machte einen Schritt zurück und blickte lächelnd auf ihr jüngeres Ich. All das hier war ein Traum. Mit jedem Mal wurde sie besser darin, ihn als solchen zu erkennen. Und während ihr Körper in einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung ruhte, begab sich ihr Geist auf Wanderschaft.
Die Traumebene war für normale Magier nicht zugänglich, es sei denn, Jules Verne gab den Weg frei und man befand sich in der Nähe der Silberknochen. Dank Sitting Bull konnte Tomoe das Reich jedoch betreten und in den gewaltigen Bibliotheken forschen, die das Wissen so vieler Träumenden enthielten.
Die Umgebung wandelte sich, Regale wuchsen in die Höhe, angefüllt mit Papierrollen. Tomoes Unterbewusstsein brachte alles in eine für sie intuitiv zu begreifende Form. Der Geruch von feinem Tee hing in der Luft, Sitzkissen lagen zwischen kleinen Seen aus reinem Wasser. Panflötenklänge hallten sanft zwischen den Regalen hindurch.
Auf einem Tisch stapelten sich Papierrollen, gebrochene Wachssiegel lagen in Form rötlicher Krümel auf der Platte. Was sie hier tat, grub sich in die Fasern dieser Wirklichkeit. Es waren stabile Bereiche, die nicht wurden und vergingen, sondern Bestand hatten.
»Bist du hier, Jules?«, fragte Tomoe.
Doch wie immer antwortete ihr nur die Stille.
Sie führte ihre Suche fort, öffnete weitere Siegel und arbeitete sich voran. Sitting Bull hatte sie erstmals auf die weite Ebene der Ahnen geführt, wo die Abdrücke all jener Häuptlinge zu finden waren, die einst gelebt hatten. Ein wenig Rauch aus seiner Pfeife genügte, und sie war eingetaucht. Letztlich hatte es sich bei dieser Ebene nur um eine Facette der Traumebene gehandelt, wie Tomoe in kürzester Zeit feststellte. Dank eines kleinen Lederbeutels voller Kräuter konnte sie die Traumebene weiter aufsuchen, zumindest, bis der Inhalt aufgebraucht war.
Der alte Häuptling hatte ihr mit klaren Worten zu verstehen gegeben, dass sie den ersten Seher von Camelot und den letzten Seher vor dem Wall finden musste. Doch wie sollte