ABENTEUER LASS NACH. Scott Meyer

ABENTEUER LASS NACH - Scott  Meyer


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habe nie gesagt, dass ich nicht gefragt habe«, erklärte Gary. »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht gefragt habe. Ich habe nicht nie gefragt. Ich habe nie nicht gefragt.«

      »Soll das heißen, du hast gefragt?«, insistierte Jeff.

      Gary sagte: »Ich habe jeden Tag gefragt. Ich habe gefragt, wo er die Datei gefunden hat. Ich habe gefragt, warum er hergekommen ist. Ich habe gefragt, ob er in seiner Zeit in Schwierigkeiten gesteckt hat. Teufel noch eins, ich habe gefragt, was er beruflich gemacht hat. Alles was ich jemals aus ihm rausbekommen habe, war, dass er aus Phoenix stammt, aus dem Jahr 2005. Dann hat er immer das Thema gewechselt. Schließlich dachte ich mir, mein Job ist es, ihn auszubilden, nicht seine Biografie zu schreiben.«

      Philip blickte wieder zum anderen Ende der Tafel. Todd kicherte. Jimmy schien verwirrt und tauschte einen Blick mit seinem Gehilfen Eddie, dem es offenbar nicht besonders gut ging. Jimmy warf einen Blick in Philips Richtung. Philip beeilte sich, wegzuschauen. Er wollte nicht, dass Jimmy merkte, wie er ihn beobachtete. Philip wäre es furchtbar peinlich, wenn Jimmy glauben würde, es würde ihn kümmern, was Jimmy dachte.

      »Was für Sachen haben ihn zum Lachen gebracht?«, fragte Philip.

      »Ganz komisches Zeug«, antwortete Gary. »Dinge, mit denen man nicht rechnen würde. Ich habe ihm von all den tollen Streichen erzählt, die man Leuten mithilfe von Teleportation und Zaubersprüchen spielen kann, und er saß einfach nur da. Dann habe ich die Sprüche erwähnt, die uns verboten sind. Auch die Körpermodifikationen und so, du weißt schon, das gefährliche Zeug. Keine Ahnung, anscheinend fand er irgendwas an der Art, wie ich es beschrieben habe, witzig.«

      Philip schaute wieder zum Kopf der Tafel. Jimmys Gehilfe Eddie redete gerade. Wie sein Chef hatte er sich einen falschen Namen zugelegt, unter dem er als Zauberer lebte, aber Philip war bereit, in seinem Fall ein Auge zuzudrücken. Eddie war der einzige asiatische Zauberer in Europa und trug deshalb eine Robe in Rot und Gold. Er arbeitete unter dem Namen »Wing Po, mysteriöser Zauberer des Orients.« In diesem Zeitalter hätten die Leute auch mit »Eddie, mysteriöser Zauberer des Orients« nichts anzufangen gewusst. Eddies breiter New Jersey-Akzent bereitete ihnen schon genug Schwierigkeiten. Eddie strahlte übers ganze Gesicht, während er mit Todd, dem Lehrling, sprach. Der starrte ihn hingegen die ganze Zeit ausdruckslos an. Jimmy sah zu Philips Ende der Tafel und blickte Gary durchdringend an, als wolle er dessen Aufmerksamkeit erregen. Ohne Erfolg – deshalb schaute Jimmy jetzt direkt Philip an. Etwas in Jimmys Gesichtsausdruck hielt Philip davon ab, einfach wegzusehen.

      Philip war ein wenig unruhig gewesen. Jimmy schien sich unwohl zu fühlen. Das hatte Philip noch nie zuvor erlebt und es verstärkte seine Unruhe immens.

      Philip überlegte kurz, dann fragte er Gary: »Sag mal, was für ein Makro wird Todd uns vorführen?«

      Ein Makro ist eine Art einfaches Programm, das Computerexperten oft verwenden, um eine Reihe von Befehlen mit einem einzigen Tastendruck anzustoßen. Die Kräfte der Zauberer von Camelot speisten sich aus Computercodes. Deshalb setzten sie Makros zur Erzeugung komplexer magischer Effekte ein, um damit andere Zauberer zu beeindrucken oder die Einheimischen zu verstören.

      »Keine Ahnung«, erwiderte Gary. »Er wollte mir nichts darüber verraten. Ich dachte, ich lasse ihm seine Überraschung. Er schien ganz aufgeregt deswegen. Ich denke, es wird etwas halbwegs Öffentliches werden. Er hat mir viele Fragen über die Einheimischen gestellt.«

      Philip widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Kopf der Tafel. Todd lachte gerade herzhaft über etwas. Jimmy und Eddie blickten beide zu Philip. Dann schaute Jimmy kurz zu Todd und wieder zurück zu Philip. Dabei hob er eine Augenbraue, als wolle er eine Frage stellen. Philip wusste nicht, wie die Frage lautete, und konnte sie daher auch nicht beantworten. Also zuckte er mit den Schultern und beendete diese nonverbale Dreieckskonversation, in der genau genommen nur der Umstand kommuniziert worden war, dass keiner von ihnen wusste, was los war.

      Jimmy runzelte die Stirn und sagte etwas zu Todd, der aufhörte zu lachen und sich in seinem Stuhl aufrichtete. Dann stand Jimmy auf und räusperte sich. Nach und nach verstummten alle Zauberer.

      Jimmy breitete seine Arme aus. Die goldfarbenen Ränder seiner jadegrünen Robe leuchteten im Kerzenschein. Er sprach: »Nun, meine Freunde, ich hoffe, ihr habt alle euer Mal genossen.« Es gab Kopfnicken und zustimmendes Gemurmel.

      Philip sagte: »Ich habe es auch genossen«, womit er zu verstehen gab, dass er sich nicht zu Jimmys Freunden zählte. Es war kein besonders geistreicher Zwischenruf, kein Vergleich zum Niveau, das man sonst von Philip gewohnt war. Aus irgendeinem Grund war er nicht mit ganzem Herzen bei der Sache.

      Jimmy lächelte gekünstelt und fuhr fort, selbstsicherer als zuvor. Philips Feindseligkeit hatte dafür gesorgt, dass er sich ein wenig heimischer fühlte.

      »Wie ihr alle wisst, sind wir hier, um die Ankunft eines neuen Zauberers zu feiern: Todd. Er wurde von Gary ausgebildet und stellt sich morgen seinen Prüfungen.«

      Hierbei lächelten alle vor sich hin. Alle am Tisch, mit Ausnahme von Todd, wussten, dass die Prüfungen ein Schwindel waren und die echte Prüfung bereits im Gange war. Nachdem er einige Wochen bei einem Zauberer gelebt hatte und von diesem ausgebildet worden war, verbringt der Zauberanwärter den Abend damit, sich bei Tisch mit Jimmy zu unterhalten; dann fordert man ihn auf, ein paar Worte zu sagen und etwas von seiner eigenen Magie vorzuführen: sein Makro. Die meisten Kräfte der Zauberer stammten aus einem Shell-Programm, das Jimmy und Philip vor vielen Jahren geschrieben hatten. Damit konnte man die Datei, welche die Wirklichkeit steuerte, einfacher und sicherer bearbeiten. Das Makro des Lehrlings bestand üblicherweise aus einigen der Effekte, die bereits in der Shell gespeichert waren, und wurde durch ein simples Programm verknüpft. Es sollte den anderen Zauberer eine Vorstellung davon vermitteln, welche Art Magie sie von dem neuen Zauberer in Zukunft zu erwarten hatten. Danach versammelten sich alle nochmal ohne den Lehrling und stimmten ab. Es war eine Formalität. Bis zu diesem Abend war noch nie jemand abgelehnt worden. Am nächsten Morgen würden sie alles daransetzen, den Lehrling nervös zu machen. Irgendwann würden sie ihn in die Sache einweihen und dann mit allen Mitteln versuchen, den neuen Zauberer betrunken zu machen.

      Jimmy sprach weiter: »Wie es Brauch bei uns ist, wird Todd nun ein paar Worte sagen; dann wird er uns sein Makro vorführen.«

      Jimmy nahm wieder Platz. Todd atmete einmal tief durch, dann stand er auf und richtete sich an die Anwesenden. Er war weder ein großer noch ein gut aussehender Mann. Und dennoch war es nicht leicht, seine Augen von ihm abzuwenden. Irgendwann später würde Philip feststellen, dass es seine Augen waren. Etwas an seinen Augen zog die Aufmerksamkeit auf sich. Es war schwer, nicht hinzusehen, so schwer, wie bei einer Unterhaltung mit einem Polizisten, nicht dauernd auf dessen Waffe zu schielen.

      »Ich bin kein Typ, der leicht neue Freunde findet«, begann Todd.

      Dies war eine hervorragende Eröffnung. Man gelangte nicht an diese Tafel, ohne zuvor über eine sehr gut versteckte Computerdatei gestolpert zu sein. Das bedeutete, dass man zuvor viel Zeit damit verbracht hatte, auf Computern herumzutippen. Auf Partys verschwenden Leute selten Zeit, um auf Computern herumzutippen. Jeder seiner Zuhörer hätte dasselbe über sich sagen können. Bei Todds Geständnis nickten Köpfe still, beinahe unwillkürlich.

      Todd fuhr fort: »Nach dem, was ich darüber weiß, nach dem, was wir alle hier darüber wissen, wie die Welt wirklich funktioniert, bin ich froh, dass ich es gar nicht erst versucht habe.«

      Rundherum hörten die Köpfe still und leise auf zu nicken. Einige drehten sich leicht zur Seite.

      »Denn jetzt finde ich mich hier wieder«, sagte Todd, »mit Euch allen. Ihr seid alle sehr nett gewesen und habt mich in Eurer Mitte aufgenommen.«

      Dies beruhigte sein Publikum ein wenig. Philip konnte spüren, wie sich im Raum Entspannung breitmachte.

      Todd lächelte. »Ich fühle mich hier wie zuhause, bei Euch allen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich es mir gehen würde, solltet Ihr Euch gegen mich stellen, wie alle anderen es getan haben.« Seine Stimmung schien sich ebenso zu verfinstern wie die aller anderen Anwesenden.

      »Doch ich hoffe,


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