Nuancen der Lust. Lilly Grünberg
jedoch geschah etwas, was er nicht eingeplant hatte. Eva drehte sich zu ihm um, kniete vor ihm nieder und rieb ihre Nase an der Beule in seiner Hose, öffnete den Reißverschluss, griff in den Slip hinein und holte seinen Schwanz hervor. Genau genommen müsste sie ihn um Erlaubnis fragen. Aber welcher Dom hatte etwas dagegen, wenn es um seine eigene Befriedigung ging? Alles geschah ziemlich schnell und schon stülpte sie ihren Mund über seine Eichel und saugte gefühlvoll.
»Ah, verdammt, du machst das gut.«
Als er den Vibrator erneut einschaltete, nahm sie seinen Schwanz tiefer in den Mund, presste ihre Lippen fest um seinen Schaft und penetrierte ihn schneller. Dabei stöhnte sie, was feine Vibrationen auf seiner empfindsamen Eichel verursachte.
Keuchend holte Marvin aus und versetzte Eva zwei Hiebe auf den Po. »Ja, du machst das gut, weiter so.« Er schaltete den Vibrator aus und sie wimmerte kurz auf, ohne sein Geschlecht aus ihrem Mund zu entlassen. Schneller und fester saugte sie nun, ihre Haare wippten vor seinen Augen hin und her, und dann – ergoss sich sein Geschlecht zuckend in ihren Mund, während sie weiter saugte und seinen Saft schluckte. Stöhnend vor Lust presste er ihren Kopf fester gegen seinen Unterleib und ließ erst los, als seine Erregung abebbte.
Mit einem zufriedenen Lächeln erhob sich Eva und sank zurück auf ihren Sitz. Sie leckte sich genießerisch über ihre Lippen, ehe sie ihr Weinglas in einem Zug austrank.
Ein tolles Ablenkungsmanöver, aber die Kontrolle würde er nicht abgeben. »So, und nun raus mit den Nippeln«, verlangte er mit rauer Stimme, während er seine Hose wieder in Ordnung brachte und sich setzte. »Und behaupte nicht, dass die Korsage das nicht zulässt.«
Ein aufreizendes Lächeln, dann beugte sie sich vor, zwängte ihre Finger unter den eng sitzenden Rand, wand sich und zupfte, bis tatsächlich ihre Brustwarzen knapp zu sehen waren. Rosig und prall.
Wenn sie seinem Befehl gehorchte, war sie entweder sehr neugierig darauf, wie es weitergehen würde oder grundsätzlich bereit, ihn als Dom anzunehmen. Das lief ja besser, als er vermutet hatte.
»Na bitte, geht doch.« Er räusperte sich. »Was ist jetzt. Wie lautet deine Antwort? Ja oder Nein?«
»Hast du noch mehr zu bieten als Kochlöffel oder einen Dildo?«
»Worauf du Gift nehmen kannst«, grinste er. »Du wirst glühen.« Ihrer Fantasie sollte bei der Interpretation seiner Antwort keine Grenzen gesetzt sein.
»Okay.«
»Gut. Noch eine wichtige Änderung. Ich werde dich anrufen und dir sagen, wann und wo wir uns treffen.«
Eva hob eine Augenbraue und ihre Miene gewann an Strenge. Völlig die Kontrolle abzugeben war sie also nicht gewillt. »Ich bin viel geschäftlich unterwegs. Du kannst mich nicht einfach zu beliebigen Zeiten irgendwohin bestellen, als wäre ich …« Sie hielt kurz inne, als suchte sie nach dem passenden Vergleich.
»Als wärst du meine Sklavin?« Marvin lachte. »Genau das wirst du sein. Und etwas anderes willst du auch gar nicht. Meine Liebessklavin. Und wenn du artig bist, schenke ich dir dafür mehr Lust und mehr Orgasmen, als du ertragen kannst.«
»Einverstanden«, erwiderte sie heiser.
Plötzlich war alles anders. Beim letzten Mal hatte sie ihm in aller Deutlichkeit gesagt, dass sie sich diese Sitzungen spannender vorgestellt hatte. Gewiss, für das Geld, das sie Steffen zahlte, war das Ergebnis Okay. Einfach nur okay. Nicht mehr. Eine Vorfreude wollte sich nicht einstellen. Sie erwartete aber mehr. Ihre Tage waren stressig und oft sehr lang, also ziemlich ungeeignet, eine glückliche Beziehung zu führen. Die letzte hatte mal gerade vier Monate gehalten.
Sie brauchte einen Ausgleich. Nicht irgendeinen. Einen Typen, der sie runterbrachte, sie ablenkte, Körper und Seele mit Glückshormonen überschüttete. Andere Frauen gingen joggen oder tanzen, um ihren Stress abzubauen und ein gewisses Maß an Zufriedenheit zu erlangen.
Sie brauchte Sex, um ausgeglichen und glücklich zu sein. Sex. Und dieser Sex durfte kein Blümchensex sein, sondern etwas Besonderes, ein Erlebnis, ein Spiel mit der Leidenschaft, eine langsame Näherung zum Höhepunkt. Und wenn sie das nicht in einer Beziehung fand, dann musste sie halt andere Wege beschreiten.
Lange genug hatte es gedauert, diese Erkenntnis zu erlangen und den Mut zu haben, es auszuprobieren. Nur – es war gar nicht so einfach, als Frau einen Callboy zu finden, noch dazu einen, der ihre besonderen Wünsche erfüllte. Steffen stellte einen Kompromiss dar, nach dem Motto: besser als keiner.
Wobei – seit der letzten Sitzung kam mehr Spannung auf. Zuerst hatte sie gerätselt, was er heute von ihr wollte. Sein Tonfall war strenger als sonst und ein gewisses verheißungsvolles Knistern lag in der Luft. Dass diese Autorität nur gespielt war und nicht von innen kam, war ihr klar. So schnell wurde niemand ein besserer Dom. Es war ein netter Versuch, und deshalb ging sie darauf ein, neugierig, was er vorhatte.
Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er ihr einen speziellen Slip überstreifte. Was für eine Überraschung! Ihre Erregung stieg sofort, als der Dildo in sie eindrang. Es war ein fantastisches Gefühl, so ausgefüllt zu sein, ohne dass der Kunstpenis aufgrund der Schwerkraft herausfiel. Er nahm ihre Vagina ein, und sie konnte nichts dagegen tun. Ein Prickeln erfasste ihren ganzen Körper und ihre Brüste drohten die enge Korsage zu sprengen. Wow! Was für ein Erlebnis.
Eng, aber nicht unbequem presste sich das Latex um ihre Hüften und ihren Po. Als Steffen dann verlangte, dass sie sich ankleiden sollte, um mit ihm auszugehen, schwankte sie zwischen Enttäuschung und Erwartung. Einerseits hätte sie es gerne gehabt, dass das Spiel in der sicheren Umgebung des Studio fortgeführt würde, auf der Jagd nach einem Orgasmus. Andererseits hatte ein Aufschub und das Wissen, mit dieser Erregung in die Öffentlichkeit zu gehen, einen besonderen Reiz. Würde man ihr ansehen, was sie bewegte?
Äußerlich versuchte sie beherrscht und distanziert zu wirken, als sie sich auf den Weg machten. In ihrem Inneren jedoch stieg die erwartungsvolle Erregung von Minute zu Minute an.
Ein überraschtes Quieken kam über ihre Lippen, als sie zum ersten Mal die Vibration in sich spürte. Oh verflixt, das war nicht einfach nur ein Dildo. Was für eine faszinierende Idee! Sie würde bestimmt keinen Bissen herunterbringen. Wer konnte in so einem Moment an profane Dinge wie Essen denken?
Aus. An.
Wieso war ihr nicht schon eher aufgefallen, dass seine Hände sich über dem Tisch bewegten und keine Fernbedienung hielten?
»Wie machst du das?«, stöhnte sie und rutschte unruhig hin und her, als die Vibration tief in ihr drinnen noch stärker wurde. Oh verdammt, ihr Schoß bebte in Eruptionen wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch und wenn sich das so fortsetzen sollte, würde ihr Orgasmus exorbitant werden. In einer Umgebung, die nicht geeignet für Lustschreie war. Stöhnend presste sie die Lippen aufeinander.
Steffen bemühte sich um eine Unschuldsmiene. »Wovon sprichst du? Wie mache ich was?«
»Du weißt genau, was ich meine. Den Vibrator an- und ausschalten.« Hitze stieg ihr ins Gesicht und auch sonst war ihr viel zu warm in der engen Korsage. Stillsitzen war ein Ding der Unmöglichkeit. »Hah, ich komme gleich.«
In genau dieser Sekunde hörte die Vibration auf.
»Nein, nicht. Schalt das Ding sofort wieder ein!« Ihr gieriger Körper wollte nicht länger warten. Sengende Hitze schoss durch ihre Adern und peitschte ihr Herz zu einem immer schneller werdenden Takt auf.
Steffen hob sein Glas mit einer Gelassenheit, als ginge ihn das alles überhaupt nichts an. »Prost. Wie du siehst – ich mache gar nichts.«
Erst als der attraktive fremde Mann an ihren Tisch trat und Steffen sich überstürzt verabschiedete, begriff Eva, dass sie Teil eines abgekarteten Spiels war. Steffens künstliche Ruhe, sein Desinteresse an ihrer Erregung – das alles hatte nichts mit ihr zu tun, nicht mit dem Dildo oder der ungewöhnlichen Location. Er hatte sie nur hierher geleitet und darauf gewartet, abgelöst