Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан

Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан


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irgend einem Kollegen, dessen Frau besser herausstaffiert ist als ich.

      Er war traurig, er antwortete:

      – Aber sei doch vernünftig, Mathilde. Wieviel soll denn eine anständige Toilette kosten, die Du vielleicht noch bei anderen Gelegenheiten benutzen könntest. Sie braucht ja nur ganz einfach zu sein!

      Sie dachte ein paar Sekunden nach, rechnete und überlegte auch, welche Summe sie wohl verlangen könnte, ohne daß der sparsame Beamte sofort nein gesagt hätte und außer sich gewesen wäre.

      Endlich antwortete sie zögernd:

      – Ich weiß nicht recht, aber ich denke mit vierhundert Franken müßte es gehen.

      Er war bleich geworden, denn er wollte gerade diese Summe bei Seite legen, um sich ein Gewehr zu kaufen und einmal auf die Jagd zu gehen, den folgenden Sommer in Nanterre, wo er mit ein paar Freunden Sonntags sich vergnügen konnte. Aber dennoch sagte er:

      – Gut, Du sollst vierhundert Franken bekommen, Und nun sieh zu, daß Du ein schönes Kleid kriegst.

      Der Tag des Festes rückte heran, aber Frau Loisel schien traurig, unruhig, ängstlich, obgleich ihre Toilette fertig war. Da sagte eines Tages ihr Mann zu ihr:

      – Was hast Du denn, Du bist seit einiger Zeit so sonderbar!

      Und sie antwortete:

      – Ach, mir ist es so unangenehm, daß ich keinen Schmuck habe, keinen Stein, nichts anzuthun. Ich werde eine recht traurige Figur machen, ich möchte am liebsten garnicht hingehen.

      Er antwortete:

      – Nimm doch natürliche Blumen, das ist sehr chik jetzt, und für zehn Franken bekommst Du zwei oder drei prachtvolle Rosen.

      Doch sie war nicht davon überzeugt:

      – Nein, es giebt nichts Demütigenderes, als unter all den reichen Frauen so armselig aufzutreten!

      Aber ihr Mann rief:

      – Sei doch nicht dumm, geh doch mal zu Deiner Freundin Forestier und bitte sie, sie soll Dir irgend einen Schmuck borgen. Du kennst sie doch genau genug dazu.

      Sie stieß einen Freudenschrei aus. Das war eine gute Idee, daran hatte sie nicht gedacht.

      Am nächsten Tage ging sie zu ihrer Freundin und teilte ihr den Grund ihrer Niedergeschlagenheit, mit. Frau Forestier trat an ihren Spiegelschrank, nahm daraus einen großen Kasten, brachte ihn, öffnete ihn und sagte zu Frau Loisel:

      – Bitte, such Dir etwas aus.

      Sie sah zuerst Armbänder; dann ein Perlenhalsband, dann ein Venezianisches Kreuz aus Gold, eine wundervolle Arbeit, und all den Schmuck probierte sie vor dem Spiegel an. Sie zögerte, sie konnte sich nicht entschließen, die Sachen aus der Hand zu geben, und sie fragte immer:

      – Hast Du noch etwas anderes?

      – Aber gewiß, wühle nur, ich weiß ja nicht, was Dir gefällt.

      Plötzlich entdeckte sie in einem Etui von schwarzem Satin eine wundervolle Diamanten-Riviere, und ihr Herz begann vor Sehnsucht danach zu schlagen. Ihre Hände zitterten, als sie den Schmuck in die Hand nahm sie legte ihn um den Hals auf dem geschlossenen Kleid, sie war ganz weg über sich selbst.

      Dann fragte sie zögernd, voller Angst:

      – Willst Du mir das borgen? Nur das?

      – Aber gewiß, sehr gern!

      Sie fiel ihrer Freundin um den Hals, küßte sie herzlich und lief mit ihrem Schatze davon.

      Der Tag des Festes kam, Frau Loisel hatte einen großen Erfolg. Sie war hübscher als alle, elegant, graziös, lächelte und war vor Freude ganz verrückt.

      Alle Herren blickten sie an, fragten, wer es wäre, ließen sich ihr vorstellen. Alle jungen Beamten wollten mit ihr tanzen, sogar der Minister ward auf sie aufmerksam. Sie tanzte wie trunken vor Freude und Glück, dachte an nichts mehr im Triumph ihrer Schönheit, in der Wonne ihres Erfolges, wie von einer Art Wolke umhüllt, aus all dieser Bewunderung, aus all diesem Courmachen gewoben, von all den geheimem Wünschen umgeben, durch diesen vollständigen Sieg, der den Frauenherzen so teuer ist.

      Gegen vier Uhr Morgens ging sie fort. Ihr Mann schlief schon seit Mitternacht in einem kleinen verlassenen Salon mit drei anderen Herren, deren Frauen sich auch gut unterhielten.

      Er warf ihr die Überkleider um die Schultern, die er vom Eingang geholt, bescheidene Alltagsgegenstände, deren Ärmlichkeit gegen die Eleganz der Balltoilette abstach. Sie fühlte es und wollte entfliehen, um von den anderen Frauen die sich in kostbare Pelze hüllten, nicht gesehen zu sein.

      Loisel hielt sie zurück:

      – Warte doch, Du wirst Dich draußen erkälten. Ich werde einen Wagen rufen.

      Aber sie hörte nicht auf ihn und lief rasch die Treppe hinunter. Als sie auf der Straße standen, fanden sie keinen Wagen. Sie suchten und riefen die Kutscher an, die sie in der Ferne vorüberfahren sahen.

      Frierend und verzweifelt gingen sie nach der Seine hinuter, endlich fanden sie am Quai eines jener alten Nachtcoupés, die man in Paris nur bemerkt, wenn es dunkel wird, als ob sie Tags über sich ihrer Armseligkeit geschämt hätten.

      Das brachte sie bis an ihre Thür Rue des Martyrs, und traurig stiegen sie zu ihrer Wohnung hinauf. Für sie war es jetzt aus, und er ärgerte sich, daß er um zehn Uhr im Ministerium sein mußte.

      Sie legte vor dem Spiegel die Kleidungsstücke ab, die sie um die Schultern gethan, um sich noch einmal in all ihrer Schönheit zu sehen, aber plötzlich stieß sie einen Schrei aus: Sie trug kein Halsband mehr um den Hals!

      Ihr Mann, der sich schon halb ausgezogen hatte, fragte:

      – Was hast Du denn?

      Erschrocken wandte sie sich zu ihm:

      – Ich habe … ich habe den Schmuck der Frau Forestier nicht mehr!

      Er fuhr erschrocken herum:

      – Was? Wie? Das ist nicht möglich!

      Und sie suchten in den Falten des Kleides, in den Falten des Mantels, überall und fanden nichts.

      Er fragte:

      – Bist Du gewiß, daß Du ihn noch hattest, als wir den Ball verließen?

      – Ja, ich habe ihn im Vorsaal, im Ministerium noch angefaßt.

      – Aber wenn er auf der Straße verloren gegangen wäre, hätten wir ihn doch fallen hören müssen. Es muß im Fiaker geschehen sein.

      – Sehr wahrscheinlich! Weißt Du die Nummer?

      – Nein, hast Du sie Dir nicht gemerkt?

      – Nein!

      Sie blickten sich tötlich erschrocken an, endlich zog Herr Loisel sich wieder an:

      – Ich will den ganzen Weg, den wir zu Fuß gegangen sind, noch einmal zurücklegen, um zu sehen, ob ich ihn nicht vielleicht finde.

      Und er ging fort. Sie blieb in ihrer Toilette sitzen, sie hatte nicht die Kraft zu Bett zu gehen. Sie hockte auf einem Stuhl, ohne einen Gedanken fassen zu können.

      Gegen sieben Uhr kehrte ihr Mann zurück, er hatte nichts gefunden. Er ging auf die Polizei, zu den Zeitungen, um eine Belohnung auszusetzen; ging zu der Droschken-Gesellschaft, kurz, überall hin, wohin ihn der Schimmer einer Hoffnung trieb.

      Sie wartete den ganzen Tag in demselben verstörten Zustand, angesichts des furchtbaren Unglücks. Loisel kam am Abend wieder, mit eingefallenen Wangen, bleich, er hatte nichts gefunden.

      Er sagte:

      – Du mußt Deiner Freundin schreiben, Du hättest das Schloß kaput gemacht und müßtest es erst wieder herstellen lassen, damit wir Zeit haben, uns noch einmal umzusehen.

      Und er diktirte ihr den Brief.

      Nach


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