Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman - Günter Dönges


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gewissen Hank Mussel kennen und schätzen. Sie mochten ihn gern, und der Himmel hing, wie man so sagt, voller Geigen.«

      Der Butler legte eine Kunstpause ein, aber Jane Bracer antwortete nicht.

      »Hank Mussel hatte eine Schwester, mit der Sie sich ebenfalls anfreundeten«, plauderte Parker weiter. »Diesen Kontakt haben Sie nie verloren, nicht wahr?«

      »Ich möchte jetzt aber wirklich aussteigen«, sagte Jane Bracer mit scharfer Stimme. Sie weinte längst nicht mehr.

      »Gewiß, gewiß, ich werde gleich anhalten, falls die Bremsen das erlauben«, sagte Parker lächelnd. »Um aber auf das Thema wieder zurückzukommen, Mrs. Bracer, nach dem sehr verunglückten Bankraub verschwanden Butch Debtor und der Geldsack mit 110 000 Dollar. Ein herber Verlust, wenn Sie mich fragen.«

      »Ich hatte und habe mit all diesen Dingen nichts zu tun«, warf Jane Bracer gereizt ein. »Sie phantasieren sich da was zusammen, Mr. Parker.«

      »Meine Phantasie ist in der Tat recht üppig«, gestand Parker leicht verschämt. »Manchmal stimmt sie sogar mit den Tatsachen überein. Wie in diesem Fall!«

      »Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe! Setzen Sie mich am Bahnhof ab, mehr will ich nicht!«

      »Um auf den mißglückten Bankraub noch einmal zurückzukommen«, redete Parker ungerührt weiter. »Glenn Torch starb, Butch Debtor entwischte mit der Beute, John Bleeding erhielt lebenslänglich Zuchthaus, und Jeff Bracer wurde nach vier Jahren aus der Haft entlassen.«

      »Warum erzählen Sie mir das alles?« fragte Jane Bracer.

      »Um noch einmal deutlich zu machen, wie alles war«, meinte Parker. »Dreh- und Angelpunkt waren und blieben die rund 110 000 Dollar. Ein wirklich sehr schönes Stück Geld, wie man so treffend sagt. Leider befand es sich nur in seiner Hand. Nein, nein, Sie sollten mich nicht unterbrechen!

      Vom Zuchthaus aus kümmerten sich John Bleeding und Jeff Bracer um die weitere Entwicklung. Sie wollten nicht umsonst eingesperrt sein. Jeff Bracer konnte damit rechnen, nach vielleicht sechs Jahren entlassen zu werden. Im Falle Bleeding hätte das zwar länger gedauert, aber nach Lage der Dinge wäre er nach fünfundzwanzig Jahren entlassen worden, zumal er den Polizeibeamten nicht erschossen hatte, wie festgestellt werden konnte.

      Kontakt zu Bleeding und Bracer hielten Lana Mussel und Sie, Mrs. Bracer. Sie kümmerten sich um Jeff Butler, den Sie ja von früher her kannten. Hank, Lanas Bruder, war von Lana und Ihnen eingeweiht worden. Er wußte, welche Summe auf dem Spiel stand.«

      »Ich kenne keinen Mussel«, behauptete Jane Bracer, aber ihre Stimme klang leise und wirkte sehr nachdenklich.

      »Sie waren mit Hank Mussel befreundet, das kann belegt werden«, wiederholte Parker noch einmal. »Und Lana Mussel war John Bleedings Freundin. Lanas Bruder Hank wurde nach dem Urteilsspruch von Ihnen eingeweiht. Er sollte für Bleeding und Bracer herausfinden, wo Butch Debtor sich versteckt hatte. Stimmt das etwa nicht?«

      »Ich bin mir keiner Schuld bewußt«, sagte Jane Bracer.

      »Von Schuld oder Unschuld werden wir erst später reden«, sagte Josuah Parker. »Hank Mussel kümmerte sich also um Debtor. Gewisse Einzelheiten erfuhr er von Lana und von Ihnen. Sie kannten ja Debtor, wußten um seine Gewohnheiten.

      Dann wurde Jeff Bracer plötzlich entlassen. Früher, als man erwartet hatte. Er brannte darauf, mit Debtor abzurechnen. Der hatte sich nämlich nie gerührt oder wenigstens anonym Geld übersandt. Debtor hatte die ganze Beute allein für sich behalten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie wütend Bracer gewesen sein muß.«

      »Das war er wirklich...!«

      »Also forschte Bracer nach seinem früheren Partner Debtor. Hank Mussel hatte gute Vorarbeit geleistet. Er konnte mit einigen Hinweisen dienen. So wußte er mit Sicherheit, daß Debtor mit anderem Namen noch hier in der Stadt lebte. Er beschwor Bracer, vorsichtig zu sein, aber Jeff wollte endlich seinen Anteil haben. Er setzte sich per Telefon mit Debtor in Verbindung. Debtor ging auf alles ein und versprach, Jeff Bracer auszuzahlen. Wahrscheinlich sprach er auch von Zinsen, die angelaufen waren, kurz, Bracer gab sich zufrieden, und ahnte nicht, daß er bereits so gut wie tot war.«

      »Ich habe ihn immer gewarnt«, gab Jane Bracer zu, »aber Jeff wollte ja nicht auf mich hören. Er rannte geradezu in sein Verderben.«

      »Debtor engagierte sich einen Berufsmörder. Ben Stickers, wie er heißt, machte sich sofort an die Arbeit. Er erschoß Ihren Mann, Jane Bracer! Er erschoß wenig später seinen Partner Billy Signal, den er auf mich angesetzt hatte. Stickers wolle sichergehen und alle Spuren verwischen.«

      »Ich hatte Jeff schon immer gewarnt«, sagte Jane Bracer noch einmal. Ihre Stimme klang müde. Sie schien aufgegeben zu haben. Sie wußte, daß ein gewagtes Spiel verloren war.

      »Hank Mussel schaltete wesentlich vorsichtiger«, redete Parker weiter. »Nach dem Mord an Jeff Bracer blieb er im Hintergrund. Er wollte nicht in die allgemeine Schußlinie geraten. Bisher scheint sich seine Vorsicht gelohnt zu haben.«

      »Sie glauben, daß Hank Mussel etwas passieren könnte?« fragte Jane Bracer entsetzt.

      »Ich rechne fest damit«, gab Parker zurück. »Wen soll er denn jetzt noch vorschicken? Nun wird er sich selbst rühren müssen. Damit ist er bereits ein Opfer Debtors.«

      »Ich muß jetzt aber wirklich aussteigen«, sagte Jane Bracer. »Wenn Sie nicht anhalten, schreie ich!«

      »Jeff Bracer hat Sie sehr geliebt, nicht wahr?« fragte Parker, als habe er überhaupt nichts gehört.

      »Natürlich.«

      »Aber Sie liebten Hank, nicht wahr?«

      »Das ist eine Lüge«, sagte sie heftig.

      »Na, na, na«, meinte Parker und lächelte milde. »Sie haben Jeff Bracer doch nur geheiratet, um an seinen Anteil zu kommen, oder?«

      »Sie lügen...! Ich habe Jeff geliebt! Sehr geliebt sogar!«

      »Fragt sich, wer lügt«, meinte Parker. »Jeff war für Sie immer nur ein Mittel zum Zweck, Jane Fence. Sie haben Kontakt mit ihm gehalten, weil Sie an seinem Anteil interessiert waren. Auf Hanks Rat hin haben Sie Jeff Bracer dann schließlich geheiratet.«

      »Ich sage kein Wort mehr«, sagte Jane Bracer wütend. »Selbst wenn es so gewesen wäre, hätte ich mich nicht schuldig gemacht.«

      »Im Sinne des Gesetzes nicht, falls Sie bisher nicht gelogen haben. Aber ich schätze, daß Hank Mussel für seine Durchtriebenheit schwer zahlen wird.«

      »Ihm kann man überhaupt nichts anhaben.«

      »Ich meinte nicht die Behörden, sondern Debtor«, antwortete Parker. »Über ihn wird Mussel stolpern, falls er das nicht schon getan hat.«

      »Sie wollen mir nur Angst einjagen. Ich soll Ihnen verraten, wer Mussel ist, nicht wahr? Aber da haben Sie sich getäuscht, Mr. Parker! Ich sage kein Wort mehr!«

      »Das ist nicht erforderlich«, erwiderte Butler Parker. »Ich weiß, wer Hank Mussel ist, ich weiß, wer Lana Mussel ist! Ich stattete dem ›Gaslight‹ nach Dienstschluß einen Besuch ab. Ich wurde zwar gestört, aber ich konnte noch einige Unterlagen mitnehmen.«

      »Sie waren im ›Gaslight‹?«

      »Dort laufen in der Tat viele Fäden zusammen«, sagte Josuah Parker.« Carlo Caletti ist Hank Mussel, seine Schwester Lana nennt sich May Limp. Ist es nicht so?«

      »Sie... sind ein Teufel!«

      »Aber nicht doch«, sagte Parker sanft. »Ich ein bin Amateurkriminalist. Ich übe mich in der Kunst, Tatsachen zu addieren. Hin und wieder gelingt mir das.«

      »Wie... wie haben Sie das herausgefunden?«

      »Nun, ein gewisser Anwalt Furning suchte das ›Gaslight‹ auf und unterhielt sich ausführlich mit Carlo Caletti. Das war ein wichtiger Hinweis. Darüber hinaus haben May Limp, also Lana Mussel, und Sie ganz entscheidende Fehler begangen.«

      »Wieso...?«


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