Seewölfe - Piraten der Weltmeere 37. John Curtis
geschluckt hatte.
Endlich hatte der Schiffszimmermann wieder genügend Luft in den Lungen. Auch er hustete und spuckte noch, als er auf Ribault und Carberry zutaumelte. Sein Gesicht war totenblaß, dennoch stahl sich ein Grinsen in seine Züge, als er dem Franzosen die Pranke auf die Schulter hieb und Carberry einen derben Stoß in die Rippen verpaßte, der den Profos unwillkürlich aus seiner gebückten Haltung hochschnellen ließ.
„Jungs, wenn der alte Tucker euch das je vergißt, dann soll ihn wahrhaftig der nächste Hai, dem wir begegnen, mit Haut und Haar verschlingen. Wenn ihr nicht eingegriffen hättet, wäre es mit Dan und mir aus gewesen. Diesem Biest hätten wir nicht mehr entwischen können.“
Noch immer umkreisten die Haie die „Isabella“, aber die Männer richteten ihre Aufmerksamkeit jetzt mehr auf Ferris Tucker, Dan O’Flynn, Carberry und Jean Ribault. Ihr Kreis um die vier schloß sich enger, und Smoky, der neben dem Seewolf und Ben Brighton stand und noch seinen Belegnagel in der Hand hielt, schob sich durch die Männer und blieb vor dem Schiffszimmermann stehen.
„He, Ferris, nun laß dir die Würmer nicht einzeln aus der Nase ziehen. Was war eigentlich los da unten? Wer hat den Hai erledigt?“
Ferris deutete auf Ribault. Und er erzählte die Sache so, wie sie sich abgespielt hatte. Er ließ nichts weg und fügte auch nichts hinzu.
„Verdammt, Smoky, und ich sage euch allen noch mal, wenn Carberry und Ribault uns nicht zu Hilfe geeilt wären, dann hätte die ‚Isabella‘-Crew jetzt zwei Männer weniger. Dabei habe ich Jean zuerst gar nicht erkannt, nur Carberry.“
Er drehte sich zu dem Franzosen herum.
„Sag mal, wo hast du das eigentlich gelernt, einen Hai so mir nichts dir nichts mit dem Messer aufzuschlitzen? Wenn ich nur dran denke, kriege ich schon wieder eine Gänsehaut. Und ich glaube, jeder hier an Bord wei, daß ich kein Feigling bin!“
Jean Ribault grinste.
„Es hat eben manchmal Vorteile, wenn man eine Weile zu den Karibik-Piraten gehörte. Wir haben eine Zeitlang bei einem Stamm auf einem winzigen Eiland nördlich von Tortuga gelebt. Es war eigentlich mehr ein Korallenriff. Aber diese Burschen verstanden sich darauf und hatten vor Haien nicht den geringsten Respekt. Bei denen habe ich das gelernt. Man muß nur aufpassen, daß der Hai einen nicht zu früh bemerkt. Gerade diese verdammten Hammerhaie reagieren unter Umständen blitzartig. Und eben habe ich einfach Glück gehabt. Der Bursche war noch nicht ganz da, ich denke, er ist in seiner Gier, Ferris und Dan zu erwischen, mit voller Wucht gegen die ‚Isabella‘ geknallt. Stimmt’s Ferris?“
Der Hüne nickte.
„Und ob das stimmt! Ich sage euch, daß dieses Biest mich nur ganz knapp verfehlt hat. Ich habe für mein Leben keinen Penny mir gegeben.“
Er blickte zu Dan hinüber, der ebenfalls aus dem Gröbsten heraus zu sein schien. Zwar spuckte er noch immer Wasser und hustete sich fast die Lungen aus dem Hals, aber auch er grinste schon wieder. Nur daß er noch blasser um die Nase war als der Schiffszimmermann.
Tucker verlor kein Wort darüber, welche Schwierigkeiten ihm der Junge in seiner verständlichen Panik bereitet hatte. Er ging lediglich zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. Anschließend warf er einen Blick über das Schanzkleid auf die Haie, deren Rückenflossen immer noch das Schiff weithin sichtbar umkreisten. Doch plötzlich stieß er einen Fluch aus. Was er in diesem Augenblick sah, vertrieb alle Gedanken an die Haie und die gerade überstandene Gefahr. Er fuhr herum und starrte den Seewolf an.
„Verdammt, Hasard, wir haben anderes zu tun, als hier herumzustehen und zu quatschen. Die Haie haben Dan und mich nicht gefressen – und damit basta! Kümmern wir uns schleunigst wieder um die wichtigeren Dinge. Denn dieser Bursche da“, er deutete auf die Karavelle, die einmal ihre alte „Isabella IV.“ gewesen war und nun bei achterlichem Wind auf sie zusegelte“, führt bestimmt nichts Gutes im Schilde!“
Hasard ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Doch er beherrschte sich.
„Was hast du herausgefunden, Ferris? Sag mir, wie wir von dieser verfluchten Felsbarriere freikommen, dann blase ich diesen Caligu und seine Mörderbande in die Luft!“
Der Schiffszimmermann nickte und begann seinen Bericht. Zugleich entwickelte er den Plan, den er bereits unter Wasser gefaßt hatte, bevor der Hammerhai aufgetaucht war.
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