G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco


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sagte der Pima-Indianer. Die Pimas waren wirklich nie Apachenfreunde gewesen und dienten der Armee als Scouts. »Sie sind nach Süden geritten.«

      Der sehnige Sergeant Jim Keefer kam mit Corporal Ashley heran. Beide trugen Klappspaten. Keefer blieb stehen, um abzuwarten, ob Mattingly sich fassen würde.

      »John, hast du dich gefangen?« fragte der Chief-Scout leise. »Wenn du es selbst tun willst…«

      »Ja«, sagte Mattingly. Seine Stimme klang so heiser, als wäre ihm die Kehle zu eng. »Ich mache es selbst. – Keefer, hilfst du mir?«

      Der Sergeant nickte. Ashley hielt Mattingly den Schanzspaten hin, den der faule Mattingly nahm, aufklappte und in den Boden stieß. Danach zog er sich am Spaten hoch, blieb sekundenlang so stehen, starrte auf das nackte, verstümmelte Mädchen, das einmal seine Braut gewesen war, und ging dann mit schleppenden Schritten zu seinem Pferd, um die Decke zu holen.

      »Joe«, fragte Lieutenant Howard Harris, indem er seinen Braunen herumzog, »holen wir die Horde ein?«

      »Kann sein, vielleicht morgen früh«, antwortete der Chief-Scout. Er wechselte einen Blick mit dem Pima, der wieder nach Süden auf die Santa Rosa-Berge deutete. »Du meinst, sie sind bereits durch die Berge auf dem Weg in die Halbwüste, Sha?«

      Der Pima hieß eigentlich Shanopack, aber der Name war zu lang, und sie nannten ihn darum einfach Sha.

      »Viel Sand, viel Wind, schlechte Spur«, sagte der Pima kehlig. »Gehen Süden, immer Süden.«

      »Du glaubst, er will zur nächsten Wasserstelle, Sha?«

      »Ja, gut Wasser. Gehen immer Süden.«

      »Nein!«

      Lieutenant Harris hob erstaunt den Kopf, als Lattimers bestimmtes Nein kurz und trocken kam.

      »Nein?« fragte der Pima und schüttelte den Kopf. »Gehen Süden – viel, gut Wasser, ja.«

      Lattimer beugte sich herab, ergriff einen herumliegenden Stock und strich den von vielen Huftritten und Füßen zertretenen Sand glatt. Der Stock zeichnete einen Kreis, dann eine gezackte Linie und weiter im Südwesten die nächste Linie, vor der zwei weitere Kreise entstanden.

      Lieutenant Harris sah von oben auf die Zeichnung herab, und er begriff mühelos, was der Chief-Scout, dessen Vater schon Armee-Scout gewesen war, in den Sand gemalt hatte.

      Der erste Kreis bezeichnete diese Ranch inmitten der Cababi Mountains, im Südwesten lagen die Santa Rosa-Berge, und dort stellte der eine Kreis die von Bürgern zumeist mexikanische Abstammung bewohnte Stadt Santa Rosa dar. Der zweite Kreis mußte die Blue Water Stagecoach Station, ein von Lehmmauern umgebener Gebäudekomplex andeuten.

      Der Pima schüttelte den Kopf, als Lattimer eine Linie genau nach Süden bis in die südlichen Ausläufer der Santa Rosa-Berge zog. Dann jedoch knickte die Linie im scharfen Winkel nach Norden um und führte bis kurz vor die Blue Water Station. Ein paar Striche stießen nun auf einen dritten Kreis inmitten der von keiner Kettenlinie unterbrochenen Fläche im Süden vor, und Harris wußte, was dort war: die Wüste.

      »Limpo Waterhole?« fragte Harris gespannt, und er deutete den Kreis richtig. »Das Limpo-Wasserloch in der Wüste? Was soll das bedeuten, Joe?«

      Der Chief-Scout sah zu ihm hoch und zuckte die Achseln.

      »Wenn ich Apache wäre«, sagte er geduldig wie jemand, der etwas erklären muß und nicht sicher ist, daß man ihn sofort versteht, »würde ich zwei Krieger hinschicken und die Wasserstelle für andere unbrauchbar machen lassen. Ein paar Beutel Alkalistaub genügen. Er kann auch Poison-Chollas zerschneiden und ins Wasser werfen lassen. Diese Giftkakteen saugen sich wie Schwämme voll, und ihr Gift vermischt sich mit dem Wasser. Er ist auf dem Weg nach Norden, unser verdammter Freund Yellow Hand.«

      »Nicht genug Wasser, nicht genug«, sagte der Pima.

      Joe Lattimer blickte ihn an, stand dann auf und winkte ihm. Pima-Scouts irrten sich selten, und Sha war nicht der schlechteste unter ihnen. Harris ritt hinter Lattimer und dem Pima her zum Brunnen. Lattimer winkte dem Pima wieder. Genauso wortlos beugte er sich über den Brunnenrand und deutete auf die Steine. Da stieg Harris ab, denn er wollte sehen, was es im Brunnen gab. Der Pima beugte sich gleichfalls über den Brunnenrand und zuckte leicht zusammen, ehe er Lattimer durchdringend anblickte.

      »Du gesehen, ich nicht«, sagte der Pima danach. »Sie Lansings nicht sofort in Brunnen geworfen, ja?«

      »Ja«, erwiderte Lattimer gelassen. »Sie haben zuerst Wasser gefaßt und dazu auch ein paar Wasserschläuche Lansings genommen. Er hatte sie im Schuppen hängen. Es ist kein Schlauch mehr da.«

      »Joe, woher willst du das wissen? Der Schuppen ist restlos niedergebrannt«, brummte Harris. »Wie…«

      »Lederschläuche zerfallen nie zu Staub, sie bilden klumpenartige Ballen und stinken fürchterlich.«

      Harris schwieg, der Pima nickte. Beide hatten eine Lektion gelernt, aber sie waren weit davon entfernt, etwa beleidigt zu sein. Pimas hatten es nicht gern, wenn man ihre Fähigkeiten anzweifelte, aber sie hatten nie gelernt, wie Apachen zu denken. Deshalb waren sie auch fast ausgerottet worden, als die Apachen über sie hergefallen waren.

      »Du guten Vater, viel schlau«, sagte der Pima und verzog sein Gesicht, was ein Lächeln andeuten sollte. »Sohn viel lernen, wenn Vater sehr schlau. Yellow Hand viel Wasser. Können erst Süden, dann Norden gehen. Warum gehen nach Norden?«

      »Pferde«, antwortete Joe Lattimer lakonisch. »Er will ein Geschäft machen, weil seine Waffen nicht viel taugen. Und in Mexiko kann er Pferde gegen gute Waffen tauschen.«

      »Bei wem?« fragte Lieutenant Harris. Er wurde unruhig, denn er wußte, daß sie selbst nach einem Gewaltmarsch unmöglich vor dem Morgen bei der Blue Water Station sein konnten. Und er war sicher, daß Yellow Hand die Station im Morgengrauen überfallen wollte.

      »Sam Clinton!«

      Harris runzelte die Stirn. Wo immer es Ärger, Schmuggel, gesteuerte Grenzüberfälle oder irgendwelchen anderen Verdruß an der Grenze gab, hatte Sam Clinton die Hand im Spiel.

      Der war zum Banditen geworden, nachdem die Skalpjagd keinen Gewinn mehr abgeworfen hatte. Früher hatten die Mexikaner auf jeden Apachenskalp eine Prämie ausgesetzt. Es war eine grausame Methode gegen einen grausamen und unerbittlichen Gegner gewesen, und Sam Clinton hatte mit ein paar Männern unter Führung seines Vaters Apachen wie Wild erlegt, um ihnen die Haare abzuschneiden. Vor Jahren war der alte Clinton mit einem Teil der Skalpjäger von Apachen umgebracht worden, und sein Sohn hatte die Jagd aufgegeben. Zudem war sie verboten worden. Es hieß, er hätte seinen Frieden mit den Apachen gemacht und belieferte sie nun mit allem, was sie an Waffen brauchten.

      »Das hieße, Clinton lebt im Süden?« fragte Harris. »Jenseits der Grenze. Das meinst du doch, oder? Daß man dem Strolch nie etwas beweisen konnte.«

      »Irgendwann wird er sich selbst den Strick um den Hals legen«, gab Joe Lattimer zurück. »Sein Vater hatte zur gleichen Zeit drei Mexikanerfrauen. Dieser Sam besitzt nur eine, aber etliche Freundinnen, hörte ich. Frauen sind nie gut in dem schmutzigen Geschäft. Sein Vater starb, weil eines seiner Weiber ihn unter der Apachenfolter verriet. Sam Clinton hat Logan umgebracht.«

      Harris hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. Al Logan war Händler in Tubac gewesen. Er hatte Warentransporte nach Mexiko durchgeführt, aber eines Tages hatte man ihn und seine Männer vergebens in Tubac erwartet. Man hatte nur ihre Skelette gefunden.

      Geier machten ihre Arbeit nun mal gründlich.

      »Möglich, vielleicht auch nicht, Joe«, murmelte Harris. »Hm, wann könnten wir in der Nähe der Blue Water Station sein?«

      »Nicht vor neun Uhr vormittags«, erwiderte der Chief-Scout. »Der Weg durch die Berge drüben kommt nicht infrage. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, wenn man schneller dort sein will: wir müßten einige Männer zurücklassen.«

      »Zurücklassen?« wunderte sich Harris. »Wie stellst du dir das vor, Joe?«


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