Butler Parker 136 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 136 – Kriminalroman - Günter Dönges


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der Gesetze gewährend. Sie wollten allerdings wissen, wo sich Lady Simpson und Butler Parker befanden.

      Darauf konnte Kathy Porter selbstverständlich keine Antwort geben. Sie war aber damit einverstanden, daß einer der Beamten sich zu ihr in den Wagen setzte, um sie zurück nach Shepherd’s Market zu begleiten. Bevor man diese gemeinsame Fahrt unternahm, setzte ein Beamter sich per Funk mit seinem Revier in Verbindung.

      Parkers Wagen wurde vom Haken gelassen. Kathy übernahm das Steuer und lächelte den jungen Beamten an, der neben ihr Platz genommen hatte. Dann steuerte sie das Monstrum des Butlers durch Soho und nahm Richtung auf Shepherd’s Market.

      Während der Fahrt – der Streifenwagen folgte dichtauf – versuchte der Polizeibeamte Kathy Porter auszuhorchen. Sie schlüpfte prompt in eine andere Rolle und tat ahnungslos. Ja, sie beschwerte sich sogar ein wenig über die Exaltiertheit der Lady, die ihrer Ansicht nach unberechenbar war.

      Kathy Porter war nicht sonderlich erstaunt, als sie vor Myladys Haus auf einen untersetzten, stämmigen Mann traf, der etwa fünfzig Jahre alt war. Er ähnelte einer stets leicht gereizten Bulldogge, die nur darauf wartete, bissig werden zu können.

      »Hallo, Miß Porter«, sagte er mißmutig. »Wieder ein neues Abenteuer fällig? «

      »Ich weiß es wirklich nicht, Superintendent«, gab Kathy Porter wahrheitsgemäß zurück. »Ob Sie es glauben oder nicht, Sir, das hier mit dem Wagen ist das Ende einer Kette von verrückten Zufällen.«

      »Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagte Superintendent McWarden, der eine Sonderabteilung des Yard leitete.

      »Ich wußte es bereits im voraus«, antwortete Kathy Porter. »Sie trauen ja auch mir nicht, Sir.«

      »Sie haben natürlich keine Ahnung, wo Mylady und Parker stecken, wie?«

      »Wüßte ich es, Superintendent, ich wäre glücklich«, gestand Kathy Porter. »Sie haben mir noch nicht mal eine Nachricht hinterlassen.«

      »Natürlich nicht«, schnappte McWarden skeptisch zu. »Aber gehen wir doch ins Haus. Ich habe Ihnen einige Fragen zu stellen.«

      *

      »Hier müssen sie liegen«, sagte eine rauhe, unterdrückte Stimme. »Schalt’ mal das Licht ein!«

      Das Licht einer Taschenlampe stach wie ein langer, fahlweißer Finger durch die Dunkelheit und suchte nach Mylady und Josuah Parker. Im Widerschein dieses Lichtes waren zwei Gestalten auszumachen: Es handelte sich um einen großen und um einen kleineren Mann, die Parkas trugen.

      Der Lichtfinger suchte, doch er konnte die beiden Gesuchten nicht ausmachen. Parker und Agatha Simpson hatten eine Art Versteck bezogen und warteten darauf, daß die beiden Männer sich noch näher an das Ufer herantrauten.

      Und sie mußten es tun, ob sie es nun wollten oder nicht. Der Müll, der hier abgelagert worden war, versperrte ihnen die Sicht. Sie stiegen über die Pappkartons und gerieten so in den Wirkungskreis des Duos.

      Mylady und Parker verständigten sich durch knappe Handzeichen, um dann zur Tat zu schreiten.

      Lady Simpson ließ ihren Pompadour über dem Kopf kreisen, visierte den größeren der beiden Männer an und ließ dann los. Der perlenbestickte Handbeutel zischte durch die Luft wie ein Kleinstkomet. Und der Glücksbringer landete haargenau auf dem Hinterkopf des Mannes, der überrascht aufgrunzte, für Bruchteile von Sekunden starr stehen blieb, um dann kopfüber in die Pappkartons zu fallen.

      Parker war natürlich nicht tatenlos geblieben.

      Seine Waffe war die schwarze Melone, deren Wölbung, wie Eingeweihte wußten, mit Stahlblech gefüttert war. Er verwendete diese Kopfbedeckung als eine Art Bumerang oder Diskus. Wie eine fliegende Untertasse rauschte die Melone durch die Dunkelheit und erwischte den Mann am Hals. Er fiel wie vom Blitz getroffen vornüber und landete im Schlick.

      »Darf ich mir erlauben, Mylady zu ihrem Treffer zu beglückwünschen?« fragte Parker.

      »Papperlapapp«, gab sie zurück, wegwerfend, aber dennoch mit dem Unterton von Zufriedenheit. »Dieses Subjekt war ja gar nicht zu verfehlen. Sehen wir nach, wer sie sind.«

      Mylady und Parker verließen ihr Versteck am Fuß der brüchigen Mauer und kümmerten sich um ihre Jagdbeute. Agatha Simpson durchsuchte schnell und geschickt den Mann, den sie an den Beinen resolut aus den alten Pappkartons gezogen hatte. Parker hingegen barg den Mann aus dem Schlick.

      »Nun sehen Sie sich das an, Mister Parker!« Myladys Stimme klang entrüstet. »Das hier ist doch ein Totschläger! Und das hier eine Fahrradkette.«

      »Ich kann mit einer Faustfeuerwaffe und einem Dolch dienen, Mylady«, vermeldete der Butler.

      »Haben Sie irgendwelche Papiere entdeckt?«

      »Damit war von vornherein nicht zu rechnen, Mylady.« Parker schüttelte den Kopf. »Es scheint sich um zwei gedungene Handlanger zu handeln.«

      »Und was wollten die von uns? Warum suchten sie nach uns?«

      »Darf ich Mylady eine mögliche Erklärung anbieten?«

      »Nun zieren Sie sich nicht!« Ihre Stimme klang ungeduldig.

      »Wahrscheinlich sollte nach den Wagenschlüsseln gefahndet werden, Mylady.«

      »Nach welchen Wagenschlüsseln?« Die Detektivin verstand nicht sofort.

      »Die ich vor der einsetzenden Ohnmacht noch unter das Polster meines Sitzes zu schieben vermochte, Mylady.«

      »Reden Sie etwa vom Schlüssel zu Ihrem unmöglichen Auto?« Agatha Simpson war ein Licht aufgegangen.

      »In der Tat, Mylady«, lautete Parkers Antwort. »Meiner bescheidenen Ansicht nach dürften gewisse Herrschaften Mühe haben, an die drei Frühlingsrollen heranzukommen.«

      *

      Die beiden Strolche, wie Lady Simpson sie genannt hatte, waren wieder zu sich gekommen und fühlten sich schlecht.

      Sie befingerten ihre wunden Stellen und sprachen von der Tücke gewisser Leute, die aus dem Dunkeln heraus und ohne jede Vorwarnung zulangten. Aus der Unterhaltung ergab sich, daß der größere der beiden Männer Fred, der kleinere Oscar hieß. Natürlich suchten sie nicht weiter nach ihren Opfern, sondern sie arbeiteten sich zurück zu einer der nahen Dockstraßen, wo ihr Wagen stand. Sie waren nicht gerade Spitzenklasse, die beiden Gauner, und kamen überhaupt nicht auf die Idee, daß man sie weiter aus nächster Nähe beobachtete. Sie stiegen in ihren Ford und wollten losfahren. Oscar hatte das Steuer übernommen und zündete sich gerade eine Zigarette an, als er im Rückspiegel ein glattes Pokergesicht entdeckte.

      Er ließ das brennende Streichholz fallen, das auf Freds Knien landete, der daraufhin lautstark fluchte.

      »Ich möchte doch um Manieren bitten«, ließ sich eine würdevolle Stimme vernehmen. »Sie befinden sich immerhin in Gesellschaft einer Dame.«

      Diese Dame rügte den Fluch auf ihre spezielle Art und Weise. Sie legte ihren Pompadour auf Freds Kopf, der daraufhin um etwa anderthalb Zentimeter zusammenrutschte.

      Oscar hob schleunigst die Hände und zeigte damit, daß er an Gegenwehr überhaupt nicht dachte. Ihm ging mit einiger Spätzündung auf, daß ihre beiden Opfer sich während ihrer Abwesenheit in den Wagen gestohlen und auf den Rücksitzen versteckt gehalten hatten.

      »Worauf warten Sie noch?« grollte die ältere Dame. »Fahren Sie hinaus nach Shepherd’s Market!«

      »Na ... Na ... Natürlich, Madam«, antwortete Oscar mit vibrierender Stimme. »Ehrenwort, wir wollten eigentlich nichts von Ihnen, großes Ehrenwort!«

      »Wonach sollten Sie suchen?« erkundigte sich Butler Parker, während Oscar langsam anfuhr.

      »Wir... Wir hatten da’n Geräusch gehört, so’n Stöhnen und Rascheln«, schwindelte er.

      »Verärgern Sie mich nicht, Sie Lümmel!« Lady Simpson verabreichte Oscar eine harmlose Ohrfeige, worauf Oscar leicht das Steuer verriß.


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