Wyatt Earp Staffel 4 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 4 – Western - William Mark D.


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Reiter hielt an und blickte in das Tal hinunter.

      Drüben lag die Stadt.

      Schon am Morgen hatte es aufgehört zu schneien.

      Der Reiter wischte sich durchs Gesicht und nahm die Zügel hoch. Sofort stampfte der Falbe weiter.

      An der Seitenwand der ersten Häuser war ein großes Schild aus mehreren zusammengefügten Brettern angenagelt.

      Man konnte die Buchstaben kaum noch lesen. »Harwich«.

      Der Reiter blickte in die Mainstreet und sah, daß sie nach zwanzig Yards eine Krümmung machte.

      Und gleich hinter dieser Krümmung war ein großes Steinhaus, daß die stolze Aufschrift »Hotel« an seiner verwitteten Fassade trug.

      Der Mann hinter der Rezeption war noch jung. Er hatte ein frisches Gesicht und strähniges Blondhaar.

      »Sie wollen ein Zimmer?«

      Prüfend glitt sein Blick über den schwarzledernen Habitus des Fremden.

      »Yeah.«

      »Können Sie denn bezahlen?«

      Ein Blitz aus den Augen des Fremden schoß über den Rezeptionstisch.

      »Wissen Sie nicht, daß diese Frage eine Beleidigung ist, junger Mann?«

      Der Bursche schluckte. »Nein...«

      Da lachte der Fremde, zog einen Golddollar aus der Tasche und warf das Geldstück vor ihn hin. »Hier, Boy. Den Rest geben Sie mir bei meiner Abreise zurück! Und bringen Sie mein Pferd in den Stall...«

      Er bekam ein Zimmer im ersten Stock, kleidete sich aus und legte sich zum Schlafen nieder. Die Nacht oben in den Bergen war eiskalt gewesen. Immer wieder hatte die beißende Kälte ihn aufgeweckt. Und nach dem strapaziösen Ritt war er hundemüde.

      Er mochte vielleicht eine halbe Stunde auf seinem Lager gelegen haben, als er unten in der Straße den Hufschlag mehrerer Pferde hörte.

      Das Fenster stand offen, und der Mann auf dem Bett konnte die Laute, die von unten heraufdrangen, deutlich hören.

      »Steigt ab, Leute!« drang eine schnarrende Stimme an sein Ohr. »Zwei kommen mit rein. Kid bleibt draußen. Er postiert sich drüben hinter der Regentonne.«

      Mit einem federnden Satz war der Fremde aus dem Bett und schob sich vorsichtig an die Fensternische heran.

      Unten banden vier Männer eben ihre Pferde an.

      Einer von ihnen, ein noch junger, kurzbeiniger Bursche, überquerte die Straße und blieb drüben wie zufällig hinter einem großen Regenfaß stehen.

      Ein herkulisch gebauter Mann in heller Lederkleidung stand auf der Vorbautreppe. »Alles klar?« schnarrte er. Er war also der Anführer.

      »Yeah, Bud – nur, wenn Leute drin sind, die mit dem Eisen umgehen können?«

      Der Boß lachte heiser in sich hinein. »Das ist meine Sache. Ihr deckt mir den Rücken, wie immer.«

      Dann gingen sie hinein.

      Der Mann an der Rezeption warf nur einen flüchtigen Blick auf die drei Gäste, die ihn kurz grüßten und dann an der Treppe vorbei auf den Spielsaloon zugingen.

      Es war ein großer Raum, in dem neun Tische standen.

      An allen wurde gespielt.

      Es ging still her. Niemand schrie, niemand rief Zahlen oder Kartennamen, niemand beschwerte sich. Das Spiel in Parkers Hotel hatte seine eigene Note.

      Die drei Männer schoben sich in den Raum, und bald fand er, den sie Bud nannten, einen Platz an einem großen Tisch.

      Er spielte mit.

      Die beiden anderen blieben hinter ihm stehen.

      Erst als er sich einmal wie unabsichtlich umwandte, ging der eine der beiden ein paar Schritte weiter und neben der Tür stehen.

      Im Spielsaloon ahnte niemand, was geschehen war. Nämlich, daß drei Banditen den Raum insgeheim besetzt hatten.

      Bud spielte mit.

      Und er gewann.

      Er gewann bald so oft, daß an dem Tisch jedes Gespräch verstummte, daß die Männer an den anderen Tischen aufhorchten und daß sie den Tisch, an dem Bud spielte, umlagerten.

      Da fuhr plötzlich ein weißhaariger Mann hoch. »Halt!« rief er. »Sie haben eben eine Karte in den linken Rockärmel gebracht.«

      Bud schnellte von seinem Sitz hoch. »Sagen Sie das noch einmal, dann schieße ich Sie nieder«, schnarrte er.

      »Das wird sich herausstellen«, ließ sich da die Stimme eines älteren Mannes aus einer Ecke des Spielsaloons vernehmen. Er schob sich heran und blieb neben Bud stehen.

      »Was ist hier passiert?« fragte er ruhig.

      Bud schoß ihm einen galligen Blick zu. »Was wollen Sie? Wer sind Sie?«

      Der Mann blickte ihn ernst an. »Ich bin der Sheriff. Mein Name ist O’Brian, Sam O’Brian.«

      »Was geht das mich an?« schnarrte der Bandit. »Ich habe nichts mit Ihnen zu schaffen, lassen Sie mich zufrieden. Der Mann da hat mich des Falschspiels bezichtigt. Sie werden sich doch nicht einbilden, daß ich mir das gefallen lasse.«

      »Was Sie sich zunächst zulegen müßten, Mister, wäre ein anderer Ton«, versetzte O’Brian ungerührt. Dann sah er die anderen an. »Wer hat behauptet, daß der Mann falsch spielt?«

      Der weißhaarige Alte rief: »Ich! Und ich kann es beschwören. Ich habe genau gesehen, wie er eine Karte mit roten Zeichen in seiner Manschette verschwinden ließ.«

      »Aha, der Fall ist also klar«, versetzte Bud schneidend. »Weil dieser verkalkte Gänserich sagt...«

      »Ruhe!« fuhr der Sheriff ihm in die Parade. »In welchem Ärmel soll er die Karte haben, Mister Donegan?«

      »Im linken! Ich habe es genau gesehen und werde es jederzeit beschwö...«

      Der Sheriff winkte ab. »Das wird sich alles herausstellen. Und ich denke mir, daß es keine Schwierigkeiten macht. Da Sie ja unschuldig sind, Mister – eh, wie ist doch Ihr Name?«

      »Kelly, Bud Kelly.«

      »Well, also, da Sie ja unschuldig sind, Mister Kelly, können Sie uns ja guten Gewissens Ihren linken Ärmel zeigen.«

      Kelly hob den linken Arm – mit dem Revolver.

      Knackend fuhr der Hahn zurück.

      »So also sieht das aus«, sagte der Sheriff in die tödliche Stille, die plötzlich eingetreten war.

      Jeff Carpenter, einer von Kellys Leuten, hatte hinter dem Tisch gestanden. Auch in seiner Hand war plötzlich ein Revolver.

      Der Sheriff sah es und stieß einen Knurrlaut aus. »Yeah, Männer, ich glaube, diesmal müssen wir passen. Wir haben zwei Revolver gegen uns.«

      »Drei!« sagte Ed Ferguson von der Tür her und grinste diabolisch.

      Kelly trat an den Tisch heran, beugte sich darüber und zog das Geld an sich.

      Dann richtete er den Colt auf die Brust eines Ranchers, mit dem er noch vor Minuten gespielt hatte.

      »Komm, Old Joe, rück deine Bucks freiwillig raus, hast ja noch eine Menge in deiner schönen bestickten Geldkatze. Komm schon, Dicker, sonst rasier ich dir ein Ohr weg!«

      Als der Rancher sich nicht rührte, traf ihn ein brutaler Faustschlag des Banditen mitten ins Gesicht.

      Ein Blutfaden zog sich aus dem rechten Mundwinkel des Zurücktaumelnden.

      »Verdammter Feigling!« knurrte der Sheriff.

      »Halt’s Maul, O’Brian!« schnarrte Kelly, »sonst hast du den nächsten Schlag in deinen Zähnen sitzen. Schätze, daß die Stadt


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