Butler Parker 134 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 134 – Kriminalroman - Günter Dönges


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trüben zu können. Er sah stets geistesabwesend und verschlafen aus, war aber ein erstklassiger Falschspieler und harter Bursche, der leicht die Kontrolle über sich verlor.

      »In der Stadt summt’s wie in ’nem Bienenkorb«, berichtete Norman Scott. »Die Gerüchte überschlagen sich, Chef. Jeder ist hinter Hitcham her!«

      »Kann ich mir lebhaft vorstellen! Etwas Konkretes herauszubekommen?«

      »Nichts, Chef. Ob Hitcham überhaupt noch in London ist?«

      »Bestimmt nicht, Norman.« Ben Atkers schüttelte den Kopf. »Dieses Risiko geht der schlaue Hund nicht ein. Der treibt sich irgendwo auf dem Land ’rum. Ich kenne doch Hitcham.«

      »Wie wollen wir dann je an ihn ’rankommen?« fragte Norman Scott.

      »Über Patricia Clanters«, erwiderte Ben Atkers wie selbstverständlich. »Das ist die Tochter des Reeders, der...«

      »Klar, ich weiß Bescheid, Chef.«

      »Hitcham ist rachsüchtig wie die Pest.«

      »Er wird sich an die Kleine ’ranmachen?«

      »Ganz bestimmt. Wir werden diese Clanters ab sofort beobachten, Norman, Tag und Nacht. Irgendwann wird Hitcham aktiv werden.«

      »Er selbst?«

      »Natürlich nicht, aber er wird einen seiner drei Leibwächter auf sie hetzen. Oder vielleicht sogar alle drei. Dann packen wir zu und lassen uns sagen, wo Hitcham steckt.«

      »Wird er sich bald rühren?«

      »Er hat sich irgendwo auf dem Land versteckt, Norman. Und er wird bald Langeweile haben. Ich kenne doch meinen ehemaligen Partner. Also wird er sich ein nettes, kleines Spielzeug besorgen lassen.«

      »Und dieses Spielzeug ist diese Clanters?«

      »Richtig. Mit attraktiven Mädchen hat er schon immer gern gespielt.« Ben Atkers lächelte versonnen. »Nein, ich glaube nicht, daß wir besonders lange warten müssen.«

      »Und die Polizei? Wird die sich nicht auch mit der Clanters befassen?«

      »Möglich, aber wir werden gerissener sein. Hauptsache, dieser Parker kommt mir nicht in die Quere.«

      »Und wenn?«

      »Dann wird nicht lange gefackelt, Norman, dann schlagen wir zu. Ich würde ihm ja normalerweise aus dem Weg gehen, aber bei siebenhundertfünfzigtausend Pfund sieht die Sache schon anders aus. Ohne Risiko kein Vermögen!«

      *

      Sie war wirklich sehr attraktiv.

      Patricia Clanters, die Tochter des verstorbenen Reeders und Erbin seines Vermögens, war groß, schlank und verfügte über all jene Rundungen, auf die es ankam. Sie trug knappe Shorts, eine mehr als leichte, tief ausgeschnittene Bluse und befand sich an diesem Nachmittag auf dem Tennisplatz eines exklusiven Clubs in der Nähe von Wimbledon. Sie war eine sportliche Frau und hatte gerade einen älteren Playboy in Grund und Boden gespielt. Patricia Clanters hatte sich ein Handtuch um den Nacken geschlungen und wollte hinauf zum Clubhaus gehen, als sie sich plötzlich einem Mann gegenübersah, der eindeutig nur ein Butler sein konnte.

      »Parker mein Name«, stellte der Butler sich vor. »Ich habe die Ehre, Lady Simpsons Haus führen zu dürfen.«

      Die junge Dame sah ihn belustigt an.

      Parker paßte natürlich überhaupt nicht in diese sportlich-ungezwungene Umgebung. Er trug seinen schwarzen Zweireiher, die schwarze Melone und hatte trotz des heißen Nachmittags nicht auf seinen altväterlich gebundenen Regenschirm verzichtet. Er sah aus wie ein lebender Anachronismus.

      »Falls Sie sich verändern wollen, Mr. Parker, ich brauche keinen Butler.«

      »Mylady schickt meine bescheidene Wenigkeit«, sagte Parker. »Lady Simpson fürchtet im Zusammenhang mit der Flucht eines gewissen Mr. Hitcham um Ihre Sicherheit.«

      »Hitcham? Ist das nicht dieser Gangster, der von meinem Vater ins Zuchthaus gebracht wurde?«

      »In der Tat, Miß Clanters. Es steht zu befürchten, daß erwähnter Mr. Hitcham sich an Ihnen rächen möchte.«

      »Was habe denn ich damit zu tun?«

      »Die Rachsucht des Mr. Hitcham ist das, was man sprichwörtlich nennt.«

      »Unsinn, ich habe keine Angst.« Patricia lächelte spöttisch. »Sollen Sie mich etwa bewachen?«

      »Nicht direkt, Miß Clanters. Mylady würde sich aber recht gern über einen Dauerschutz mit Ihnen unterhalten.«

      »Sie sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, finde ich.« Patricia Clanters’ Gesicht wurde kühl. »Abgesehen davon, Mr. Parker, Sie machen nicht gerade einen beschützenden Eindruck. Wissen Sie überhaupt, wie man mit Gangstern fertig wird?«

      »Nicht in allen Fällen, wie ich einräumen muß.«

      »Sind Sie sportlich?« Patricia Glanders sah ihn ironisch an.

      »Nicht unbedingt«, räumte der Butler erneut ein. »Sie sehen sich einem bereits angejahrten und relativ verbrauchten Mann gegenüber, wenn ich es so umschreiben darf.«

      »Spielen Sie Tennis?« Ihr schien ein etwas bösartiger Gedanke gekommen zu sein.

      »Nur in Ausnahmefällen, Miß Clanters.«

      »Kommen Sie, Mr. Parker! Spielen wir einen Satz. Ich möchte mir ein Bild von Ihnen machen. Wenn Sie einigermaßen bestehen, engagiere ich Sie vielleicht als Leibwächter.«

      »Was keineswegs in meiner Absicht läge, Miß Clanters,.«

      »Nun kommen Sie schon, sonst brauchen wir uns gar nicht weiter über diesen Gangster zu unterhalten. Kommen Sie endlich«

      »Ihr Wunsch, Miß Clanters, ist mir natürlich Befehl.« Parker lüftete seine schwarze Melone. »Ich fürchte allerdings, daß ich kaum das abgeben werde, was man gemeinhin eine gute Figur zu nennen pflegt.

      *

      »Ist das alles, was ihr zu bieten habt?« fragte Fatty Hitcham verärgert und deutete auf den nachlässig gedeckten Tisch. »Konntet ihr nichts anderes auftreiben?«

      »Wieso, Boß?« fragte Gene Potter achselzuckend. »Ist doch alles da: Schinken, Eier, Chips und Büchsenfisch.«

      »Ihr Banausen!« Hitcham verzog sein Gesicht. »Der Fraß erinnert mich ans Zuchthaus.«

      »Da scheint man nicht gerade schlecht zu leben«, frotzelte Paul Corston und merkte Sekunden später, daß er zu weit gegangen war. Er kassierte einen Blick von Hitcham, der ihn frösteln ließ.

      »Immerhin hast du es mir zu verdanken, daß du in ’nem Zuchthaus nicht schlemmen brauchtest«, sagte Hitcham dann.

      »Also schön, Boß, sag’, was du morgen haben willst. Ich werde es ’ranschaffen.« Der rundliche, stets freundlich wirkende Will Beaford lächelte vermittelnd. »Lange werden wir hier ja sowieso nicht bleiben, oder?«

      »Wir können noch in der kommenden Nacht losfahren«, schlug Gene Potter vor. »Der richtige Unterschlupf braucht nur bezogen zu werden.«

      »Ich möchte mal wieder die Rotwurst von Rich Lankwich auf der Zunge haben«, schwärmte Hitcham und lehnte sich zurück. »Ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, wie oft ich an sie gedacht habe.«

      »Was für Rotwurst?« fragte Paul Corston aus Höflichkeit.

      »Die hat’s bei uns zu Hause gegeben«, erinnerte sich Hitcham. »War billig, aber erstklassig. Bekamen wir immer am Lohntag. Sagenhafter Geschmack. Ich schmecke sie richtig, wenn ich nur daran denke.«

      »Also schön, ich werde sie morgen besorgen.« Will Beaford lächelte zustimmend.

      »Die gibt es nur in Liverpool«, sagte Hitcham. »Nur bei Rich Lankwich, die macht keiner so wie er.«

      »Liverpool ist ein bißchen weit


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