Die bekanntesten Lustspiele William Shakespeares (Zweisprachige Ausgaben: Deutsch-Englisch). Уильям Шекспир
Es begegnet mir kein Mensch auf der Strasse, der mich nicht grüsse, als ob ich längst mit ihm bekannt wäre, und jedermann nennte mich bey meinem Namen. Einige bieten mir Geld an, andre laden mich ein, andre danken mir für Höflichkeiten die ich ihnen erwiesen haben soll; andre tragen mir Sachen zum Kauf an. Diesen Augenblik rief mir ein Schneider in seine Werkstatt, und zeigte mir einen seidnen Zeug den er für mich gekauft habe, und wozu er das Maaß von mir nahm. Es kan nicht anders seyn, es besteht hier alles in lauter Einbildungen, und es wohnen lauter lapländische Zauberer hier.
Dromio von Syracus tritt auf.
Dromio von Syracus.
Herr, hier ist das Geld, warum ihr mich geschikt habt; wie, seyd ihr von dem neugekleideten Ebenbild des alten Adams los gekommen?
Antipholis von Syracus.
Was für Geld ist das? Und was meinst du für einen Adam?
Dromio von Syracus.
Nicht den Adam der das Paradies hütete, sondern den Adam, der das Gefängniß hütet; den, der in des Kalbs Fell geht, das für den verlohrnen Sohn geschlachtet wurde; der, wie ein böser Engel hinter euch hergeschlichen kam, und euch eure Freyheit vergessen ließ.
Antipholis von Syracus.
Ich verstehe dich nicht.
Dromio von Syracus.
Nicht? die Sache ist doch ganz deutlich; der Kerl, der dahergieng, wie eine Baßgeige in einem ledernen Ueberzug – –Hier folgen im Original noch etliche sinnreich seyn-sollende Umschreibungen, die aber in lauter Wortspielen bestehen, so sich nicht deutsch machen lassen. mit einem Wort, den Gerichtsdiener.
Antipholis von Syracus.
Laß einmal deine unzeitige Schäkereyen, und sag' mir, hast du ein Schiff gefunden, das diese Nacht abgeht?
Dromio von Syracus.
Wie, Herr? ich brachte euch ja Nachricht, daß die Barke Expedition diese Nacht auslauffe, aber ihr wurdet von dem Gerichtsdiener aufgehalten, euch an Bord zu begeben; hier sind die Engel, nach denen ihr mich schiktet, um euch zu befreyen.
Antipholis von Syracus.
Der Bursche weiß nicht recht wo ihm der Kopf steht; und so gehts mir auch; wir irren hier unter lauter Blendwerken herum; irgend ein guter Geist bring uns unbeschädigt wieder hinweg!
Englisch
SECHSTE SCENE
Die Courtisane zu den Vorigen.
Courtisane.
Wir treffen einander recht gelegen an, Herr Antipholis. Ich seh' ihr habt endlich den Goldschmidt gefunden; ist das die Kette, so ihr mir heute versprochen habt?
Antipholis von Syracus.
Zurük, Satan! Versuche mich nicht, sag' ich dir.
Dromio von Syracus.
Herr, ist dieses Frauenzimmer der Satan?
Antipholis von Syracus.
Es ist der Teufel.
Dromio von Syracus.
Nein, sie ist noch etwas ärgers, sie ist des Teufels Großmutter.Hier ist man wieder genöthigt, die Einfälle des Dromio wegzulassen, die sich alle um die Zweydeutigkeit des Worts light herumdrehen, welches Licht und leicht heißt. a light Wench (ein leichtes Mensch) ist im Englischen so viel als eine Hure. Diß giebt dann dem Dromio Anlas zu sagen: Dieses Frauenzimmer sey des Teufels Mutter in Gestalt einer Hure (of a light Wench.) Nun (sagt er) steht geschrieben, die Teufel erscheinen den Leuten in Gestalt der Engel des Lichts, (Angels of light.) Licht ist eine Würkung des Feuers, und Feuer brennt, ergo brennen die Huren, (light-Wenches will burn) folglich kommt ihr nicht zu nahe.
Courtisane.
Euer Diener und ihr seyd erstaunlich spaßhaft, mein Herr. Wollt ihr mit mir gehen, wir wollen unser Mittag-Essen hier verbessern.
Antipholis von Syracus.
Zurük, böser Feind! Was sagst du mir vom Nacht-Essen? Du bist eine Hexe, wie ihr alle seyd; ich beschwöre dich, daß du von mir ablassest, und deines Wegs gehest.
Courtisane.
Gebt mir entweder meinen Diamant-Ring wieder, den ihr mir beym Essen abgezogen, oder die Kette, die ihr mir versprochen habt, so will ich gehen und euch nicht beunruhigen.
Dromio von Syracus.
Andre Teufel verlangen nur Kleinigkeiten, einen abgeschnittnen Nagel, einen Strohhalm, ein Haar, einen Tropfen Bluts, eine Steknadel, eine Nuß oder einen Kirschenstein; aber diese ist so gierig, daß sie eine Kette haben will. Herr, seyd gescheidt; wenn ihr's thätet, wer weiß was für ein Unglük daraus entstehen würde.
Antipholis von Syracus.
Pake dich, du Hexe! Komm, Dromio, wir wollen gehen.
Dromio von Syracus.
Es wird das sicherste seyn – –
(Sie gehen ab.)
Englisch
SIEBENDE SCENE
Die Courtisane bleibt zurük.
Courtisane.
Ausser allem Zweifel ist Antipholis närrisch worden, sonst würd' er sich nimmermehr so aufführen. Er hat einen Ring von mir, der vierzig Ducaten werth ist; er versprach mir eine Kette für den Ring, und nun schlägt er mir beydes ab. Noch ein andrer Umstand, der mir's glaublich macht, daß er toll ist, ist ein närrisches Mährchen so er heute bey Tisch erzählte, man habe seine eigne Hausthüre vor ihm verschlossen; seine Frau müßte es dann darum gethan haben, weil sie schon weiß, wenn er seinen Anstoß von Tollheit zu kriegen pflegt. Izt will ich nach seinem Hause gehen, und seiner Frau erzählen, er sey heute, da er eben in seiner tollen Stunde gewesen, in mein Haus eingedrungen, und habe mir mit Gewalt meinen Ring genommen. Das däucht mir das sicherste; denn vierzig Ducaten verliehren, das wäre zuviel auf einmal.
(Sie geht ab.)
Englisch
ACHTE SCENE
Die Strasse.
Antipholis von Ephesus, mit einem Kerkermeister.
Antipholis von Ephesus.
Besorge nichts, guter Freund; ich will nicht ausreissen; ich will dir, eh ich dich verlasse, so viel Geld zum Unterpfand geben, als die Summe beträgt um derentwillen ich in Verhaft bin. Meine Frau ist heute nicht im guten Zeichen; sie wird meinem Bedienten nicht getraut haben. Ich versichre dich, es würd' ihr hart in den Ohren tönen, wenn sie hörte, daß ich in Ephesus feste sizen soll. – –
Dromio von Ephesus mit einem Strik.
– – Hier kommt mein Knecht; ich denk', er bringt das Geld. Nun, Herr Patron, habt ihr das, wornach ich euch geschikt habe?
Dromio von Ephesus.
Hier ist etwas, ich bin euch gut dafür, das sie alle bezahlen soll.
Antipholis